Müller,
Jakob
und
Georg.
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Müller! Jakob und Gßßrg, Glasmaler von Grindelwald in der
Schweiz, zwei Künstler, die in der neueren Geschichte dieser
Iiunst Epoche machten. Jalsoh ist der ältere, und als Sohn eines
Indicnnedruckers sollte er zu gleichem Geschäfte sich verstehen.
Auf die Idee, sich der Glasmalerei zu Widmen, gerieth er,
als er als Knabe von 16 Jahren einen Fremden auf zwei alte,
grosse und schön gearbeitete Glasmalereien das fast unglaubliche
Gebot von 1500 Gulden bieten sah. Der Gedanke, wie viel schnel-
lcr sich da reich werden und eine Familie erhalten liesse, als durch
das mühsame Gewerbe des Vaters, verliesä ihn nicht mehr. Mit
welcher grossen Beharrlichkeit und vielfältigen Anstrengung er sich
auf diese Iiunst verlegte, mag die dazu verwandte Zeit von drei
Jahren und ausserdem der Umstand beweisen , dass der junge Mül-
ler seine Gesundheit durch die häufigen Arbeiten beim Feuer und
die mancherlei chemischen Experimente dcrgestallt schwächte, dass
er seit diesem Zeitpunkt Jahre lang Noth hatte, sich auch nur lei-
dentlich hinzufristen. Der Jüngling besiegte aber alle Schwierig-
keiten, und nach Verlauf von drei Jahren war nach seiner Ansicht
das Wesentliche zur Herstellung der alten Glasmalerei wieder gc-
funden oder neu entdeckt.
Er liess die buntfarbigen Scheiben auf einer Glashütte des be-
nachbarten Schwarzwaldes bereiten , und das Einbrennen der Zeich-
nung, Figuren und Zierathen bewerlsstelligte er daheim. Vom
Jahre 1821 an mag der wichtige Fund datirt werden; aber noch
fehlte freilich viel, dass er sich sogleich hätte geltend machen hön-
nen. Vorzüglich kam es darauf an, die schiclalichen Gegenstände
zu finden, in deren Darstellung die Jlviedergcfundene Iiunst sich
hcrvorthun und bei den Kennern empfehlen könnte. Zudem war
der junge Müller kein Maler, und die Abbildung gemeiner und
fehlerhaft gezeichneter Dinge würde die Sache von vorn herein
wieder verdorben haben. Am natürlichsten war es, sich der He-
raldil; zuzuwenden; denn sie vorzüglich gestattet die scharfe und
selbst etwas fehlerhafte Zeichnung, die bunte Farbengcbtixig und die
so beschränkte Perspektive. Zu dem jungen Müller gesellte sich
ein geschickter Schrxfihausischcr Kunstmaler, Namens Bock, und
beide vereint brachten eine hübsche und ansehnliche Glasscheibe,
die Wappen der 22 Schweizerkantone, mit dem gemein-eidgenös-
sischen Wappen und einem geharnischten Schildhalter desselben
in der Mitte, von so stattlicher Färbung heraus, dass sich nicht
zweifeln liess, immer vollkommenere Arbeiten würden sich forthin
anreihen an diese erste, im Ganzen so gelungene Probcarbeit. In
Bern erregte die neue Erfindung allgemeine. Theilnalimc und Neu-
gier. Ohnehin war die heraldische Zeichnung hier gerade in vol-
lem Schwunge, da die Geschicklichkeit des liunstmalers E. Wyss
in diesem Fache sich bereits über ein Jahrzehend vielfältig bewährt
hatte, und alle Liebhaber sogleich erkannten, das Artistischejenes
Künstlers, und das 'I'echnische des neu auftretenden Glasmalers
würden sich einander unvergleichlich fördern und ergänzen liön-
neu. Im Christmonat 1825 holte daher der ältere Bruder Georg
Müller den jüngeren Jahob Müller aus Schalihausen nach Bern,
und schon im folgenden Jahre wurden von der Regierung 600 Fr-
zu den ersten benütliigten Einrichtungen für den Betrieb der neuen
Iiuust ausgeworfen, zu welchen spiitcrhin auch die Gcstattungei-
nes zwcclsmässigen Lolsalcs für den Brennofen hinzugekommen 1st.
Mit raschen Schritten rückte jetzt die Glasmalerei vor, tmd auch
vom ltuslantlgingen Bestellungen ciu. Für die Cantonsrcgierung wurde