Ncuremher ,
Engen
Napolcon.
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Ei- malte neben andern Künstlern im Königshaus, itn Salon, der-
Iiünigin Wieland's Oberon, wo der Künstler wieder in sei-
nem eigenthiimliehen Elemente sich bewegen konnte. Neuron-
ther's Namen verkündet ferner die Prachtausgabe von J. G. von
Herder's Cid. Stuttgart 1859. Der Iiünstler illustrirte diese Aus--
gabc durch 70 Zeichnungen, welche von Thompson, Grave, Bran-
stun u. a. meisterhaft in Holz geschnitten wurden. Jedes der vier
Bücher hat einen Prachttitel, und die übrigen Verzierungen hat der
Künstler an die Anfange der Romanzen gesetzt, thcils als Vignet-
ten und Randzeichnungen, tlieils als Arabeslscnvcrzierungen be-
handelt. Dies ist das erste illustrirte Originalwerk der deutschen
Typographie.
Im Jahre 1353 war Neureuther in Rom, wo sich ihm eine
neue VVelt und reicher Steif für sein Combinationsvermögen
darbot. Am lebendigsten sprachen ihn Roms Villen an, mit
ihren Ruheplätzen und Fernsiehten, mit ihren Trümmern al-
ter Kunst zwischen der jugendlich llirlwuehernden Natur, mit ih-
ren Wasserwerlsen, Bäunien und Blumen, mit ihrer ganzen herr-
lichen Vegetation, und sie traten einzeln ihm zu Bildern zusam-
men. Eines derselben, in Oel gemalt, stellt die über und in den
Trümmern der diocletianisehen Kaiserpalläste wie in einem Zau-
bergarten aufgesehossene Villa Milz (ehemals Spada) dar, und aus-
führlich beschrieben im Iiunstblatte 183g N0. 5. In der Mitte des
Gemäldes üiTnet sich die düstere Halle des unteren Geschosses des
alten Pallastes, mit einer Götterstatue im schwachen Däniiiierlichte.
Ueber diesem Dunkel der Vergangenheit breitet sich der blühende
Piosengarten aus mit seinen Lauben und Gebüschen, mit seinen
Pinien und Cypressen. Links iilfnet sich die Aussicht über das
Tiberthal und das alte Ruin, rechts übersieht man das neue Rom.
Beide Ansichten, die eine im Schimmer der Abendsonne, die an-
dere im Morgensunnendulläysind durch verzierte Rahmen einge-
fasst, und vor denselben am Boden passende Staiiagen von pveni-
gen Figuren angebracht. Den Sockel bildet ein Aufriss der Iiai-
serpalläste in ihrem ehemaligen Praehtzustande, geisterhaft, grau
und unbestimmt gehalten. Die Oelgemiilde dieses Künstlers sind
selten, desto häufiger aber die Zeichnungen in Aquarell. Indessen
sprechen seine zauberisch phantastischen Gestaltungen in Frescn,
in Aquarell, in einfacher Zeichnung und in Radirung fast noch H1
höherem Grade an, als in Oel. Sein Verdienst in jener Art ist
ganz eigenthiinilieh. Auch die oben erwähnte Ansicht von Ilnni
von der Villa Milz aus ist in Aquarell vorhanden. Diese herrliche
farbige Zeichnung limn 1839 zur Verleosung des Iiunstvereins in
München. Da hatte man öfter Gelegenheit, von seinen sinnigen Dar-
stellnngen aus Dichtern zu sehen, so wie auch andere Bilder und
Ansichten, die immer auf originelle Weise behandelt sind. So sa-
hen wir z. B. eine Ansicht des Dorfes Thalliirchen im Arabeslsen-
Styl. In neuester Zeit beschäftigte den Künstler die Darstellung
des glänzenden Mashenzuges, welchen die Künstler und Iinnst-
freunde Münchens im Carneval 1840 hielten. Der Zug selbst wird
in einem eigenen Werke von Dr. Marggraif beschrieben, Nenrcu-
ther stellte ihn aber nicht in jener Ordnung der, wie er gehalten
Ivuljdfi, sondern in seiner geistreiehen Arabeslienformi Die Com-
PPSIUQn ist eine der reichsten und gliinzendsten dieser Art, durch
Cm Gemälde in NVasserfarben und durch eine trelTlii-he Rndirung
bwßljallnt. Im unternTheile entsteigt der mittelalterliche CODJUS den
(Kälbern, und bläst zum Zuge. In der Mitte des Bildes sinchdie
Helden des Tages, der Kaiser Maxiiuilian und Dürer in würdiger
lYaglefsKünstler-Lax. Bd. X. 14