Messina ,
Antoncllo
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dass es auf ein Bret von wildem Castanienholz gemalt ist, welches
sich in den Niederlanden nicht findet Dieses Bild ist ganz in nie-
derländischer Weise behandelt; auch Zeichnung und Art der Auf-
fassung, Obgleich sie noch hie und da den Italiener verrathen,
zeigen das Bestreben, sich der Schule des van Eyck anzuschlies-
sen. Auf diesem Bilde befindet sich die Inschrift: ,.1475 Antonellus
messaneus me öö PIDKIL" Die Jahrzahl ist so undeutlich, dass de
Bast 1445 gelesen hat, was bei der alten Form der 7 leicht gesche-
hen kann. Die Ahbreviatur öö (oleo) lässt schliessen, dass Anto-
nello damals die Oelmalerei nicht mehr als Geheimmss, wohl aber
als eine Merkwiirdigheit behandelte, wie Schorn glaubt.
Nach Vollendung des Bildes fiir S. Cassiano malte Antonello
wieder Bilder für vcnetianische Edelherren, und dann nennt Va-
sari noch ein anderes, welches der Florentiner Bernardo Vecehietti
erhielt. Es soll xiach der Ansicht jenes Schriftstellers St. Francis-
cus und St. Duminicus darstellen, was indessen nicht der Fall ist,
denn Schorn fand, dass es einen Frnnciscaner vorstelle, der mit
einem Chorherrn disputirt. Der Engländer Ignaz Hugford, dessen
wir auch in diesem Lexicon erwähnten, hesass dieses Gemälde;
wer jetzt, ist unbekannt. Gori hatte es in seinem Besitz, musste
es aber an einen Nordliinder verkaufen. Ferner sagt Vasari, der
Künstler habe den Auftrag erhalten, in der Signoria einige Bilder
zu malen, was erst nach 1487, vielleicht erst 1495 geschehen seyn
musste, als die Reparaturen des Pallastes vollendet waren. Vgl.
Schorn l. c. 57.1. Allein Antonello starb unterdessen, im 49. Jahre,
wie Vasari sagt. Puccini nimmt aber an, Vasari habe statt 49 die
Zahl 79 vor sich gesehen, und setzt Antonellds Tod mit VVahr-
scheinlichlieit in sein 79. Jahr auf 1495. Gallo in der Geschichte
von Messina und der Graf Arnoldi in seinem 'I'ralatat von den Ba-
siliken nehmen erst 1496 an. Vasari bringt auch die Grabschrift
des Künstlers bei, und dann spricht er von Dank, welchen man
diesem liünstler eben so gut zollen müsse, wie dem Jan van Eyck,
weil er in Italien die Oelmalerei verbreitet hatte. Allein trotz dem
Ansehen, welches die Erfindung des van Eyck in Italien gemacht
haben muss, scheint sie doch nicht sobald allgemeine Nachfolge
gefunden, vielmehr scheint sich ihr Einfluss zunächst auf Venedig
und die Lombardey beschränkt zu haben. Nach Zanetti war das
erste in Oel ausgeführte Bild in Venedig, welches eine bestimmte
Jahrzahl trägt, der heil. Augustinus, welchen B. Vivarini für die
Iiirche St. Giovnnni und Paolo 1475 malte. In Florenz erhielt sich
die Temperamalerei viel länger. wozu nach Schorn der Abscheu
vor dem Verbrechen des A. del Castagnu beigetragen haben könnte,
wenn dieses selbst hinreichend bestätiget wiire. H. v. Rumohr hat
sogar in Ziveifel gezogen, ob Dom. Veneziano jemals in Oel ge-
malt (liunstblalt 1821 S. 11, 173); als gewiss nimmt Schorn aber
an, dass die Florcntiner in den vorletzten Decennicn dieses Jahr-
hunderts sich noch fast ausschliesslich der Tempera bedienten. Viel
grössere Wirkung als die verbesserte 'I'echnih scheint die Leben-
digheit und scharfe Charakteristik in Darstellung natürlicher Ge-
genstände, Welche der eigenthiinilichste und grösste Vorzug der
van Eyclfschcn Schule ist, hervorgebracht zu haben. In Ilinsicht
auf Darstellung der menschlichen Charaktere waren die Florentmer
seit Masaccio zwar auf demselben WVege, nur war ihnen die Farbe
flieht eben so gut, wie die Zeichnung geglückt; ganz neu musste
151'311 aber ansser der vortrefflichen Färbung auch die wunderbar
59115110, fleissiqc und getreue Auffassung der Beiwerke seyn. dllfch
welche die Geinälde der van Eyck und ihrer Schuler einen vorzug-