wohin sein Vater als Zeichuungslehrer den Ruf erhielt. Letzterer er-
theilteihrn neben den Schulstudien den ersten Unterricht im Zeichnen,
bis Müller zur Fortsetzung seiner artististischen Studien nach Dres-
den sich begab, von wo aus er 1854 zur weitern Ausbildung nach
lYliinchen ging. Er besuchte da die Akademie der Künste, und
schon früher mit tüchtigen Kenntnissen ausgerüstet, trat er bereits
im folgenden Jahre mit einem Bilde hervor, welches allgemeinen
Beifall erndtete, nämlich eine interessante Scene aus dem Tiroler-
kriege von 1809- Ein junges, hübsches Mädchen kniet neben dem
schwerverwundeten Vater, und die Büchse kricgerisch umhiingt,
hat sie die Hände zum Gebet gefaltet. Am Wege steht die Capelle
des heilt Johann von Nepomuck, und im Grunde sind noch Ti-
roler und Franzosen im Gefechte. Auf dieses Gemälde folgten meh-
rere andere, die immer ein eminentes Talent verriethen, besonders
in jener eigenthümlichen Weise Schalken's, der das Licht und
dessen Phänoine so vortrefflich malte. Gleich jenem Meister, so
weiss auch Müller durch die Beleuchtung nächtlicher Scenen die
frappanteste Wirkung zu erzielen, die noch um so glänzender er-
scheint, da die handelnden Personen auf das trefflichste charakte-
risirt, und vollkommen richtig gezeichnet und gemalt sind. Das
Feuer ist bei ihm das waltende Element, und er weiss die Iiräftc
desselben in solchem Grade zu benützen, dass seine Werke in
jeder Hinsicht jenen eines Schalken an die Seite gesetzt werden
können. Seiner eigeuthümlichen Virtuosität wegen nennen ihn
seine Freunde scherzweise auch den Feuer-Müller, und wirk-
lich hat ihn in dieser Artbisher noch keiner erreicht. Doch
ist in seinen Bildern auch der Gedanke klar ausgesprochen, und
in der Conception sind sie nichtminder trefflich. Beweise hiezu liefern
eine Anzahl schöner Gemälde, deren einige im Lokale des Kunst-
vereines zu München bewundert wurden. Zwei derselben, wel-
che 1857 auf der liunstausstellung in Hamburg zu sehen waren,
Tverden im Iinnstblatte desselben Jahres ausführlich beschrieben. Es
sind dies zwei Scenen aus dem Tirulerkriege, von welchen die er-
stere einen jungen Schützen vorstellt, wie er von seinem Mädchen
Abschied nimmt, "und das zweite Bild wieder jenes Mädchen, wel-
ches jetzt mit einem Lichte in der Hand bei Nacht einem Manne
die Thiire öffnet, der den erst noch so rüstigen Burschen schwer
verwundet und sterbend zurückbringt. Der Schreckensruf des ar-
men Mädchens, der statt des Mundes redende Blick des Trägers
geben gerade den Moment sehr lebendig. Ein anderes ausgezeich-
netes Gemälde von 1838 stellt die Heimkehr der Hochzeit bei Fa-
ckelschein dar, ein launig aufgefasstes Bild. Der kräftige junge
Gebirgsbewohner schreitet treudetrunken mit der Braut an der Seite
aus dem Wirthshause, unter Begleitung der übermächtigen Bevöl-
kerung desselben. Doch malt Müller nicht allein ländliche Scenen,
welchen er in jeder Hinsicht neuen Reiz zu verleihen weiss, er
wusste sich auch in den höheren Kreisen des Stadtlebens auf das
wohlgefälligste zu bewegen. So malte er 183g ein Privatconcert,
wie die ganze Versammlung auf den Gesang einer Dame horcht,
deren Stimme alle bezaubert hat, bis auf etliche härtere Gemüther,
die indessen auch ziemlich geschmeidg geworden sind. Auch die-
ses Nachtstück verkündet die gewöhnliche Meisterschaft des Urhe-
bers. Ein anderes Gemälde jener Zeit führt uns gerade während
der Singstunde in das Zimmer, und dann treffen wir wieder einen
hübschen Burschen bei dem Liebchen, zwei Bilder, welche eben-
falls 185g zur Ausstellung kamen. Die Sennerin, welche ihren
Geliebten" erwartet, kann 1858 durch Verloosung des Münchner