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Mengs ,
Anton.
Rafael.
scbriften, denen sie
weitem vorzuziehen.
ZDF
Norm
und
Leitfaden
dienten ,
bei
Da ihm sowohl in der Theorie als in der praktischen Ausübung
das innere Lebensprincip der liunst entging, so konnte durch ihn
auch keine eigentliche Wiederbelebung derselben erfolgen. Der
günstige Einfluss, den man diesem Künstler zuschreiben kann, musste
daher negativ seyn. Er und VVinkclmanit veranlassten die Verban-
nung desvGeschmackcs des P. da Cortonn und Bernini, und auf
ihre Anregung ward zwar das Studium des Rafael und der Antiken
vorherrschend, aber ohne dass dadurch im Wesentlichen der Iiunst
ein bedeutender Vortheil erwuchs. Die Verehrung der Denkmäler
des Alterthums, die sich gewöhnlich mehr auf Autorität als auf
einen lebendigen Sinn für dieselben gründete, veranlasste einen fal-
schen Begriff des Ideals, der in einem leeren abstrakten, von Be-
deutung und Charakter getrennten Begriff von der Schönheit bestand,
und welcher dadurch der Geistesarmuth, die sich jederzeit durch
charakterlose Einförmiglteit offenbart, sehr willkommen seyn musste.
Selbst in Bildnissen erscheint das Bestreben, die individuellen Ziige
durchnfjenes leere Ideal in modifietrcu. Frauenbildnisse wurden
nicht selten im antiken Costiim und wohl gar als Göttinnen des
Alterthums vorgestellt, wodurch denn öfter eine wahre Parodie
der dargestellten Person und des idealen Charakters hervorging,
in dem sie der Künstler zeigen wollte.
So weitjgeht die Erörterung in der erwähnten Beschreibung Roms,
wir lassen es aber damit noch nicht bewenden, da auch noch spä-
tere Schriftsteller diesen Gegenstand beriihrtcn." J. G. v. Quandt
hat in der Note zu A. "Vtfagnerk, Uebersetzung der Geschichte der
ltlalerei von Lanzi I. 531, und schon bei einer anderen Gelegen-
heit Mengsens Iiunstgrnndsätze erwogen, und das Erhebliehste ist
in liiirze folgendes: "Einerseits, sagt Quandt, ist cs allerdings zu
loben, dass [Vlengs auf Muster, wie Rafael, Titiazi, Curreggid und
die Antike verwies, und so den verirrten Geschmack von hurt"
schend gewordenen Manieren ab- und auf Besseres hinlenkto, al-
lein anderseits fiihrt Nachahmung auch des Besten wieder zur Dia-
nier; und so war der Nutzen immer nur negativ, indem dadurch
Caravaggids und C'ortona's leichtfertige VVeisen abgelehnt wurden,
ohne dass etwas Gediegenes an die Stelle trat. Ja Nlr-tigsens Ab-
sicht, die Verdienste verschiedener grosser Meister in Eins zusam-
menischinelzen zu wollen, zeigt offenbar ein Nlissverstehexi des
Wesens alles Grussen und Herrlichen in seiner Art; denn die
Zeichnung, Colorit, Ausdruck, Cßmposition und Styl eines grus-
sen Künstlers ist ein unzcrtrennlicher Zusammenhang, da alles
diess Resultat des Charakters eines grossen Geistes ist, und also
fremdartige Elemente sich mischen sollen, wenn man nach meh-
reren Meistern diese Bestandthcile eines Iiunstwerkes in einem
neuem Werke zu vereinen strebti"
Dr. F. Iiugler, Geschichte der Malerei IT. 306, wiirdiget da!
Verdienst dieses Künstlers ebenfalls, und bei ihm lesen wir: "Hin-
gewiesen einzig auf das genaueste Studium der grossen Maler des
16. Jahrhunderts, besonders RafaePs und der Antike, ist so bei
ihm ein strenges Studium schöner Formen Grundzug seiner Iiunst,
und wenn seinen YVerken auch die freie lebendige Originalität dei
Genius fehlt, wenn sie gegenwärtig auch den Beschauer kalt las-
sen; so ist jenes Streben doch als ein wichtiger und einflussreicher
Punkt in der Entwicklung der neuesten Iiunst sehr anzuerkennen.
Uebrigens war er ein Eklektiker, der dieschönheiten der Antiker