262
Miclich
oder Muelich ,
Hans.
imagimhvs cvm textv congrventibvs copiosissime exor.
nati et in dvos tomos divisi Anno IVLDÄJXV." Die;
ist der Titel des unvergleichlichen Prachtwerkes, welches die mu_
silsalischen COIIIPOSiIiODCXI des "berühmten Orlando, auf Pergamexr
geschrieben, enthiilt. Orlando erhielt zu diesem Werhe von sei.
ncm frommen Fiirsten den Auftrag, und die Art dieser Musik
nannte man "Musica reservata." Mielich verzierte die Pergament-
blätter mit glänzenden Miniaturen, die in lebendigen Farben, in
Gold- und Silberverzieiingen prangen. Man findet darin die Bild-
nisse Ptlhert V. und seiner Gemahlin, die Bildnisse Orlando's und
Hans Mieliclfs. so wie die Darstellung eines Concertes, welches
die Bildnisse (lerdamaligen Hufmusiher enthält. Selbst das Innere
der Altenhofliirche ist da abgebildet, was um so interessanter ist,
da jene Kirche, ein Denkmal aus der Zeit Ludwig's des Bayers,
schon vor vielen Jahren von dem alten ehrwürdigen Platze weichen
musste. Zahlreich sind die Randvcrzierixngen der Psalmen. Man
findet auf" jedem Blatte ausser dem reich verzierten Antangshuch-
stahen des in Musik gesetzten Psalmes noch bildliche Erklärungen
des 'I'extes, Figuren in reichem Schmucke, phantastische Gestal-
ten . Schlachtbildcr, Jammer und Nuth aller Art dargestellt. Ueber-
all ist Gold und Silber angewendet, selbst an Bäumen und an der
Hippe des Sensenmannes. Die Bilder entbehren zwar der Zierlichheit
und Zartheit der Darstellung früherer grusser Meister, die Figu-
ren sind öfter plump, der Ausdruck übertrieben, nicht selten
grässlich, überall drohtfrotl und Verderben dem Siinder, und mit
lhm auch dem Gerechten. Die Darstellungen näher zu beschrei-
ben, verbietet der Raum, und wir fügen daher nur noch bei, dass
dem VVerlse zwei Foliohäntie lateinischer Erklärungen beigegeben
sind. Dieser Cmnnientztr ist ebenfalls auf Pergament geschrieben,
und mit den Bildnissen derjenigen versehen, von welchen Text
und Schrift herriihret. Samuel Quicchelmerg aus Belgien gab die
Declarationen, und Mathias Frieshamer hat sie 1565 geschrieben.
Ausser diesen beiden ßildnisseu des ersten Baniies sind im zweiten
noch jene des Orlando di Lasso, im 40. Jahre gemalt, und des
Hans Muelich, Malers des ganzen Werkes, im 55. Jahre darge-
stellt. Sclbst idie Bildnisse des Buchbinders und des Goldschmie-
des, welche den reich heschlagenen Deckel, sowohl der Busspsal-
men, als der Commentare, fertigten, sind neben jenen des Schrei
bcrs und des Halbes Caspar Lindel angebracht. Der Goldschmied
hcisst Georg Seghliein, ein Ungar, und der Buchbinder Caspaf
Ritter.
Ein zweites, auf der k. Iloii- und Staatsbibliothek zu München
befindliches Prachtwerk auf Pergament sind die mit Mueliclfs M?
niaturgeiniilden verzierten Moteten des berühmten Musikers Cipriaß
de Rare. Dieses YVerk entstand ebenfalls unter den Auspicien (165
Iierzogs Albert. Hans lVIuelich vollendete 1559 die Malereien,
deren-Gegenstände auch der Erfindung nach von ihm sind. DQQ
erwähnte Salomon Quichelberg gab 156d einen Fnliolaantl Erlsliv
rungen dazu, die Andreas Staudcmair schrieb, und da nun liest
man auf dem ersten Blatte, welches-die Urheber der Bilder, des T6?
tes und der Declarationen enthält:
"Imaginum itaque pictor inventorque fuit Johannes Muelißh
Monaeensis artifex celeberrimus, qui idem vulgo Vicentzv
maler. ab avi sui valde usitato noininc dicebatur, cnius opcfa
Ilhßllß. princeps Albertus 'in pusterum quoque multis annis I"
huius generis libris dcpingGnd-isusus est."