Melchior,
Johann
Peter.
55
Hofbildhauer und Modellmeister an die Borzellanmanufaktur nach
Nymphenburg, wo er auch die Inspektion über die Anstalt führte,
Melchior war da auf die mannigfaltigste Weise thätig, sowohl mit
Anfertigung von Modellen für die Manufaktur, als mit anderwei-
tiger_Iinnstbeschiiftigung. Von dieser Zeit an lieferte die Anstalt
geschmackvolle Gefässe, die weithin sich verbreiteten; den eigent-
lichen Glanzpunkt erreichte aber die Manufaktur erst später unter
Leitung des Professors Gärtner, der jetzt als liönigl. Oberbaurath
die herrlichsten Schöpfungen seiner Kunst schaut. '
Melchior fertigte auch Büsten und Figuren in Marmor, und be-
sonders in Bisquit, einer Masse, die in Nymphenburg besonders
gut gefertigetwurde. Von seinen früheren Arbeiten verdient das
marmorne Monument des Domprobstes von Brudenbach im Dome
zu Mainz besondere Erwähnung. An diesem Grabmale ist ein
vortrefflicher Ghronos, im Geschmacke Michel Angela's, der von
vielen für das Werk eines berühmteren Meisters gehalten wurde.
Der Bildhauer Schöll in Mainz hat diesen Kopf in Gyps abgegos-
sen. Dann rühmte man auch das einen Schuh hohe Bild der
Ariadne, eine weibliche Gestalt vom reinsten Ebenmaase, bis auf
das sorgfältigste vollendet. Dieses Bild erhielt A. von Iilein, für
dessen Leben und Bildnisse Melcliior auch drei schöne Zeichnun-
gen fertigte. Die eine stellt Otto den Grossen dar, wie er einen
Dichter krönt, die andere den Kaiser Günther von Schwarzburg.
wie er sterbend seine Rechte vertheicliget, und die dritte und
schönste schildert das Gastmahl ohne Brod. Diese Zeichnungen
sind von Schellenberg, Iiiiffner und Hess gestochen, einzeln und
mit Text in der Iiupferbergischen Buchhandlung in Mainz zu ha-
ben, wo damals lVIelchior noch lebte. Die meisten seiner Arbeiten
sind in Nymphenburg entstanden. Für den Churfürsten Garl Theo-
dor fertigte er die Statuetten der schlafenden Venus und einen
liegenden Knaben in Marmor; dann einen Amor, der im Begriffe
steht, den Bogen uinzuhängen, und einen schlafenden Amor, zwei
kleine Statuen; eine Madonna und einen Engel in Medaillous.
Ein schlafendes und ein mit einer Taube spielendes Blind in Ala-
baster erhielt die Iiünigin Garoline von Bayern, so wie die Pro-
{ilbildnisse der hohen Eltern. Für den böchstseligen Iiöxxig Ma-
ximilian führte Melchior die Bildnisse der zwei Prinzen und der
zwei Prinzessinnen erster Ehe in Alabaster aus, und die Prinzessin
Auguste purtraitirte er zum zweitenmale kurz vor ihrer Vermäh-
lung mit dem Prinzen Engen von Leuchtenberg. Die Fürstin
von Taxis erhielt das Alabasterbild eines ruhenden Amor, der im
verstellten Schlafe nach einem Pfeil greift, und für den Grafen
Präsidenten von Törring fertigte Melchior die kleine Statue eines
Mädchens, die einen Amor im Neste betrachtet.
Ueberdiess machte der Künstler auch mehrere Bildwerlae in Biki-
quit, die Büsten des Königs und der Königin, jene der königli-
chen liinder zweiter Ehe, die Büsten NapoleoNs, Göthe's etc. Un-
ter seinen Gruppen erhielt besonders jene Beifall, welche er auf
die Geburt des Prinzen Maximilian Joseph Friedrich fertigte. Das
personifizirte Bayern hält den Prinzen liebend auf dem Schousse
und die Freude neigt sich zu ihm heran. Erwähnung verdienen
auch seine drei Gruppen aus der Fabel von Amor und Psyche:
Amor empfängt von Zephyr die Psyche; Amor, wie er die Ohn-
{uiichtige erweckt, und beide Liebende in Umarmung; alles dieses
H1 mehr als halber Lcbensgrösse. Auch einzelne Figuren fertigte
Melchior in Bisquit, wie den Iiriegsgott Mars, die Juno, die vier
Jahreszeiten, Flora mit dem Blumenkranz, Ceres mit Aehrexi, Po-