Mielich
Bluxelich ,
oder
Hans.
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Wolfgang Mielirh sein Vater gewesen , ist nur muthmasslich aus-
zusprechen, den Grossvater nennt aber eine unten erwähnte Hand-
schrift zu den Moteten des Ciprian de Rore. Da heisst es, dass
man den Hans Muelich gewöhnlich "Vicentz Maler" genannt habe,
nach seinem Grossvater Viccnz (ab avi sui valde usitato nomine).
Dieser Viceuz Mielich muss also Maler gewesen seyn, er war
aber wohl kaum der erste Lehrer unsers Iilinstlers. Diesen nennt
uns die Geschichte überhaupt nicht; doch ist zu vermuthen, dass
es ein damals renomirter llliinchnci- Ivjnstler gewesen, etwa Sig-
mund Schnitzer, der 1514 die Stelle eines Hofrnalers bekleidete,
und erst 1556 die Stadt verliess. Hans Ostendorfer, der schon 1551
als Meister im Zunftbuche erscheint, könnte ebenfalls auf ihn ei-
nigen Einfluss gehabt haben, wir betrachten diesen aber nur alS
einen um wenige Jahre älteren Zeitgenossen unsers Künstlers, die
beide öfter Zunftfiihrer waren. VVas die Iiunstweise der Münchner
Maler in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts anbelangt, so ist
im Allgelneinen der Einfluss der Schule von Landshut lweinerhbar.
Die Werke Mielich's sind zwar nicht so wild phantastisch, wie
jene eines Mächsellsircher und Futerer, seine Gemälde sind aber
etwas scharf in den Umrissen, im Ganzen aber von guter Verständ-
niss der menschlichen Form. Seine Färbung hat in Oelbildern ei-
nen dunklen Ton, doch ist sie in den meisten Theilen hlar, in
der Nliniatur glänzend. Mielich war bereits 1516 zünftiger Mei-
ster, und in der Folge wurde er Hofmaler des Herzogs Albert V.
von Bayern. Dass lYIielich in Italien gewesen, sagt die Geschichte
nicht, doch hat sich eine von ihm gefertigte Copxe nach dem be-
rühmten jüngsten Gerichte Michel Angelds in drr Sixtina zu Ilum
erhalten. Dieses Bild, von beträchtlicher Höhe, bezeichnete ehe-
dem die Grahstiitte des Johann van Eclt, in der deinolirten Fran-
zislaanerkirche zu München, und schon war man daran, neben
andern Dingen des lilostcrs auch dieses Gemälde zu veräussern,
als der Canonilius von Hertcl und der Centralrath Lipnvaislsy die
Sache hintertriqhen. H. von IIertel hing dieses Gemälde in der
Frauenkirche zu München auf, und da ist es noch zu sehen. In
dieser Hauptkirche ist auch noch ein anderes Gemälde dieses Iiiinst-
lers, gegenüber der Iianzel an einem Pfeiler der Kirche. Es stellt,
auf Leinwand gemalt, in der oberen Ahtheilung Christusmn Oel-
berge, und im unteren '.l'heile die Grablcgung des Herrn dar, Al-
les noch wohl erhalten. In der Iiirche zu U. L. F. in Ingolstadt
ist ein Hochaltargemiilde, aus der letzten Zeit des Künstlers, wo-
für er 2200 fl- ßrllißlt- Den Altar liess 1572 der Herzog errichten;
in diesem Jahre starb aber der liünstlcr. Seine Stalfeleibililei- sind
Sehr selten; in der lt. Pinakothek zu Blümchen sieht man das Bild-
niss eines Mannes in schwarzer Kleidung, und jenes einer Frau,
ebenfalls in schwarzer Kleidung, beide in halber Figur und sich
verwandt.
Zahlreichcr sind die Dliniatureix des Iiiinstiers, wir nennen hier
aber nur zwei Werke auf Pcrgnmcut, die er auf das glänzendste
Verzierle, ehedem in der Sammlung des Llerzogs Albert V., jetzt
in der Schatzkammer der k. Hof- und Staatsbibliothek zu [Vliixl-
chen. Schrift und BiH sind ziuf grossen Pergamentblättern sichtbar,
und ist der Einband dem Ganzen gemäss. Mieliclfs Hauptwerk sind
die reichen Miniaturen in Orlando di Lassds "Sßptßnl Psalm!
poenitcixtialcs, Auspicus illustriss. principis Albert:
Com. Pal. "Bheni vtrivsque Bavariae dvcis, sacms