lNlazzuoli ,
Francesco.
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gio auf ihn äusserte, und dann seine dritte Weise, welche als
Resultat seines Studiums nach Rafael zu betrachten ist. Schon in
seinen früheren Werken ist die Form ausgebildet und die Malerei
von grossei-Weiehheit, und ein Vorzug, den sie vor den späteren
haben, ist der, dass sie in Form und Ausdruck nicht so allektirt
erscheinen.
Dass der Künstler ein grosses Talent besass, ist unliiugbar; doch
überschritt er immer mehr die Schranken, innerhalb welcher der
Genius seine grossen Vorgänger hielt. Mit einer seltenen Leich-
tigkeit wandelte er den einmal gelassten Gedanken in ein Bild um,
und kaum innerlich angeschaut, war schon das Bild in Zeichnung
und Farben geschaffen. Sein Pinselstrich ist frei und entschieden,
was Albani göttlich nennt, der versichert, diese unerreichbare Mei-
sterschaft habe er nur durch grosse Uebung im Zeichnen erlangt.
Indessen sind nicht alle seine Arbeiten gleich aufgetragen, von
gleichem Fleisse undvoil grosser Wirkung; einige, mit Feuer
und liralt entworfene tragen das Gepräge der Genialität, andere
zeugen von Nachlässigkeit, welche sich nichtZeit nimmt, gehörig
die Theile zu einem Ganzen zu ordnen und den Gedanken klar
hinzustellen. Daher erkliirt sich das viele Skizzenhaftc dieses Mei-
sters, wiihrend andere seiner Werke mit grosser Liebe ausgeführt
sind, (lass man sie Correggio zugeschrieben hat, wie den Amor,
der den Bogen bereitet, zu seinen Fiisscn zwei Kinder, von wel-
chen das eine lacht und das andere weint. Dieses Bild wurde
niehrinal wiederholt, so sehr gefiel es. Boschini schreibt diesen
Cupido ohne VVidc-rrerle dem Correggio zu, so wie den Ganyined
und die Leda, was nach ihm auch viele Andere behaupten.
Die Gemälde dieses Künstlers sind selbst in Italien ziemlich sel-
ten, besonders reiche und volle Compositionen. Als solche nennt
Lanzi vor allen eine Darstellung der Bergpredigt an das Volk in
einem Zimmer des Fürsten von Colorno, nach Lanzi ein wah-
rer Edelstein. Seine Altarbilder sind wenig, und keines geschätz-
ter, als die_ heil. Martha zu Bologna, ein figurenreichesßild,
welches die Carracci studirten, und Guido aus lauter Bewunderung
BafaePs heil. Cäcilia vorziehen wollte. Die Heilige, den Drachen
zu ihren Fiisseii , kniet vor der heil. Jungfrau, und liebkoset das
auf deren Schoosse sitzende Jesuskind. Dabei Sind 1111011 Sl- All-
gustin und St. Hieronymus, der kniend ein Crucifiiebetrachtet.
Dieses Bild war von 1529 bis 1796 in der Capelle Giusti in 8'.
Margaretha zu Bologna, damals musste es aber nach Paris wan-
dern. Nach Napoleon's Eutthronung kam es zuruck, und seit die-
ser Zeit ist das Gemälde in der Pinakothek zu Bologna, wo man
es wegender grossartigen, Correggidschen Figuren bewundert. In
S. Petroino zu Bologna ist von ihm (nach Einigen das sehiitzbarste
Werk) der hl. Rochus, welchen L, Carracci copirte. Im J. 1320 ent-
deckte Gius. GnelIi zu Creinona auf einem Heuboden ein grosses
Altarbild, welches die Madonna mit dem Iiinde in einer Nische
darstellt, und auf den Stufen derselben vier Heilige. Das Kind
hält einen Blumenstrauss (mazzolino). Das Ganze ist in der ersten
Manier des Iiiinstlers ausgeführt, vor seiner Bekanntschaft mit
Rafael. G. Beltrami hat das Bild erstanden. S. Kunstblatt 182,0
N0. Q7.
Nicht gar selten sind Mazzolincfs kleinere Bilder, Bildnisse, ju-
gendliche Köpfe und biblische Darstellungen, deren einige mehr.
mal wiederholt wurden. Am häufigsten findet man U. L. F. mit
dem göttlichen Knaben und Johannes, nebst der heil. Catharina,
Nllglefs Iiünstler- Lex. VIII. Bd. 33