In Giitlufs "Vvinckelmann und sein Jahrhundert" wird llIengs
ebenfalls beurtheilt. und sicher richtiger als bei den Vorgängern.
Da heisst es, es sei ein bedeutender Vortheil für das, was er lei-
sten und wirken sollte, dass er nicht in der Schule irgend eines
zu jener Zeit im Rufe stehenden Malers gebildet wurde, sondern
unter Aufsicht eines strengen Vaters in völliger Absonderung ge-
halten und blos angewiesen wurde, nebst der Antike vornehmlich
Balaefs Werke zu studieren, wodurch er, allem schädlichen Ein-
fluss herrschender Irrthiimcr entzogen, ungehindert auf dem Wege
fortwandelte, den ihm die besten Muster zeigten. Der Verfasser
jenes Werkes findet in Mengs nicht lauter Lob; er beschuldiget
den Künstler im Gegentheile der Diirftigkeit in der Erfindung, der
Unklarheit in der Allegorie und eines gesuchten Wesens, um poetisch
zu scheinen. Dass Mengs an ernster Ueherlegung, an Aufwand
von Fleiss und Mühe es nicht habe fehlen lassen, gibt Giithe
gerne zu. Den meisten seiner Werke ist das Gepräge einer nie
zu befriedigenden Sorgfalt in Anlage und Vollendung sichtharlich
aufgedrückt, welches ihm denn auch als iFchler angerechnet wurde.
Allein, fährt Güthe fort, man wird sich den Mangel an freier Be-
wegung leicht erklären, und auch geneigt seyn, denselben zu ver-
geben, wenn gehörig erwogen wird, wie Ddengs in Reden und
Schriften überall eine hohe, gleichsam schwürnierische Idee von
dem Ernst und der VVülKlG der Kunst geäussert, den höchsten,
wiinschenswerthesten Zweck derselben in die Schönheit der Form
gesetzt, und rastlos bemüht gewesen ist, diesen Zweck zu erreichen.
Im Schönen der Form findet Göthe auch Mengs grösstes, sein
anz vorzügliches Verdienst, womit er unter den neueren Iiiinst-
lgern sich glänzend auszeichne, weil vorher keiner diesen Theil ei-
gentlich bezielt habe. In einen Vergleich mit anderen Iiiinstlern
geht Güthc nicht ein, er will auch diejenigen nicht bestreiten,
welche die in Mengs Bildern zuweilen allgemeine Anordnung ta-
deln, er gibt zu, die Iiöpfe seien selten treffend Charakteristisch,
noch seltener von lebendigem, in hohem Grade geistreichem Aus-
drucke. Von jenem Geschmackc in Gewändern und Nebensachen,
den Giithe den feinen und putzenden nennen möchte, besass lVlengs
ebenfalls nur wenig, dennoch aber gesteht ihm der erwniihnte Schrift-
steller einen Platz unter den vornehmsten und belobtesten neuerer
Zeit zu, wegen des Verzugs schöner Formen und weil seine Bemü-
hungen zur Einführung eines besseren Bunstgeschmackes nicht
ohne gute Wirkung geblieben sind.
Watelet in seinem von l'Evcsque vollendeten ästhetischen Wür-
terbuche spricht mit grosser Achtung von diesem liünstler, und
nimmt ihn vor Beschuldigungen in Schutz; so z. B. weiset er F.
Batonfs neidische Behauptung, dass die Gemälde des Dresdners
einen Spiegel abgeben können, mit Ernst zurück.
Fernow, im Leben Carstens S. 503, fiihrt ihn als Beispiel auf,
was geistloser Fleiss, von einem denkenden Verstande geleitet, von
einer gründlichen Technik unterstützt und von den Umständen he-
günstiget, durch eifriges Studium nach Vollkommenheit zu errei-
chen vermag, doch wirklich eine zu strenge Gritik. In Hiirzc
eines ungünstigen Urtlieils übertrifft ihn aber noch Dallaway II. 236,
der in einem Vergleiche zwischen Mengs und Reyiioltls sagt, (m55
ersterer ein gewissenhafter um nicht zu sagen sklavischer Nach-
ahmer, von kalter Correktheit sei.
Es gibt eine grosse Anzahl von Schriften, in welchen dieses Künst-
lers erwähnt wird, wirfügexi aber hier nur noch Urthcile der