Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

O Livier , 
Johann 
Heinrich 
Ferdinand 
VOII. 
341 
Poleon, welches damals mit den griissten Werken aller Zeiten 
prangte. die reichsten Quellen aufscliloss. Olivier behielt haupt- 
sächlich die grossen Historienmaler im Auge, und nahm für die 
Landschaft einen solchen Maassstab, wwiuach sie sich eignete, selbst 
Figuren im ernsten historischen Stylein sich antzunehmeii, die 
aber nicht als zufälliges Beiwerk (Staffage) erscheinen, sondern 
Stets in der Idee des Ganzen innig verweht sind. 
Im Jahre 1803 erhielten die beiden Olivier Gelegenheit, von dem 
 bisher Erlernten im Grösseren eine Anwendung zu machen. Der 
Herzog von Dessau trug ihnen auf, gemeinschaftlich mehrere lii- 
storisclie Bilder von ansehiilichcm Umfange für ihn auszuführen, 
von welchen die 'l'aufe Christi und die Einsetzung des Abendmahls 
zur Ausschmiichung der von dem llcrzoge hergestellten gothischen 
Kirche in YVörlitz bestimmt wurden. Die Künstler erhielten den 
Auftrag, diese beiden Gemälde im strengen alten Iiirchenstyle zu 
halten, und die Empfehlung ihres Fürsten an Denon verschaffte 
ihnen eine uniimschränkte Benutzung des Museums. Zu diesem 
Auftrage kam dann noch ein anderer, die Ausführung eines le- 
bensgrossen Reiterbilcles von Napoleon , welches mehr einen 
historischen Charakter tragen, als einen bestimmten Zug aus 
dem Leben des liaisers schildern sollte. Zur Erreichung der 
Aehnlichkeit blieb nichts iibrig, als die besten sich vorfindenden 
Portraite zu Grunde zu legen, und durch häufige Betrachtung der 
Person des Kaisers die unmittelbare Naturwahrheit, so viel es sich 
thun liess, zu erreichen. Dieses Gemälde irurde in Dessau auf- 
gestellt, wovon später Leute aus der nächsten Umgebung des Iiai- 
sers urtheilten, dass es in Ausdruck, Haltung und Geberde der 
Wahrheit näher Iiiime, als die meisten bekannten Bildnisse der 
französischen lYIeister. Der ganzen Anordnung nach stellte "es den 
Kaiser als überwunden und im vollen Rückzuge dar, aber dieser 
Sinn entging den Augen der Franzosen. Zu Anfang des Jahres 
1310 Verlies: Olivier Paris, und kehrte in die Heimath zurück, wo 
er vor allem die in Frankreich angefangenen Werke vollendete, bis 
ihn endlich der politische Druck, unter welchem damals das nörd- 
liche Deutschland seufzte, in Oesterreieh ein Asyl zu suchen zwang. 
Er kam 1811 mit seinem jiingern Bruder, Friedrich von Olivier, 
in Wien an, wo durch Wächter, einem unmittelbaren Nachfolger 
Carstens, die neue Kunstrichtung nur bei einigen jiingern iliiinst- 
lern Eingang gefunden hatte, und Olivier gelang es, für diesen 
engeren Iircis mehrere Jahre hindurch in seinem Hause einen Ver- 
einigungspnnkt zu bilden. In Wien schloss sich Olivier auch an 
den Landschaftsmaler Joseph Iioch an, der unsern Iiunstler bei 
den heftigen Widerspriißhell, die 91' erfüllt, ermunterte, auf seiner 
hetretenen Bahn tbrtzulahren. Olivier unternahm jetzt auch wie- 
derholte Reisen nach Steyermarl-t und Salzburg, und die von dort 
mitgebrachten Studien, weil sie etwas anderes als die bis dahin ge- 
wöhnlichen Veduten enthielten, haben wenigstens in Wien vieles 
beigetragen, dass die Aufmerksamkeit auf die ausserordentliche 
Schönheit jener Gebirgsliinder geleitet wurde. Er gab" 1825 zu 
Wien bei Iiunike auch eine Folge von eigenhändig lltliographirten 
Blättern heraus, unter dem Titel: 
Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden nach de]! 
Sieben Tagen der Woche, verbunden tdurch zwei allegori- 
ßche Blätter. 
d Qiese Blätter gehören zu den vorziiglichsten Leistungen. die bll 
ahm "I! landschaftlichen Fache erschienen. Anordnung und C0111-
	        
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