Meyer ,
Heinrich.
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Neapel lebte er ein Jahr lang mit Tischbein und Iiniep in Einem
Hause, und sein Hauptaugenmerk war auf die Sammlungen alter
Vasen, so wie auf die Schätze des herkulanischen Museums ge-
richtet. Im Jahre 1733 ging er wieder nach Rom zurück, musste
aber schon im folgenden Jahre die Gegend verlassen und nach der
Schweiz zurückkehren. um seine Gesundheit herzustellen. Nach
achtzehn Monaten ging er nach YVeimar, wo ihm schon damals
eine zweite Vaterstadt winkte, besonders durch Güthe, den er
1786 in Rom kennen gelernt hatte. In Neapel traf er Herder und
die übrigen Gefährten der edlen Ilerzogin Anialia auf ihrer Reise
durch Italien. Anfänglich genoss er vom Weimafschen Hofe nur
Unterstützung, jetzt aber wurde ihm eine bestimmte Anstellung
zu Theil. Sein Loos war glücklich zu nennen, denn er genoss
die Achtung des Hofes und den Umgang der geistreichsten Men-
schen jener Zeit; diese ermunterten ihn auch zu literarischen Ar-
beiten, und als ersten Versuch nennt man die 1794 erfolgten zwei
Abhandlungen über den Raub der Cassandra auf einem alten Ge-
fiisse in gebrannter Erde. Das Gefiiss selbst ist hier abgebildet,
und Büttiger fügte Erklärungen hinzu. Hierauf erschien in Schil-
lei"s Huren ein mit grossem Beifalle aufgenommener Aufsatz: "Ideen
zu einer künftigen Geschichte der Iiunst." Im Jahre 1791i copirte
Meyer aus Auftrag seines Fürsten in Dresden Annibale Carracci's
Genius des Iluhines, und bald darauf fasste der Iiünstler den Ent-
schluss, zum zweiteninale nach Italien zu gehen, um die Ge-
schichte alter und neuer Iiunst an den sprecheiidsten Denkmälern
ihres Steigens, Stillstandes und Verfalls noch tiefer zu ergründen.
Sieben Monate blieb er in Ilom; von der Preise nach Neapel hiel-
ten ihn 1790 die Iiriegsunruhen ab, und so nun war Florenz sein
Ziel. Hier beschäftigte ihn dasIStudium der Geschichte der wie-
derauflebenden Kunst von Cimabuc bis auf Rafael und Michel An-
gelo, bis ihn endlich eine Krankheit wieder über die Alpen trieb.
Im Jahre 1797 kam Meyer in Weimar an, wo er jetzt an
der Leitung der Zeichenakademie wesentlichen Antheil hatte, bis
er 1807 das förmliche Direktorat derselben übernahm. Auch den
Titel eines Hofrathes erhielt er zu jener Zeit. Im Jahre 1797 be-
schäftigte ihn auch der Bau und die Verzierung des herzoglichen
Schlosses zu. Weimar, und ein literarischer Aufsatz folgte dein an-
dern. Heinrich Meyer war (10 Jahre lang über Alles, was Hunst
und Geschmack betraf, der Urtheilsgenosse Güthe's, und mit Schil-
ler leble er in wissenschaftlicher Verbindung. In dessen Huren
finden sich Proben seines Talentes. In Güthe's Propyläen gehört
mehr als die Hälfte Meyern an, und auch an dessen Werk "Kunst
und Alißflhllfü" nahm er Antheil. Zu Göthe's "lfVinckelinann und
sein Jahrhundert" lieferte er den Abschnitt, der das Jahrhundert
charakterisirt. In Göthe's Farbenlehre ist die Abhandlung über die
Benutzung der Farben in der Malerei der Alten sein Werk. Im
Jahre 1815 SChrißl-I er über L. Cranach's Altarbild in der Stadtkir-
ehe 7-{1 Weimar. Bei der neuen Ausgabe von Winckelmannk Wer-
ken sind Meyer's ergänzende Bemerkungen, eigene Anschauungen
und selbstständige Urtheile von vielem Werthe. Er gab auch eine
Geschichte der bildenden Iiiinste bei den Griechen heraus, 3 Thl.
1324, und als Fortsetzung dieses Werkes ist die Geschichte der
bildenden Iiunst bei den Griechen und Römern, herausgegeben
v0" W- Rlemßf. Dresden 1855, zu betrachten. Im Jahre 1826
"ächten zu Dresden seine Uebersicht der Geschichte der Kunst bei
de" Griechen, deren bekannteste Werke und Meister etc., gr.
lm Jahre 1852 starb der Künstler.