Oberbaurath zu Darmstadt. wurde 1784 zu Diepholz im Hanover'-
sehen geboren, und Weinbrenner hat die Ehre, in ihm einen der
berühmtesten Architekten der neueren Zeit herangebildet zu haben.
Er war von 1802 1807 in der zahlreichen Schule dieses Meisters,
begab sich dann nach Italien, wo er drei Jahre den architektoni-
schen Studien oblag, und 1310 trat er als Hofbaumeister in gross-
herzoglich hessische Dienste, als welcher ihm jetzt ein weites
Feld geöffnet wurde. Mehrere bedeutende Gebäude verkünden
seinen Namen, von denen die meisten nach seinen Planen von
Grund aus gebaut wurden, wie die katholische Iiirche, das Casino
und das Theater zu Darmstadt, das 'I'heater in NIainz u. a.; andere
dagegen erhielten durch ihn eine bedeutende Restauration, wie die
Ostseite des Domes in Mainz. Mehrere dieser Gebäude sind uns
auch in Abbildungen vorhanden, indem Dr. Moller mit dem
Landbaumeister Franz Heger Entwürfe ausgeführter und zur Aus-
fiihrung bestimmter Gebäude herausgab. Das erste Heft erschien
(1825) zu Darmstadt bei Leske, und es enthält die Abbildung des
von 1818 19 erbauten Hoftheaters in Darmstadt. Dieses, dem
Plane nach sehr regel- und zweckmässige Gebäude, ist ein Ob-
longum mit sechs Säulen auf der vorderen Seite. mit äusserst ge-
räurnigem Vestibulum, und mit zwei grossartigen Treppen versehen.
Jedenfalls ist diess ein erfreuliches Werk der wiederaufbliihenden
Baukunst; es entging aber doch der Critik nicht, welche sich irr
Iiunstblatte von 182? weitläufig aussprach. Das zweite Heft zeigi
auf den vier ersten Blättern die von 1825 34 von Muller er-
baute katholische Iiirche in Darmstadt, wo er aus beschränkten
Geldmitteln eine möglichst würdige und prächtige Iiirche in be-
deutenden Dimensionen, auf einem erhabenen, grossen Platze er-
bauen sollte. Hicr wendete Moller nicht die Form der Basilika an,
sondern eine Rotnnde, da er diese jenen Bedingungen entsprechen-
der fand, weil die Rotunde mit den wenigsten Umfassungsmauern
den grössten Raum cinschlicsst, die Erbauung des Thurmes spart,
und dic Iiosten der Bedachung erleichtert. Auch dieses Gebäude
ist im Iiunstblatte von 18128 näher besprochen. Ein drittes Gebäude
von Bedeutung, das neue Theater in Mainz, vollendete Moller 1835.
Schon im Voraus hatte sich in Mainz die allgemeine Stimmung für
dieses Gebäude ausserordcntlich vortheilhaft ausgesprochen, und
wenn in früheren Jahrgängen des Iiunstblattes sich hin und wieder
eine Stimme erhob, die diess oder jenes anders haben wollte, so
heisst es 1833 in demselben Blatte, dass hier der Erfolg alle Er-
wartungen gerechtfertiget habe. Da heisst es, es wiirde zu wenig
gesagt scyn, wenn man behaupten wollte, dass Moller nur die Er-
fahrungcn, welche er bei dem früheren Baue des Darmstädter
'l'heaters gemacht habe, mit Einsicht und Vurtheil zu benützen ge-
wusst hätte; denn das neue Theater zu Mainz unterscheidet sich
wesentlich von jenem ersteren, und der Referent im Iiunsthlntte
meint, es dürfe wohl unter allen neuern Theatern Deutschlands
eines der vorziiglichsten seyn, worin man ihm sicher beistimmen
werde. Zwei Haupttheile, Bühne und Parterre, bestimmen durch
ihre nothwvenrlige Form die Ausdehnung des Gebäudes, welches in
zwei Flügeln die geräumigen und geschmackvollen:
extthält, die eben so schön als niitzlich ihrer Bestimmung, ent-
sprechen. Keine gelegene Architektur, heisst es im liunsthlatte,
kein griechisches Portal, keine überflüssige Faeade zeige Sich hier
als fremder Schmuck, sondern nur in der eigenen Gediegenhcit be-
urkuntle sich die Schönheit der Erfindung. Die Elauptansicht des
Theaters bietet einen Halbzirkel, der durch die Form des Parterrcs