Moosbrugger,
Joseph.
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daher zunächst Rom, um in den heissen Sommermonaten des Jah-
{'35 1323 im Sabinergebirge Landschaftsstuzlien zu machen, deren
die meisten in Civitella und Olevano entstanden. Im Herbste des-
selben Jahres ging der liiinstler nach Neapel, wo sich ihm neuer
Stoff zu seinen vorzüglichsten Bildern bot. Das trcffliche Bild des
Impruvisatore, im Besitze des Grossherzogs von Baden, malte
lllotisbrugger in Neapel. Das regere Volkslcben und die schönere
Natur zog ihn hier mehr an, als in Rom, doch kehrte er 1829
nach Deutschland zurück, mit einem seltenen Reichthum von Stu-
dien. Mehrere führte er zu Constanz im Hause seines Vaters in
Oel aus, und diese fanden auf der Carlsruher Iiunstausstellung
von 1830 den lauten Beifall der Kenner und Dilettanten. Beson-
ders bewunderte man den Improvisator im Golf zu Neapel, mit
einer meisterhaft arrangirten Gruppe; zwei Räubergruppen; das
Brustbild einer Rümerin, und das Atelier des Künstlers, fast noch
vorzüglicher, als der Improvisator. Zu Carlsruhe componirte er
noch eines seiner grössten und trciflichsteu Bilder, sein letztes
Oelgemäldc, eine schöne Landschaft bei Civitella, mit einem al-
ten Raubschloss im Hintergründe, das von Soldaten beschossen
wird. Gebundene Banditen werden herausgeschleppt, und zum
Maricnbiltic des Vorgrundes flüchten Greise, Kinder und Frauen.
Dieses Bild ist von vorzüglicher Ausführung.
Der Künstler und das Publikum erkannten, dass ein solches Ta-
lent für seine Wirksamkeit eines griisseren Schauplatzes bedürfe,
und so entstand in Moosbrugger der Gedanke, nach St. Petersburg
zu gehen, in der Iloifmmg, dass ihm dort ein iGlücksstern auf-
gehen werde. Mit Empfehlungsschreiben seines Fürsten versehen,
trat er im August 1330 mit seinen vorzüglichsten Oelgemälden die
Reise an. In Lübeck ging er zu Schiffe; allein er hatte den un-
glücklichen Gedanken, mit einem Iiaulfahrer zu reisen, und musste
drei Wochen immer Eeekrank zubringen. So kam er schon leidend
in St. Petersburg an, wo er die ersten acht Tage der tlieilnamlosen
Pflege fremder Hände hingegeben war, bis ihn endlich Emil Ja-
cubs, der einige Wochen früher ankam, glücklich auffand; allein
die liebevollste Sorgfalt vermochte ihn nicht mehr zu retten, und
am 17. Oktober desselben Jahres entftoh sein frisches, kräftiges Le-
ben. Die Nachricht von seinem Tode war denen, die den Men-
schen liebten und den Künstler ehrten, ieine Trauerkunde. Wie
ersterer war, und was den Bünstler berührt, erzählt Hofrath Schrei-
ber im Hunstblatte von 1855 N0. 101.
Moosbrugger hatte bereits ine bedeutende Stufe erreicht. Er be-
sass die Gabe lebendiger Auüassung und Darstellung, aus seinen
Bildern leuchtet unerschöpflichen" Humor und die heiterstc Naive-
tiit. Sein Geist beherrschte den Stoff und die materiellen Hülfsmit-
tel standen ihm vollkommen zu Gebote. Er hatte dabei noch eine
Leichtigkeit und Einfalt in der Darstellung, die seinen Werken
dauernden Werth sichert. Sein Colorit gewann in späterer Zeit
mehr an Klarheit und Frische. -ln der Zeichnung war er höchst
geübt, und so entwarf er im Zirkel von Freunden in der fröh-
lichsten Stimmung nach gegebenen Punkten, oder auch aus freier
Laune die geistreichstcn Compositionen, welche die Bewunderung
selbst tüchtiger Künstler erhielten, Den Improvisator hat Winter-
haltcr 1852 fur den badischen Kunstverein lithograptiirt.
Mößsbrvgger, 30591311; auch Mosbrugger geschrieben, Land-
schaflsmaler und Bruder des Obigen, wurde 1814 zu Constanz ge-