Volltext: Meglinger - Müller, Jan. (Bd. 9)

In Giitlufs "Vvinckelmann und sein Jahrhundert" wird llIengs 
ebenfalls beurtheilt. und sicher richtiger als bei den Vorgängern. 
Da heisst es, es sei ein bedeutender Vortheil für das, was er lei- 
sten und wirken sollte, dass er nicht in der Schule irgend eines 
zu jener Zeit im Rufe stehenden Malers gebildet wurde, sondern 
unter Aufsicht eines strengen Vaters in völliger Absonderung ge- 
halten und blos angewiesen wurde, nebst der Antike vornehmlich 
Balaefs Werke zu studieren, wodurch er, allem schädlichen Ein- 
fluss herrschender Irrthiimcr entzogen, ungehindert auf dem Wege 
fortwandelte, den ihm die besten Muster zeigten. Der Verfasser 
jenes Werkes findet in Mengs nicht lauter Lob; er beschuldiget 
den Künstler im Gegentheile der Diirftigkeit in der Erfindung, der 
Unklarheit in der Allegorie und eines gesuchten Wesens, um poetisch 
zu scheinen. Dass Mengs an ernster Ueherlegung, an Aufwand 
von Fleiss und Mühe es nicht habe fehlen lassen, gibt Giithe 
gerne zu. Den meisten seiner Werke ist das Gepräge einer nie 
zu befriedigenden Sorgfalt in Anlage und Vollendung sichtharlich 
aufgedrückt, welches ihm denn auch als iFchler angerechnet wurde. 
Allein, fährt Güthe fort, man wird sich den Mangel an freier Be- 
wegung leicht erklären, und auch geneigt seyn, denselben zu ver- 
geben, wenn gehörig erwogen wird, wie Ddengs in Reden und 
Schriften überall eine hohe, gleichsam schwürnierische Idee von 
dem Ernst und der VVülKlG der Kunst geäussert, den höchsten, 
wiinschenswerthesten Zweck derselben in die Schönheit der Form 
gesetzt, und rastlos bemüht gewesen ist, diesen Zweck zu erreichen. 
Im Schönen der Form findet Göthe auch Mengs grösstes, sein 
anz vorzügliches Verdienst, womit er unter den neueren Iiiinst- 
lgern sich glänzend auszeichne, weil vorher keiner diesen Theil ei- 
gentlich bezielt habe. In einen Vergleich mit anderen Iiiinstlern 
geht Güthc nicht ein, er will auch diejenigen nicht bestreiten, 
welche die in Mengs Bildern zuweilen allgemeine Anordnung ta- 
deln, er gibt zu, die Iiöpfe seien selten treffend Charakteristisch, 
noch seltener von lebendigem, in hohem Grade geistreichem Aus- 
drucke. Von jenem Geschmackc in Gewändern und Nebensachen, 
den Giithe den feinen und putzenden nennen möchte, besass lVlengs 
ebenfalls nur wenig, dennoch aber gesteht ihm der erwniihnte Schrift- 
steller einen Platz unter den vornehmsten und belobtesten neuerer 
Zeit zu, wegen des Verzugs schöner Formen und weil seine Bemü- 
hungen zur Einführung eines besseren Bunstgeschmackes nicht 
ohne gute Wirkung geblieben sind. 
Watelet in seinem von l'Evcsque vollendeten ästhetischen Wür- 
terbuche spricht mit grosser Achtung von diesem liünstler, und 
nimmt ihn vor Beschuldigungen in Schutz; so z. B. weiset er F. 
Batonfs neidische Behauptung, dass die Gemälde des Dresdners 
einen Spiegel abgeben können, mit Ernst zurück. 
Fernow, im Leben Carstens S. 503, fiihrt ihn als Beispiel auf, 
was geistloser Fleiss, von einem denkenden Verstande geleitet, von 
einer gründlichen Technik unterstützt und von den Umständen he- 
günstiget, durch eifriges Studium nach Vollkommenheit zu errei- 
chen vermag,  doch wirklich eine zu strenge Gritik. In Hiirzc 
eines ungünstigen Urtlieils übertrifft ihn aber noch Dallaway II. 236, 
der in einem Vergleiche zwischen Mengs und Reyiioltls sagt, (m55 
ersterer ein gewissenhafter  um nicht zu sagen sklavischer Nach- 
ahmer, von kalter Correktheit sei. 
Es gibt eine grosse Anzahl von Schriften, in welchen dieses Künst- 
lers erwähnt wird, wirfügexi aber hier nur noch Urthcile der 

	        
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