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Ohlmiiller ,
Joseph
Daniel.
Bamberg 1791, gestorben zu München 1839. Dieser im kräftig-
sten Wirken auf der Bahn zum schiinstcn Ziele vom Tode zu frühe
dahingeralfte Künstler, war der Sohn eines wissenschaftlich gebil-
deten Bürgers, der daher dem Sohne zu gleicher Bildung jeden
Vorschub gab. Von 1809 1811 besuchte der Jüngling das tech-
nische Institut seiner Vaterstadt, welches damals unter Leitung des
13275 verstorbenen A. Sensburg stand, und nebenbei frequentirte er
ein Lyceum die Vorlesun en über Naturwissenschaften. Schon frü-
her hatte er Angesichts des Domes und anderer Ueberreste mittel-
alterlicher deutscher Iiunst in Bamberg grosse Vorliebe für die Ar-
chitektur gefasst, und als er jetzt auch noch die mächtigen 31g-
deutschen Baudenkmale in Ulm und Regensburg gesehen hatte, war
er fest entschlossen, sich ausschliesslich der Baukunst zu widmen.
Gegen das Ende des Jahres 1811 begab er sich dann nach Mün-
chen, um unter Prof. C. v. Fischer seine ernsteren Studien zu be-
ginnen, und. wie sehr ihm seine Ausbildung aiu Herzen lag, be.
weisen die Menge grosser Sepiazeichnungen von griechischen Per-
talen, Capitälen, Siiulenstüeken u.s. w. aus jeuerZeit, jede mit unge-
ineinem Fleisse in natürlicher Grösse und darüber, mitgenauerAngabe
des Lichtes und Schattens ausgeführt. Diese war damals Sitte im
Gebiete des architektonischen Unterrichts, und Vignola musste noch
das Meiste thun. Im Jahre 1815 trat Olilmüller eine Reise nach
Italien an, um durch eigene Anschauung und durch das sorgfälti-
pere Studium der alten Baudenkmäler in seinem Fache sich allsei-
iger und gründlicher auszubilden. Er sammelte jetzt in Rom und
zu Florenz, in Neapel und Sieilien einen reichen Schatz von Zeich-
nungcn und Planen aller Art; denn als Freund der Natur und ih-
rer grossartigen Erscheinungen fertigte er selbst eine Ansicht des
Vesuv, des Aetna u. s. w. Von grösster Genauigkeit sind seine
Zeichnungen und Risse zum Tempel des Serapis zu Puzzuoli,
Dann zeichnete er auch die Tempel der Ceres und des Neptun
in Piistiim; den Tempel der Juno und die Fragmente vom Tem-
pel des Jupiter Olyinpius zu Girgenti; die Tempel zu Segesta und
Selinunt. An den Iiunstdcnkmiilern Sicilieiis machte er die um-
fassendsten Studien, dann vorn Junotempel zu Girgenti und vom
Theater zu Taormina hintcrliess Ohlmiiller auch treu ausgeführte,
vollständige landschaftliche Ansichten.
Die letzte Zeit seines Aufenthaltes in Italien verlebte c-r in Rom,
und von da aus berief ihn L. von filenze als Inspektor beim Baue
der k. Glyptothek in München. Ohliniiller war da bis 1850 be-
schliftiget, und unterdessen auch zum k. Civilbauinspektor, so wie
zum Mitglied des Baukunstausschusses in München ernannt, fand
er jetzt Gelegenheit, auf das dort lebhaft underfolgreich begon-
nene Streben zur Verbesserungdes Lanclbauwesens, namentlich
aber zur Verschönerung der Hauptstadt mitzuwirken. Nach seinen
Plänen, und nach seinen Verbesserungen vorhandener Entwürfe,
wurden viele Schulhäuser, Forst-, Oelionoinie- und Zollgebäude,
Pfarrhöfe, Dorfkirchen u. s. w. erbaut. Yen ihm rühren auch die
Pläne zu dem Badehause in Stehen bei Whtrlbllrg und des Salinen-
ümtsgebiiudes zu lleichenhall her. Ueberdiess fanden sich in sei-
nein Nachlasse noch viele andere Entwiirte, die nicht zur Ausfühi
Kling gekommen waren, und sümintlich uinnggo entstanden seyn
dllvlten, so wie auch verschiedene perspektivische Ansichten und
Aufrisse von Kirchen und Hüusern im byzantinischen Style in Aqua-
rell jener und der kurz darauf folgenden Periode angehören. Diese
Zeichnungen sind von grosser Schönheit der Ausführung und in rei-
nem Geschmacke entworfen, in vcllkommenster Harmonie derTheile.