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ÜLivier, Heinrich von. Olivier, Michcl Barloloxue.
OLiViCT, Heinrich VOR; Historienmaler, wurde 1785 zu Dessau
eburen. Sein Vater, der hochverdiente Piitlagog von OLivier, ein
iandsmann des berühmten Pestalozzi, bemerkte in ihm schon früh-
zeitig entschiedenen Hang zur bildenden Iiunst, und suchte diesen
Keim auch nicht zu unterdrücken, da er in seinem Erziehungs-
plane auch den schönen Künsten eine Stelle einränmte. Der Va-
ter hätte es indessen gerne gesehen, dass sich wenigstens einer
seiner Sühne dem Unterriehle widme, allein weder Heinrich, noch
seine zwei oben erwähnten Brüder, Ferdinand und Friedrich, ka-
men dem Wunsche des Vaters entgegen, sonder-n zogen es vor,
der llialerei ihre 'l'hätigkeit zu widmen. Das zu jener Zeit in Des-
sau gegründete chalkographische Institut war nicht ohne Einfluss
auf die Richtung, welche die beiden iilteren Olivier einschlugen,
und dann war es Dr. (LÄV. Iiolbe, der den Brüdern den sorgfäl-
tigsten Unterricht crtheilte. Fest entschlossen, die einmal betretene
Bahn zu verfolgen, gingen die angehenden Künstler 185,1 nach
Dresden, doch mehr zur freien Benutzung der dortigen Kunstsamm-
lungen, als um vom Besuche der Akademie Nutzen zu ziehen, in-
dem die damaligen Iinnstanstalten dieser Art bei dem heramvach-
senden Gesehlechte in iYlissachtung gelanmmen waren. Dass Hein-
rich in Dresden der mehrjährige Geführte seines Bruders Ferdinand
war, haben wir im Artikel desselben gesagt, so wie auch, dass beide
1807 nach Paris sich begaben, wo ihnen das Mnsee Napoleon of-
fen stand. llier kamen ihnen reiche Quellen zum Studium jegli-
cher Art entgegen, und durch die Gnade ihres Imndesfiirsten fan-
den sie auch bald Gelegenheit, die Summe ihrer Kenntnisse in ei-
genen YVerken darzulegen. Sie führten fiir die Iiirche in Wörlitz
zwei historische Bilder aus, deren Inhalt wir im Artikel des Fer-
dinand von OLivier bezeichnet haben, so wie jenen eines dritten Por-
traitbilrles. im Jahre 1810 verliessen die beiden Olivier Paris, ohne dass
die neufranzösische Schule auf den einen oder den anderen dieser
Künstler Einfluss gehabt hätte, und Olivier sen. fuhr stets fort, nach
der Weise der älteren sinnigen Meister seine ltunst zu üben. Er
führte in Dessau eine bedeutende Anzahl schöner Werke aus, die sich
durch Anmuth der Coinposition eben so sehr empfehlem-als durch
Zartheit der Behandlung. Olivier lebte auch einige Zeit in Wien,
und da copirte er ein treffliehes Bild des Pordenone, die heil. Ju-
stina vorstellend, und den Herzog Ercole von Ferrara als Magus
vor ihr kniend. Das Original befindet sich im k. k. Belvedere, und
die Copie sahen wir 1353 auf der Iiunstausstellung in München.
Eigene Compositionen des Künstlers sieht man in den Kirchen sei-
ner Vaterstadt und in Privatsammlungen. Olivier arbeitet noch ge.
geuwärtig in Dessau.
Ülivier, Mlcllßl Bartolome, Maler und Radirer von Marseille,
genoss hier den ersten Unterricht, und ging nach Paris, Wo
der Künstler sein Glück machte. Er malte m1! ßellall Bildnisse und
Histurien, besonders aber Darstellungen, welche_Leben und Sitten
im Costiime der Zeit versinnlichen. Er war Holmalm- des Prinzen
von Conti. Für diesen malte er neben anderen ein grosses Jagd-
gßslmähl, welches im Sehlosae Isle (Phdßlflflufgßälßlll wurde, ne-
ben einer englischen Theegesellschaft. Olxvler. war auch Mitglied
der Akademie zu Paris und da starb er 1784, 1m 72. Jahre.
Wir haben von ihm folgende radirte Blätter:
2) Zwei bekleidete weibliche Figuren, qu. fol.