Lucas ,
Evangelist.
der
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sten Lucas gelten, und von Griechenland und Constantinopel da-
hin gekommen seyn sollen, 0b man gleich zuverlässig weiss, dass
man erst zur Zeit der Nestorianer, d. h. im V. Jahrhundert, an-
gefangen habe, die Jungfrau Maria mit ihrem Sohne in den Armen
darzustellen. Die hauptsiichlichsten Bilder, die man zu Bom als
Werke des Evangelisten bezeichnet, sind: in Ara Coeli-ein Altar-
gemälde der Mutter Gottes, ohne den Knaben, auf Cypressenholz
gemalt; in S. Maria nuova, einer Kirche, welche Leo IV. um 841
erneute, ist ein Marienbild, das dieser Pabst dahinbrachte, daher
sie seitdem die neue heisst. In der reichen Kapelle Borghese in
S. Maria Maggiore ist ebenfalls ein Madonnenbild, das dem heil.
Lueas beigelegt wird, prächtig in Edelsteine gefasst. In S. Ago-
stina ist die Madonna des Hauptaltars eines dieserBilder, und
nach der Eroberung Constantinopels hergebracht. Das lebensgrosse
Bilclniss des Heilandes in der Lorenzkapelle (sancta sanctorum)
im Lateran, soll vom heil. Lucas angefangen und von Engeln voll-
endet worden seyn. Weiter wird davon gesagt, dass es vom heil.
Germanus, Patriarchetl zu Constantinopel, vor dem bilderstürmen-
den Iiaiser Leo um 750 ins Meer geworfen, von selbst nach Rom
schwamm, wo es schon Innocenz III. in Silber fassen liess. Nie-
mand darf dieses Allerheiligste betreten, und der Pabst selber hier
nicht Messe lesen. Zu Grotta Ferrata ist ebenfalls eine Madonna,
die dem heil. Lucas zugeschrieben wird. Weltberühmt wurde die
Madonna dell' Irnprunetta zu Florenz, die man in früher Zeit
ebenfalls dem Evangelisten zuschrieb. Tournefort erwähnt ein Ma-
donnenbilcl auf dem Berge Libanon als Werk des heil. Lucas, und
Fiorillo spricht von einem solchen Madonnenbilde in Bologna,
mit Opus Lucae cancellarii bezeichnet. In der alten Iiapelle zu
Regensburg stand ein merkwürdiges Bild, von dem die Tradition
sagt, es sei vom Evangelisten Lucas gemalt und vom Pabst Bene-
dikt IV. dem Kaiser Heinrich IL, Herzog von Bayern, geschenkt
worden, der es alsdann um tOt2 nach Regensburg gebracht habe.
Es wird jetzt in der k. Gallerie zu Schleissheitn aufbewahrt. Man
findet davon grosse und kleine Iiupferstiche. Ein solches Marien-
bild, in einem prächtigen, mit Edelsteinen verzierten, silbernen
Rahmen, ist auch im Dome zu Freising. Herzog Galeazzo von
Mailand hat es von einem griechischen liaiser zum Geschenke er-
halten, und Aventin erwähnt auch einer griechischen Bezeichnung
desselben. Nach Freising kam das Gemälde durch Bruno de la
Scala, dessen Bruder Nicodemus daselbst Bischof war. Letzterer
schenkte das Bild 1440 der Iiirche. S. Hoheneicher im oberbay-
rischen Archiv I. 146. Die Augustiner zu Briinn bewahren eben-
falls ein Madonnenbild jener alten Zeit. Der Markgraf Johann
schenkte es ihnen 1556.
Es mag wohl noch andere Bilder geben, die der fromme Glaube
dem heil. Lucas zuschreibt, allein es ist keines wirklich von ihm
gemalt, wenn auch schon Nicephorus ihn als Maler von Bildern
Christi, der heil. Jungfrau und der Apostel bezeichnet. Manni
suchte 1766 die alte Meinung zu bestreiten, in einer Schrift: Dell'
errore, Che persiste cfattribuirsi le pitture al S. Evangelista. Crespi
wollte dieses nicht zugeben, und er schrieb dagegen XTZÖ eine
Dissertazio anticritica sopra due lezioni del Manni etc. P. del?
Aquilq ist im Dizioxiario portatile clella Bibbia ebenfalls geäen
Mannl, welchen aber Piacenza unterstützt. Lanzi sagt ebenfa ls,
dass ausser dem Pöbel jetzt niemand mehr daran glaube, 1168011-
ders aus den Eingangs angeführten Gründen. Es sind dieses Ge-
mälde, in byzantinischer Weise gemalt, theilweise wohl Selbst V01!