Blay ,
Carl.
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May, 03T]; ein berühmter Künstler, der sich durch treue und
pittureske Nachbildungen schöner Werke der Baukunst, und
interessaxrlzter Denkmäler des Alterthums in kleinem Maassstabe
rosses erdicnst erwarben hat. Es sind dieses ittoreske Kork-
iignodelle, phelloplastische VVerke genannt, vom gritiicliischen Worte
iyfklciitliolrk. _Die1 ersten Arbeiten dieser Art verfärtigte umF17g3
ein ulnst er in 10m, aber vereeblich suchte er Hofoficiant
C. May nach Italien zu komiden, um sich in {den Besitz
des Geheimnisses der Pelloplastik zu setzen, und er fing nun
an, ohne alle andere Anleitung, als die sein Iiiinstlertalent ihm
gewährte, diese Iiunst mit dem glücklichsten Erfolge zu üben, so
dass man ihn' in Deutschland als zweiten Erfinder dieser Kunst
betrachten kann. Ueber das Beginnen, das allmählige Fortschrei-
ten und Vervollkommnen derselben durch C. May ist in mehreren
Schriften, namentlich im deutschen Merkur 1808, mit Interesse ge-
s rochen WOIXlGII. Im Verlaufe der Zeit lieferte Ma YVerke, wel-
ciie die Natur täuschend wiedergeben, in allen ihreü architektoni-
schen Theilen w'ollkornmen darstellen. May war Architekt, er lei-
tete früher die grossen Bauten des Grafen von Astein zu Gelsen-
heim und im Niedervralde im llheingau, und fertigte schon damals
einige Modelle zur Ausführung in den romantischen Anlagen des
Niederwvalrles. Im Jahre 1795 sah May in Yveimai" das erste Hork-
morlell eines römischen Monuments, und sogleich ward der Ent-
schluss gefasst, diese Kunst zu verfolgen. Das erste Produkt war
die Abbildung des Tempels von Tivoli, und, obwohl noch nicht
vollkommen, gewann schon dieses Werk _rossen Beifall. Ma war
auf sein Talent einzig angewiesen, und auch Italien konrifte er
nicht sogleich betreten, und so nun war er auf die Sammlungen
von Cassel und Lei ziw beschränkt. Hier suchte er seine Vorbil-
der, und bei rastlosliambßeiiiiihen sah man ein Monument um das
andere entstehen. In kurzer Zeit hatte er alle lslinclernisse besei-
tiget, und kaum war ein Jahr verflossen, so konnte man seine
Werke von den römischen nicht mehr unterscheiden. lFürsten und
Privaten heeiferten sichijetzt, Iinriigebiiude von ihm zu erhalten.
Der Grossherzog von Mecklenbnrg-Schwerin nahm sogleich jedes
Stück für sich in Beschlag, und brachte zuletzt 56 römische Mo-
numäate zusammen; der Churfiirst von Mainz erhielt deren vier,
der erzo von Gotha und die i-Ierzowin von Weimar eini e der-
selben, urigd der Fürst von Reuss 12 gtiicke. Mehrere gingen ins
Ausland. In letzterer Zeit erkaufte der Fürst Primas von Dalberg,
in dessen Diensten May zu Erfurt stand, die ganze Folge von ihm
gefertigter Monumente, 35 römische und 5 deutsche Denkmäler.
Im Museum zn Darmstadt wurden drei seiner Werke als Arbeiten
römischer Werkstätten genommen. Die phelloplastischen Werke
dileses Künstlers sind täuschend nachgearbeitet, in den Mauern,
T iiirmen, Säulen-Lagen, Gänfren, Gewölben in den verfallenen
und bemoosten Theilen etc. Die Figuren, Bzis- und Hautreliefs
sind von einer eigenen Masse geformt. Ein vollständiges Verzeich-
niss der Nachbildungen des Künstlers ist neben andern interessan-
ten Bemerkungen von Dr. Hundeshagen im Anzeiger für Kunst-
und Gewerhllciss im Königreiche Bayern von 181-6 Nof21 und 22,
und eigens abgedruckt, mit Beifügung anderer Anzeigen über den
Hiillällelä und seine Bemühungen kann man auch. inveincr andern
kleinen Druckschrift finden, unter dem 'I'iteli: Notizen über die phel-
loplastischen YVerke des verlebten Baurathes Iiarl Mav. Würz-
burg 1825, Sein letztes Werk war die Nachb-ildungllder Ruine
des Heidelbergenschlosses, die er für den Kronprinzen Ludwig