Volltext: Müller, Jan. [vielm. Jens Peter] - Passe, Wilhelm de (Bd. 10)

entscheidenden Moment dar, in welchem Wallenstein die Tren- 
nung zwischen Max und "fhekla ausspricht, und dadurch seinen 
Untergang bereitet. Die Bilder der Liinctte weisen auf die inneren 
und äusseren Gewalten hin, welche Wfallenstein beherrschen: die 
Sterndeiiterei und die Soldatcsha. Links ist der astrologische Tliurm, 
Scni beobachtet die Gestirne. und Wallenstein im Beiseimantcl horcht 
gedankenvoll den Olicnharungen. Rechts ist das Lager niit seinem 
Getümmel. Beide Compositioncii sind sowohl in den Charakteren 
als in der frischen und kraftvollen Farbe vortreillicli gelungen. 
Sehr bezeichnend, sowohl für den Faden des Dramas als für die 
Gedanl-ienweise des Dichters, sind die Bilder aus der Braut von 
Messina. Für das llauptgeniälde war wohl nur der Augenblick zu. 
wählen, wo zwischen den liauin versöhnten Brüdern der unglück- 
liche Zwist von Neuem ausbricht, und den Tod des einen zur 
Folge hat. Don Cesar stürzt voll Wutli in den Garten von Don 
Manuel, der so eben von Beatrice das Geständiiiss erhalten hat, 
dass der Bruder sie gesehen habe. Mit Entsetzen" fährt er beim 
Anblick des Paares zurück und rcisst das Schwert aus der Scheide. 
Als Einleitung und Erklärung des Bruderzwistes ist in dein Bilde 
der Lünette die Ungliieksprophczcihung angebracht, welche der 
alte Fürst von dem Zeichendcuter empfängt. Die Sceiie neben 
dieser ist der Schluss des Ganzen; in der geöffneten Iiirche er- 
blickt man den ermordeten Don Manuel auf dem Catafalls, und 
wie Don Cesar sich den Dolch ins Herz stiisst. Diese beiden Cüllb 
positioneii sind in Ausdruck und Anordnung von grosser Schön- 
heit, uiid sprechen die hochtragische Stimmung, in welcher das 
Ganze gehalten ist, bezeichnend aus. Das Custiim, welches der 
Künstler für diese Sceiien gewählt hat, ist nicht das Spanische, 
welches gewöhnlich auf der Bühne angewendet wird, sondern das 
byzantinische, da die Anlage des Stückes auf jene frühere Zeit des 
Mittelalters hinweist, wo in Unteritalien sich noch das unterdrückte 
Heidnische mit dem Christlichen vermischte. Im Hunstblatte 1859 
sind beide Bilder in Kupfer gestochen. 
Der griissere Carton aus Maria Stiiart stellt die Zusammenkunft 
der Königin im Park dar, wie sie sich dcniüthig, doch ihrer Würde 
eingedenk, vor Elisabeth beugt, die indessen stolz und verächtlich 
auf sie her-absieht. Für die begleitenden Sccnen bot sich keine 
grosse Wahl in dem Stücke, welches wenig äusserliche Handlung 
enthält; der Künstler stellte daher den Mordversuch gegen Elisa- 
beth dar, wie Sauvage auf die Senfte losstürzt, in welcher die Kü- 
nigiri getragen wird. In kleinem Raume ist hier mit vieler Kunst 
eine grosse Menge von Figuren und Bewegungen nusammenge- 
drängt. Das zweite enthält die ergreifende Scene, wie Drlaria, be- 
vor sie zum Tod geht, von den Ihrigeii Abschied nimmt. 
In den Conipositionen aus der Jungfrau von Orleans zeigt das 
erste kleine Bild die Erscheinung der Madonna unter der Eiche, 
und im zweiten ist der Iiampf mit Lionel vorgestellt, mit dersel- 
ben sichern Hand und vollen Wirkung der Farben behandelt wie 
die früheren. Ueber den Thiiren und Fenstern sind vier Bilder 
aus den Balladen, deren eine "Ritter Toggenburg" unter diejeni- 
gen gehört, welche zuerst die grosse Gewandtheit des Iiiinstlers 
inuäusfiihrung lsleiner Figuren, und seine Stärke in der Färbung 
zelf-lfe- Der Referent im Hunstblatte, wo alle obigen Gemälde 
austuhrlicher beschrieben werden, sagt, es seien ihm keine Fres- 
Cßblldcr bekannt, welche bei so geringem Umfang eine so vollen- 
dete Ausful-irung und eine so leuchtende, kräftige und 6611110911 
Naglefs Künstler-Lax. Bd. X. 12
	        
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