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Meldolla ,
An drea,
Meldßlla Andrea, Iiupferstecher, dessen Lebensverhältnisse un-
bekannt sind. Man wollte sein Daseyn sogar aus der Liste der
Iiiinstlcrstreichen, da einige Schriftsteller glaubten, Meldolla sei mit
Andrea Schiavoni da Sebenico, der 1522 geboren wurde, Eine Per-
son. Allein dem ist nicht so; diese Verwechslung kam wohl von
dem Beinamen Medola oder Medula des A. Schiavoni her, da
wir keinen anderen Gfhnd kennen als dieses. Zani, Materiali etc.
p. 207, versprach das Dunkel zu erhellen. Dieser Schriftsteller
wollte mehr als 100 Blätter von ihm gekannt haben, lauter geist-
reiche Piadirungen, die nach seiner Angabe grösstentheils im Ge-
schinacke des Hugo da Carpi, Anton da Trento und Andrea An-
dreaiii ausgeführt seyn sollen. Es ist dies indessen sonderbar, wiehicr
Zani den H. da Carpi und den A. Andreani nennen konnte, indem
diese nur durch Holzschnitte bekannt zu seyn scheinen, während
Mcldolla niemals in Holz geschnitten hat.
Dass Melclolla gelebt und radirt habe, hat seine Richtigkeit.
denn drei der Blätter des folgenden Verzeichnisses tragen seinen
Namen, darunter auch das Hauptwerk. des Künstlers, die Eiitfiih-
rung der Helena, Nu. 81. Andere Blätter sind mit den Buchsta-
ben A. lVI. bezeichnet; doch sind diese manchmal so malerisch liin-
geivorfen, dass man sie nicht erkennt. Zani war der erste, der
_darauf aufmerksam machte, und er meinte sogar, dass man es ihm
nicht verargen dürfe, wenn ihn desswegen sogar eine Eitelkeit
betalle. Er rechnete es sich hoch an, den Kenner auf die Blätter
eines Meisters aufmerksam gemacht zu haben, dessen Erzeugnisse
früher dem Parmesano beigelegt wurden (S. Francesco Mazzucli).
Diesen Ausspruch nahm Bartsch P. gr. XVI. p. 34 etwas übel, und
er sagt daher, dass nur simple Liebhaber, aber kein wahrhafter
Kenner in diesen lrrthuin verfallen könne. Sachverständige ken-
nen wohl den Unterschied, der zwischen denßlättern Parmegia-
nino's und jenen des Meldolla obwalte. Hierin hat Zani wieder
Recht, aber es ist nicht richtig, wenn er sagt, dass A. Schiavoni
nicht in Kupfer gestochen habe, weil Vasari, Pietro Aretino und
Biondi, der Freund Schiavonfs nichts davon sagen. Bartsch keimt
zwei Folgen, wo man auf mehreren Blättern den Namen dieses
Meisters liest. Was Zani noch von einem Girolamo, einem Sohne
des LVIarquis de Medullis, alias de Mazzolis, einem Maler, der
1552 arbeitete, sagt, und von einem Nleldola, der 1500 in Ci-
cognara bei Viadana lebte, ist so unklar, das man nicht weiss, ob
der Sohn des Marquis, oder jener Meldola die Blätter gefertigct,
_und zwar unter Leitung des Parmesano, der nach seiner Flucht
von Casalniaggiore in Viadana malte und starb.
So viel ist gewiss, dass Andrea Schiavoni und lVIeldolla zwei
verschiedene Personen sind, und dass letzterer noch 1547 gearbei-
tet hat, nach dem Datum des oben erwähnten Blattes zu urtliei-
len. Seine Blätter scheinen fast alle nach Parincsano gefertiget zu
feyn, und so ganz in dessen Geschmack, dass man staunen muss
über die Idehtilicirung der Ideen, und über ein so lrappantes
Nachahuinngsvermögen.
In den sehr wenigen Blättern von Meldollafs eigener Erfindung
verhält es sich ganz anders. Da ist die Zeichnung nicht mehr so
verständig, das Ganze nicht so geschmackvoll; im Gegentheil feh-
lerhaft und nachlässig.
Die Blätter dieses Künstlers scheinen mit der kalten Nadel und
dem Grabstichel ausgeführt zu seyn, nach der Nleinung des be-
rühmten ßartsch auf Tafeln von Zinn, die keine grosse Anzahl