lWliiller ,
"Friedrich.
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wurde Müller ganz Italiener, "und Angesichts der grhssen Werke
eines_ Rafael, Michel Angele u. a. wollte Miiller ebenfalls zum Hi-
storientnjalcr werden, er, der iitiiher mit viel mehr Gefühl ländlis
che Gegenstände gemalt und radirt hatte. In mehreren seiner Ge-
mälde spielen Teufel-die Hauptrolle und vor einer Reihe von Jah-
ren erkannte das ganze römische Publikum in einem 'l'eufel, den
der geniale liiinstler erfand, einen damals in Rum lebenden Car-
dinal. Die Ursache dieses Spottes scheint jetzt nicht mehr bekannt
zu seyn, so viel ist aber gewiss, dass der Maler Müller sich oft von
Leidenschaftlichkeit hinreissen l-iess, dass seine Satyre in Wort
und Bild beissend- war. Ueber das Leben und Treiben der damals
in Rom lebenden Iiüustlei- liess er sich in deutschen Zeitschriften
öfters scharf aus. Namentlich wurde sein Ausfall gegen Carstens
ein den Horen Hit-IV. 17296 als leidenschaftlich getadelt. Mit mehr
Grund verfuhr er im Schreiben über Iiotzebuds Reise nach Nea-
jpel und Roinß Mannheim 1806i Er wurde indessen seiner Male-
Jeien Wegen ebenfalls hier und da sehr mitgenommen. So sagte
Gaswerk Müller hätte mit seine-r Schweinsmalerei sein Glück besser gee
macht, a]; er jetzt. (178?) mit seinen historischen Garriknturen im-
mer thun wird. .Dagegen liess ihlu 1824 das Iiunstblatt volles Recht
angedeihen. Dgr-heisst es, der- Künstler habe sich schon lange vor
Carstens durch-reiche Fülle der Phantasie ausgezeichnet; dieselbe
Poetische Trunkenheit und Lebßnslust, jenes pindarische iiberströ-
wende Feuer, das in seinen-Gedichten herrscht, mit genialer Iiraft
das Erhabettste umfasst; mit feinem Sinn das Lieblichste, das Zar-
testeiin bjliihender Dichtung erhebt, athme auch aus seinen Iiunst-
_erfleugnissen; allein in einer Zeit, -in 'der eine völlige Charak-
terlosigkeit und Unbedeutetiheit die Kunst entnervtte, sei er weder
verstanden, noch nach Verdienst gew-iirdiget wordetr. lVIiilleNs Amor
mit Tauben in einer Husenlaube; ein grossßs Gemälde mit Jason
hätten sich vergebens als Beispiel von kräftiger Färbung und Run-
dung und von reiner Zeichnung gezeigt. Das Großartige (lersel-
hen habe man nicht begriffen. .Seine Hülle, zu welcher der Iiiinst-
ler verschiedene Studien gemacht, sei ganz vortrefflich und einzig
in der Idee, alle Schrecken des Reichs der Verdammten seien aufs
treffendste durch die innere Zwietracht ausgedrückt, mit welcher
sich in demselben alle "Elementar in chaotischer-Wildheit bekäm-
pfen. Ein anderes seiner Gemälde stellt Ulysses (vor, wie er das
Schattenbild des Ajax emporruift; An diesem Gemälde malte Mül-
ler viele Jahre, er erntete aber wenig Dank. Dieses war vielleicht
die Ursache, dass er zuletzt lieber Fremde mit den Iiunstschätzen
Roms bekannt machte, und durch beissendc Artikel seinem Groll
Luft machte. Er dichtete auch seine Grabschrift, die treffend sei-
nen Charakter bezeichnet:
Wenig gekannt und wenig geschätzt, hab? ich beim Wirken
Nach dem Wahren gcstrebt, und mein höchster Genuss
War die Erlaenntniss des Schüben ich habe gelebt!
Dass Fortuna nie mich geliebt, vc-rzeilf ich ihr gern.
Das Bildniss des Künstlers ist in C. Vogel's Portraitensammlung,
vonlletzterem 1816 gezeichnet.
Grössere Anerkennung fand nach der Dichter Müller, indem man-
rere seiner Produkte vortrefflich zu nennen sind, besonders du:
Niobe, Fausfs Leben und Genofzava. Die vollständige Ausgabe
seiner Werke und Dichtungen erschien 1811 zu Heidelberg bei
Mohr in drei Bänden. r 1 1