Mazzolino ,
Lodovico.
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neuerer berühmter Schriftsteller davon schweigt; wir sahen aber
ein solches Gemälde bei dem Dornherrn Speth in München, einem
bewährten Iiunstkenner- und Iiunstschriftsteller, und da zeigt sich
die Anwendung des Goldes nicht nur an lileidern, wie Lanzi sagt,
sondern auch an anderen Theilen. Dieses Bild, eine heilkFami-
lie, ist wie gewühniich sehr zart vollendet, und von gesättigter
gluthvoller Farbe. Zuweilen wenigstens in früherer Zeit
wurde Mazzolini in Sammlungen mit G, Ferrari verwechselt, viel-
leicht durch ein Missverstlindniss des Lodovico da Ferrara, wie
Lanzi meint; dies geschah auch miteinem Bilde derFlorenzer Gallerie,
der Madonna mit dem Iiinde vorstellend, dem SLAnna Früchte reicht.
Die Gemälde MazzolinPs sind selten. Mehrere kleine Bilder
kamen durch den Cardinal Pius in die Gallerie des Capitol, und
sehr schöne kleine Stücke sind auch in der Gallerie Doria zu Rom.
ln St. Franeesco zu Bologna war zu Lanzi's Zeit noch das Al-
tarbild, welches Christus als Knaben unter den Schriftstellern im
Tempel vorstellt, bezeichnet: IVIDXXIVÄ Zenar Ludovicus Maz-
zolinus Ferrariensis. Dieses herrliche Gemälde kam später in die
Sammlung des bekannten Solly, und mit dieser in die Gallerie des
laiinigl. Museums zu Berlin. Dieses Bild hat Cesi übermalt, die
Uebermalungen wurden aber glücklich abgenommen, iind es ver-
dient auch- jetzt noch Bewunderung. Nach Buglefs" Behauptung
waltet in diesem Bilde ein eigener, ergiitzlicher Humor, der in
den vervvunderlichen Köpfen der Schriftgelehrten auf glückliche
Weise hervortritt, und dem es gleich wohl nicht an grosser Beson-
nenheit fehlt. Im Gegensatz gegen diese Auflassung ist die Au-
muth desilinabeil und die männliche Schönheit im Iiopfe des heil.
Joseph ebenfalls nicht ohne Wirkung. Auch gibt das Bild von
der glühenden Färbung des Ludovico das bedeutendste Beispiel.
In der Gallerie zu Bologna ist die Geburt Christi mit einem D0-
minicaner in Anbetung, ein kleines Bild, welches ehedem in der
Capelle Caprara bei St. Franccsco war. Die zierlichen Figuren die-
ser Tafel betvunderte Baldassare da Siena. Daselbst war auch die
Balbfigui- des ewigen Vaters, die ebenfalls in die Gallerie ge-
bracht wurde.
lm künigl. Museum zu Berlin sind ausser dem oben erwähnten
Gemälde mit dein Knaben Jesus unter den Sehriftlehrern noch an-
dere Bilder von Mazzolino, die nach Huglt-r ohne Zweifel zusam-
men die vorziigiichsten Gemälde des Iiiinstlers sind. Deselbst ist
noch eine kleinere Darstellung des Iiilaben Jesus im Tempel, von
feiner, miniaturartigcr Behandlung. "Ein drittes Bild stellt die
heil. Familie dar, in Farben phantastisch bunt; doch erkennt ling-
ler in der Haltung des Christuskintles schon eine Reminiscenz an
Rafaefs späteren Leistungen. Ein viertes grösseres Bild, mit der
Jahrzahl 159g, stellt in drei Abtheilungelt die Madonna mit dem
Iiinde und zwei Heilige dar und hat in der wenn gleich lträftigen
Malerei noch griissere Häirte als die andern Bilder; das Christkind
enthält aber auch hier eine lleminiscenz, und zwar an L. da Viuci,
Der liopf des heil. Einsiedlers Antonius, zur Rechten der Mariah
ist von bedeutendem Charakter.
In der königl. Pinakothek zu München ist nur Ein Bild des
Künstlers: die heil. Jungfrau in einer Landschaft mit dem Jesus-
kinde auf dem Schoose, dem der heil. Joseph in einer Schmale Jo-
hannisbeeren darreicht. Ueber den Wolken schwebt Gott Vater.
Dies ist ebenfalls ein vorzügliches kleines Bild sowohl in den
Charakteren, als in der Vollendung. Die Farbe ist lebendig, von
gluheudem Touc.