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Ncsselthaler,
Michael.
,beredte Cicerone war Nesselthalei": Freund; letzterer musste ihm
aber öfter das Lob überlassen, wie diess mitwlen künstlichen Mond-
scheinen der Fall war, womit-elleifenstein bei der verwittweten
Grossherzogin von Weimar sehr gross that. Doch von diesen
Transparenten erzählen wir erst weiter unten, in-der ersteren Zeit
beschäftigte ihn mehr die Encanstik. Nesselthaler malte für das
encaustische Cabinet der russischen Kaiserin eine bedeutende An-
zahl von Bildern: die aldobranclinische Hochzeit; Alexander und
Boxane nach Balael; Amor und Psyche in einer Landschaft; meh-
rere. kleinere Bilder nach Art der Cameen u. s. w. Die Bestellun-
gen für den russischen Hof waren bedeutend, Nesselthaler führte
aber nebenbei auch für andere Herren und Damen enkaustische Bil-
der aus, bis ihn endlich der Erzbischof Hieronymus nach Salz.
burg an seinen Hof berief. Seine ersten VVerhe, welche er da
ausfiihrte, sind zwei Darstellungen aus der deutschen Geschichte:
Hermamfs Bund gegen (llßvliölüßlf und die Frietlensgesandtschaft
der Römer an die Deutschen vorstellend. Nach Beendigung dieser
Bilder malte der Künstler fiir den Erzbischof eine Reihe encausti-
scher Gemälde, und binnen drei Jahren waren 56 Stücke verschie-
denen Inhalts fertig. Zur Belohnung ernannte ihn der Prälat zum
Truchsess und Gallerieinspelstqr, und ertheilte ihm iiberdiess auch
die Erlanbniss, für Fremde malen zu (liirfen. Mittlerweile wirk-
ten die Bricgsunruhen auf die Iiunst hemmend ein, und auch die
Hunstliebhaberei, welche Nesselthalern viel eintrug, liess nach.
Auch die ihm anvertraute Gallerie sah er geschmälert. Ueher die
List, deren sich Lacourbe bediente, um durch Nesselthaler die
besten Gemälde der erzbisehötlichen Gallerie kennen zu lernen,
und wie er dieselben mit sich nach Frankreich nahm, s. Üester-
reichisches Archiv 1855 NO- 29- In NQ- 50 dieses VVerkes liest
man eine andere Anekdote, wie der Maler U r (Unterberger?)
ihn Misertaure genannt habe, eine Verstümmelung des Namens,
die auch in einige Schritten übergegangen ist. Man kann über-
liaupt Öfter von diesem Hiinstler lesen; nicht am vortheilhafteslen
in der oberdeutschen Literaturzeitung, deren Redacteur (Hühner)
ihn tadelt, weil er sich beinahe in jedem Zweige der Malerei ver-
sucht hat, und nach Hiibneüs Ansicht eben desswegen in keinem
Zweige etwas Grosses zu leisten im Stande gewesen, _was indessen
zu strenge geurtheilt ist. Nesselthaler malte nämlich nicht allein
in Oel und Encaustik Bilder jeder Art, sondern auch in Fresco,
in Wasserfarben u. s. w. In der Iiirche des Dorfes Brixen ist von
ihm ein Frescobild, welches Yierthaler in seinen Wanderungen
durch Salzburg II. 171 rühmt. In der (Pfarrlsirche zu Polling sind
viele Bilder von ihm, in Hallein die Geburt Christi am Huchaltare,
iandere Gemälde seiner Hand sieht man zu Brunnecken, tVindisch.
matrey, Gröding. Dann fertigte Nessßlthaler auch viele Transpa-
rentgemälde, die zu Schirmen, Nachtlampem und Supraportcn
dienten. Fiorillo nennt ihn den eigentlichßn_Erlinder der 'I'razxs-
Parente. An diese vielen Werke schliessen SlCh dann die Hand-
zeichnungen, griisstentheils Landschaften und architektonische An-
sichten, theils in Wasserfarben, theils in Sepla, und meistens den
romantischen Gegenden Salzburgs entrlülllmßll. Duprö stach nach
ihm die Ansicht von Leopoldshrone.
NBSSCIthQIGf, Imchael: Bildhauer und akademischer-Künstler, zu
Wien. Wir_kennen seine Lebeiisverhültnisse nicht, wissen nur,
dass er 1826 In Wien gestorben 1st.