Volltext: Meglinger - Müller, Jan. (Bd. 9)

Michele, 
Antonio. 
Dliclxpli, 
Michele 
San. 
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Mißhßlß, AUtOQiO, ein Dominicaller Layenbruder von Viterbo, 
war ein geschxclster Holzschnitzer: Um 1485 verzierte er eimge 
Thüren der alten St- Peterskirche m Rom, Er schnitzte ganze Hi- 
stonen. 
Micheli, Michele SED, Architekt und Bildhauer, wurde 1484 in 
Verona geboren, und sein Vater Johann und der Onkel Bartolome 
unterrichteten ihn in den Axifangsgriinden der Kunst. Die beiden 
letzteren sind indessen in der Geschichte der Architektur wenig bo- 
kannt, Miehele aber erwarb sich Ruhm. Er ging schon im 16. 
Jahre nach Rom, um die Bauwerke der alten Iiaiserzeit zu zeich- 
nen und zu studiren, und bei allen seinen Bauten schwebte ihm 
auch die Antike vor. Sein erstes Werk war die Cathedrale von 
Montefiascone, ein Octogon mit einer Kuppel, und nach Vollen- 
dung dieser Cathedrale baute er die berühmte Kirche des heil. Do- 
minicus zu Orvieto. Ausserdem finden sich in den beiden erwähn- 
ten Städten etliche von ihm erbaute Palläste, und mit besonderer 
Liebe suchte er Gelegenheit, seine Vaterstadt Verona zu verschö- 
nern. Pabst Clemens VII. ertheilte ihm und dem San Gallo den 
Auftrag, alle Festungen des liirchenstaates zu untersuchen, und 
nachdem er diesen Auftrag zu voller Zufriedenheit vollfiihrt hatte, 
bereiste er das venetianische Gebiet. Bei dieser Gelegenheit wurde 
er in Padua als Spion eingezogen, allein bald bot die Republik 
Alles auf, um den liiinstler in ihre Dienste zu ziehen. Von die- 
ser Zeit an beschäftigte er sich meistens mit der Iiriegsbaukunst, 
und man nennt ihn den Vater derselben, da Vauban und sein Sy- 
stem verbesserte. Die Iiepuhlilgliess durch ihn auf Caudia. Corfu, 
(Zypern und in Venedig selbst Festungswerlte anlegen. Fiir sein 
merhwiirtligstes Werk dieser Art hält man die Festung Lido am 
Eingange des Hafens zu Venedig, die er auf einem morastigen 
Grunde felsenfest entrichtete, Auch in Verona sind Bastionen von 
ihm erbaut, und darunter nennen Milizzia und dUArgcnsville die 
1527 erbaute Magdalenenbastion die Wiege des neuen Systems der 
liriegsbaultunst. Als sein Meistcrstiich in Verona erhlärt man aber 
die Cnpelle Pcllegrini in S. Bernardino. Auch die prächtigen Thore 
jener Stadt wurden nach seiner Zeichnung erbaut, so wie die Pal- 
liiste Canossa, Bevilacqua, Pellegrini, Verzi etc, Sein VVerk ist 
zu Verona auch die Capelle Gnareschi in S. Bernardino, die Fa- 
Qade von S. Maria dell' Organe, die Kirche der Madonna di Cam- 
imgnn. Ueber dem Eingange des Chores der Ilanptltirche zu Ve- 
rona ist von ihm ein m Erz gegossenes Crucxiix. Zu Castel Franco 
erbaute er den berühmten Pallast Soranzo. In lWIailand findet sich 
hcin bedeutendes Werk , denn Venedig liess ihn dem Herzoge Fran- 
cesco Sforza nur drei Moziatc. lrn Jahre 1559 wurde er in der 
Kirche des heil, Thomas zu Verona begraben. Seinen Tod be- 
schleunigte das Unglück seines Neffen Johann Hieronymus, der 
zu Fan-iagusta auf Cypern anschemlieh an Vergiltixng starb. 
Micheli genoss den Iiuf eines grossen Künstlers, dem selbst der 
schroffe lVlichel Angela mit höchster Achtung begegnete. Seine 
VVerhe sind in iviirdigem Slyle geführt, von einfacher, gefälliger 
Wirkung. Nur an seinen Sliulenortlnungen glaubte man hier und 
da nicht Alles gut zu finden. Er schrieb auch ein Werk iiber die 
fiinf Ordnungen der (Iivilbauliunst, das aber erst 1755 der Graf 
Alex. Pompci herausgab. 
So gross San Itrlicheli als Iiiinstler war, so gut war 61' allCll als 
Mensch. Er war äusserst religiös, unternahm kein wichtiges Werk,
	        
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