Volltext: Meglinger - Müller, Jan. (Bd. 9)

ßl-cisicr , 
(ICP 9 
VOI] 
1423. 
ser Bedeutung, da sich von ihm der Abdruck eines Xylogrnphicmns 
von 1423 findet. Das Vaterland des Künstlers kann man nicht ge- 
nau bestimmen, doch unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass er 
ein Deutscher gewesen. Sein YVerk stellt den heil. Christoph vor, 
wie er mit dem Jesuskinde auf der Schulter durch das Wasser 
schreitet. Rechts am Ufer kniet der Eremit mit der Laterne, links 
unten am jenseitigen Ufer ist die llliilde, in welche ein Mann den 
Esel mit dem Sacke treibt, und überhöht ist ein anderes Haus, nach 
welchem ein Mann aus der Mühle einen vullen Sack trügt. St. 
Christoph überraget alles; er geht mit einem Palmbauin ausgerüstet; 
das Jesuskind, ganz bekleidet, mit einer Aureole, segnet mit der 
Rechten, und trügt die VVeltkugel in der Linken. Im unteren Rande, 
innerhalb der Einfassungslitlie der Platte, liest man: Cristofori fa- 
ciem die quacurlqne tueris. Millesimo CCCC" XX terno. llla 
nernpe die morte mela non morieris. Die Darstellung ist auf ei- 
nem Folioblatte, und das Original, auf Art der Ilartenblätter il- 
luminirt, wurde im, Kloster Buxheim gefunden, auf dem hinteren 
Deckel eines Manuscripthandes von 1417 eingeklebt. Diese Hand- 
schrift: Lectiones matutinales accomodatae officio St. V. Marine per 
singulos anni dies, ist ein Geschenk der Anna von Gundellingen, 
Stiftsfraix in Buchau, die 1435 starb. Das lWIanuscript wurde 1417 
vollendet, noch vor Entstehung des Hulzschnittes, und dieser letz-' 
tere wurde wahrscheinlich von einem Mönche des Klosters Bux- 
heim oder in Buchau bei Memingen selbst verfertiget, weil man 
anderwiirts nie einen Abdruck fand. Diesen merkwürdigen Holz- 
schnitt entdeckte 1669 der bekannte Baron I-Ieinecke im Kloster 
Buxheim, und er gab in dessen Idöe generale p. 250 alsubald 
Nachricht davon. Als von Murr dieses lns, begab er sich sogleich 
nach Buxheim, und erhielt da nicht allein die Erlanbniss, das 
Blatt eopiren zu dürfen, sondern auch das Original. Murr liess 
es durch den geschickten Furmschneider Sebastian Roland co- 
piren, und fügte die Copie der Geschichte der Formschneidekunst 
in Nürnberg bei, Journal II. lO-i. Eine Copie von ßolancPs Copie 
ist in Heller's Geschichte der Ilolzschneidekunst, S. 40. Diese hat 
Zeunc 1821 gefertiget. Eine frühere Cupie ist jene in Jansetfs 
Essai snr Yerigine de la gravure en bois et en taille-douce. A Pa- 
ris 1803. Die schönste vun allen ist die Nachbildung in Ottley's 
lnquiry etc. I, p. 90 und eine kleinere in Dibdin's ßibliutheca 
Spenceriana I. p. (i. 
Gegenwärtig befindet sich das Original in England, denn Dibdin 
kaufte es 1823 für Lord Spencer, und wir Deutsche müssen war- 
ten, bis wir ein zwväeites finden. 
Wenn wir dem Ottley Glauben beimessen, so muss auf dieses 
Blatt eine Darstellung der Verkündigung Mariä folgen, welche 
aus (lerselbcn Gegend in die Spenciefsehe Bibliothek gelangte. 
Ottley hiilt sie unbezweifelt für Arbeit des Meisters von 1425. Er 
gibt l. c. p. 95 eine verkleinerte Nachbildung dieses Holzschnittes, 
H1 Dibdiifs Bibl. Spenz. I. 3 ist die Iliilfte mit dem Engel in grös- 
59113111 Formate. Die Handlung geht in einem Gebäude von vorgethi- 
Scher Architektur vor, dessen beide iiussere llundbögen in der 
lVhtte von einer Säule getragen werden. Links kniet der Engel 
In faltigem Gewande und mit grnssen Flügeln von fast lauter Pfauen- 
fetlern, und hält mit der Linken die nach oben bin um die Säule 
Sieh wintlende Bandrolle mit der Schrift: A ve Maria plerlil 
Dominus te. Gegenüber steht Maria. die linke Hand auf das 
Bllßh gelegt, vun welchem sie sich gegen den Exigcl hin gewen- 
det hat. Sie trägt ein faltenrciches Gewand, und ihren liupf nm-
	        
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