Odevaere ,
Joseph
Dionis.
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lande, sondern auch in Italien grosse Anerkennung fanden, wenn
auch die Criiik nicht immer schwieg. In Piom malte er die Krö-
nung Carl des Grosiien und Pabst Leo lII., zwei Bilder, von wel-
chen das erste in de Basfs Annalesidu salon de Gand p. 28 abge-
bildet ist. Hierauf erhielt er den Auftrag, im Quirinal auf Monte
Cavallo zwei grosse Bilder in Fresco auszuführen, das eine den
Romulus mit der dem Feinde abgenommenen Beute, das andere
Griechen und Trojaner im Streite um Hektofs Leiche vorstellend;
allein die Zeitverhiiltnisse wirkten hindernd ein. Gegen Ende des
Jahres 1812 verliess Oilevaere Rom, und kehrte nach Paris zuriick,
wo ihm jetzt der liaiser eigenhändig die grosse goldene Iirönungs-
niedaille überreichte. In demselben Jahre sah man von ihm auf
der Pariser Hunstausstellung das Gemälde, welches den König von
Rom auf dem Capitol vorstellt; ferner ein Altarbild mit dem Leich-
nam Christi auf dem Schoosse der Mutter mit Johannes und Mag-
dalena, lebensgrosse Figuren, und ein drittes Bild, welches er
mit beiden ervvähnten_zuletzt noch in IIom ausführte, stellt Iphi-
genie in Aulis vor, wie sie, von der Mutter begleitet, im griechi-
schen Lager vor Aulis bei ihrem Vater Aganicmnon ankommt.
Dieses Gemälde ist 20 Fuss breit und {[1 Fuss hoch, beurtheilt
in Schlegehs deutschem Museum IV. 536, In Rücksicht auf Dich-
tung und dramatisches Interesse bot dieses Bild manchen Stoff zur
Bemerkung, die Zusammenstellung so zahlreicher Figuren, der
malerische Effekt, der harmonische Ton. das warme und kräftige
Colorit fand aber grosses Lob. Das Bild ist auch in technischer
Hinsieht meisterhaft und mit liebevollem Fleisse durchgeführt.
Nach der Catastrophc von 1814 begab sich Odevaere von Paris
nach Brügge, wo ihn der König Wilhelm I. 1815 zum Ilofiiialer
ernannte, und das erste Bild, welches er als solcher malte, stellt
die Union von Utrecht 1579 vor. Hierauf malte er aus Auftrag
des Iiiinigs die Schlacht von Nieuport, 14 Fuss hoch und 18 Fuss
breit, und ein anderes grdsses Bild, welches er für den König aus-
fiihrte, stellt die Schlacht bei Waterloo dar,-oder vielmehr den
Moment, in welchem der Erbprinz bei Waterloo verwundet wurde.
Dieses Gemälde sah man 1817 zuerst auf der Ausstellung zu Gent,
und hierauf wanderte es an andere Orte zur Beschaunng. Von
zwei kleineren Werken aus jener Zeit stellt das eine den Tod des
heil. Lorenz, das andere Rafael von Urbiiio vor, wie ihn Bramante
dem Pabstc vorstellt. Andere renomirte Werke dieser Art sind fer-
ner: der Triumph des Qirnabue, der Maler Qavid in seinem Ate-
lier, die Bildnisse des Iionigs und des Kronprinzen u. a. _Ein Ge-
mälde von grossern Umfange, 24 auf 16 Fuss gross, stellt die Grun-
dung der Macht des Hauses Oranien _vor, 1825 vollendet. Es ist
dies: die Vereinigung der merkwurdigsten Personen, eine Scene
von lebhaftem Interesse, an eine merkwürdige Geschichtsepoche
erinnernd. So ein Staatsbild ist auch jenes der Inauguration des
Königs zu Briissel 1815, mit den Portraiten der bei der Feier an-
weseuclen Personen. Im Jahre 1826 Sah man auf der Genter Kunst-
ausstellung ein anderes, sehr grosses Gemälde von Odevaere: die
Aufopferung des Themistokles und der Athenienser für die Frei-
heit Griechenlands, und um dieselbe Zeit behandelte er auch eine
Episode aus der neuesten griechischen Geschichte, den letzten Tag
V00 Missolonghi vorstellend. An diese Bilder reihen sich noch
etliche grosse Iiirchcnbildcr und kleinere Cabinetstiicke, in welchen
er Viel grösseres Lob verdient, als in einigen seiner grossen Werke.
Odevaere wurde lange Zeit als der erste Historieninaler genannt,
endlich aber fing die Critik an, ihm seinen Ruhm etwas streitig
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