O Livier ,
Johann
Heinrich
Ferdinand
VOII.
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Poleon, welches damals mit den griissten Werken aller Zeiten
prangte. die reichsten Quellen aufscliloss. Olivier behielt haupt-
sächlich die grossen Historienmaler im Auge, und nahm für die
Landschaft einen solchen Maassstab, wwiuach sie sich eignete, selbst
Figuren im ernsten historischen Stylein sich antzunehmeii, die
aber nicht als zufälliges Beiwerk (Staffage) erscheinen, sondern
Stets in der Idee des Ganzen innig verweht sind.
Im Jahre 1803 erhielten die beiden Olivier Gelegenheit, von dem
bisher Erlernten im Grösseren eine Anwendung zu machen. Der
Herzog von Dessau trug ihnen auf, gemeinschaftlich mehrere lii-
storisclie Bilder von ansehiilichcm Umfange für ihn auszuführen,
von welchen die 'l'aufe Christi und die Einsetzung des Abendmahls
zur Ausschmiichung der von dem llcrzoge hergestellten gothischen
Kirche in YVörlitz bestimmt wurden. Die Künstler erhielten den
Auftrag, diese beiden Gemälde im strengen alten Iiirchenstyle zu
halten, und die Empfehlung ihres Fürsten an Denon verschaffte
ihnen eine uniimschränkte Benutzung des Museums. Zu diesem
Auftrage kam dann noch ein anderer, die Ausführung eines le-
bensgrossen Reiterbilcles von Napoleon , welches mehr einen
historischen Charakter tragen, als einen bestimmten Zug aus
dem Leben des liaisers schildern sollte. Zur Erreichung der
Aehnlichkeit blieb nichts iibrig, als die besten sich vorfindenden
Portraite zu Grunde zu legen, und durch häufige Betrachtung der
Person des Kaisers die unmittelbare Naturwahrheit, so viel es sich
thun liess, zu erreichen. Dieses Gemälde irurde in Dessau auf-
gestellt, wovon später Leute aus der nächsten Umgebung des Iiai-
sers urtheilten, dass es in Ausdruck, Haltung und Geberde der
Wahrheit näher Iiiime, als die meisten bekannten Bildnisse der
französischen lYIeister. Der ganzen Anordnung nach stellte "es den
Kaiser als überwunden und im vollen Rückzuge dar, aber dieser
Sinn entging den Augen der Franzosen. Zu Anfang des Jahres
1310 Verlies: Olivier Paris, und kehrte in die Heimath zurück, wo
er vor allem die in Frankreich angefangenen Werke vollendete, bis
ihn endlich der politische Druck, unter welchem damals das nörd-
liche Deutschland seufzte, in Oesterreieh ein Asyl zu suchen zwang.
Er kam 1811 mit seinem jiingern Bruder, Friedrich von Olivier,
in Wien an, wo durch Wächter, einem unmittelbaren Nachfolger
Carstens, die neue Kunstrichtung nur bei einigen jiingern iliiinst-
lern Eingang gefunden hatte, und Olivier gelang es, für diesen
engeren Iircis mehrere Jahre hindurch in seinem Hause einen Ver-
einigungspnnkt zu bilden. In Wien schloss sich Olivier auch an
den Landschaftsmaler Joseph Iioch an, der unsern Iiunstler bei
den heftigen Widerspriißhell, die 91' erfüllt, ermunterte, auf seiner
hetretenen Bahn tbrtzulahren. Olivier unternahm jetzt auch wie-
derholte Reisen nach Steyermarl-t und Salzburg, und die von dort
mitgebrachten Studien, weil sie etwas anderes als die bis dahin ge-
wöhnlichen Veduten enthielten, haben wenigstens in Wien vieles
beigetragen, dass die Aufmerksamkeit auf die ausserordentliche
Schönheit jener Gebirgsliinder geleitet wurde. Er gab" 1825 zu
Wien bei Iiunike auch eine Folge von eigenhändig lltliographirten
Blättern heraus, unter dem Titel:
Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden nach de]!
Sieben Tagen der Woche, verbunden tdurch zwei allegori-
ßche Blätter.
d Qiese Blätter gehören zu den vorziiglichsten Leistungen. die bll
ahm "I! landschaftlichen Fache erschienen. Anordnung und C0111-