Volltext: Meglinger - Müller, Jan. (Bd. 9)

Messys , 
Quintin 
etc. 
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theilung und Belebung der Figuren, und nach jener den Meistern 
der goldenen Kunst so unbewusst herbeigekomrnenen Grazie, ver- 
loren sie, unfähig Alles dieses zu fassen, nicht nur die deutsche 
Einfalt und Frdmmigkeit, die Gründlichkeit und den bis ins Detail 
gehenden Fleiss in Auffassung der Natur, sondern verloren sich 
zum Theil ins Charakterlose . Gezwungene und Manierirte. 
Von  lVlessys finden sich noch viele Gemälde, die nur nichtimmer 
in der 'l'aufe den richtigen Namen erhalten haben. In Italien kom- 
men wenige vor, und wenn dies der Fall war, so wurden sie ge- 
wöhnlich für Werke des Leonardo da Vinci genommen. Nicht 
selten findet man Darstellungen-von alten Wucherern in grosser 
Verschiedenheit der Charaktere; es gibt aber mehrere Cupien. 
Antwerpen bewahrt das Meisterstück des Künstlers. Es ist 
dies das schöne Altarbiliiles vom Kreuze abgenommenen Christus, 
der von den Frauen und Freunden beweint wird. Auf dem rechten 
yl-"liigel ist das Haupt des Johannes auf der Tafel des Herodes, links 
Johannes Evangelist in Oel gesotten. Diese köstliche 'I'afel ist von 
solcher Vollendung und Wahrheit, von solcher Tiefe und Leben- 
digkeit in den Charakteren, dass es nach Passavant (Iiunstreise 
durch England und Belgien S. 385) in dieser Hinsicht an die Seite 
der YVerke des Leonardo da Vinci zu setzen ist- Nur in der Fülle 
und Schönheit der Formen behauptet der Italiener den Vorzug. 
Ehedem bildete das Gemälde eine geschwungene Linie, jetzt ist 
die Form viereckig. Nach dem Berichte des Alexander von For- 
nenbergh hat es "1508 die Zunft der Schreiner machen lassen, und 
dem Bünstler waren 300 fl. bedungen. Er war indessen 1511 noch 
niehfvoll bezahlt, und so wurde ihm eine lebenslängliche Rente 
ausgesetzt. Philipp II. von Spanien trug Verlangen nach dem 
Bilde, erhielt es aber selbst für eine ansehnliche Summe nicht. 
Auch vor den Bilderstiirmern wurde das Bild gerettet, im Jahre 
1577 war aber die Gilde gezwungen, das Gemälde zu verkaufen. 
Auf Vorstellung des Martin de Vos kaufte es der Magistrat um 
1500 fl. wieder zurück, und stellte es in der Rathskapelle im Dome 
auf, wo das Gemälde bis 179i blieb, zu welcher Zeit es mit ge- 
nauer Noth den Nachforschungen Denoifs entging-n 
Brüssel hat ebenfalls ein berühmtes Werk des Künstlers. ln 
der Sammlung des Prinzen von Oranien ist das schöne Altarblatt 
aus der St. Donatuskirche zu Brügge. Es stellt Maria mit dem 
Jesuskindc stehend auf dem llalbmoude dar. Das Kind hält einen 
liusenkranz und vier Engel umschweben es, zwei derselben sind 
ran-eh Art der Eyekkchen Schule, die andern bekleidete Knaben 
mit Flügeln. Oben ist Gott Vater mit der Taube, unten sind sie- 
ben Figuren in Drittel-Lebensgrösse. Der Ton der Farbe ist sehr 
klar und kräftig, die Zusammenstellung der unteren Pi uren macht 
aber eine etwas zerstreute Wirkung, und erinnert schon an den 
Verfall der Kunst. Zur Zeit der Heligionsunruhen wurde das Bild 
hinter eine davor gebaute Backsteinwand versteckt, und in diesem 
Zustande blieb ES, biS 1795 die Franzosen diese herrliche liirche 
 abreissen liessen, wo dann das Gemälde vollkommen erhalten her- 
unter iiel. Nur durch den Sturz wurde es an mehreren Stellen 
zertrümmert, aber wieder sorgfältig hergestellt. 
Zu Loewen in der Cathetlrale ist ein grosses Bild, welches die 
ganze Familie Christi vorstellt. Dieses Bild, so wie der vom Kreuze 
abgenommene Christus in Antwerpen, ist in edlem Style gehalten, 
würdig den italienischen Meisterwerken an die Seite geßßtzt zu 
werden.
	        
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