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Matthäi
Friedrich.
und kräßigen Art im Malen, ihrer wirkungsvollen Beleuchtung
nachgiestrebt hatte, war unverkennbar. Von geringerer Bedeutung,
von keiner so grossen Sicherheit, war ein früheres lebensgrosses
Gemälde, welches Castor und Pollux vorstellt, und das_cler spa-
nische Gesandte d'Anadia an sich brachte. Die Gruppe ist wohl-
gefällig und auch den reinen Sinn für das Colorit, der dem Künst-
ler so eigen ist, zeigt das Gemälde. Ungetheilten Beilall erhielt
dagegen 1807 der Tod des Egistheus, den Orestes ermm-clet, nach
Sophokles Tragödie. Die Figuren sind in halber Lebensgrösse,
und was Zeichnung, Färbung, Costum und Ausführung anbe-
langt, belriedigte das Bild jeden Kenner, im Ganzen aber ist es
kalt, wie dieses öfter bei Behandlung antiker Stoffe der Fall ist.
Ein anderes Bild des Künstlers, das 1808 im Salon erschien,
stellt Castor und Pollux dar, die dem Orest erscheinen und ihm
sein Schicksal verkünden, ein VVcrk von verständiger Anordnung,
wenn auch nicht in demselben Grade dankbar. In der letzten Zeit
in Italien fertigte er eine schöne Copie von RaiaeYs Grablegung Christi,
ein getreues Nachbild eines Meistervverkes aus der goldenen Zeit
der" italienischen Kunst. Ein späteres schönes Gemälde von eige-
ner Composition stellt die_Tauie_Ctiri'sti dar, und ein anderes von
1812 schildert Christus, wie er die Iiinder segnet, ein reiches Bild
von vollendeter Ausführung. In der Iiirche zu Planen ist ein treff-
liches Altarblatt von Matthiii, 1816 dahin gebracht. Es stellt das
Abendmahl des Herrn dar, in lebensgrossen Figuren, von ergrei-
fendem Ausdruck. Alles ist vollkonimäi richtig gezeichnet, Licht
und Schatten genau vertheilt, und das Ganze so kunstvoll gehal-
ten, dass sich Alles plastisch voneinander sondert, und doch wie-
der malerisch miteinander gruppirt. Färbung und Beleuchtung ist
wahr und kräftig, doch fanden Einige die Flammenbeleuchtung
nicht roth genug; denn der Künstler hat sehr pünktlich durch Ueber-
einstimmung der Farben den rothen Lichtstrahl, der in seinem
Bilde wirklich herrscht, nur unbemerkbar gemacht, der aber erst
dann sichtlich wird, wenn ein durch Tageslicht beleuchteter Ge-
enstand als Gegensatz zur Vergleichung herbeigeführt wird. Im
fahre 1327 brachte er ein anderes, höchst imposantes, in Zeich-
nung und Färbung höchst musterhaftes Gemälde zur Ausstellung.
Es ist dieses der Tod des Codrus, im_ Besitze des Baron Houwald,
vormaligen Syndicus der Niederlausitz, _ein Ehrengesehenk der
Niederlausitischen Stände. Die Composition ist reich, im Ge-
sammtcharakter von einer, der neueren französischen Schule ver-
wandten Wirkung, jedoch ohne jene theatralische Effekthascherei,
In neuester Zeit malte er für den regierenden Herzog von Braun-
schweig ein grosses Bild: den Tod des Herzogs von Braunschweig-
Oels. Im Jahre 1856 war dieses Gemälde in Dresden zum 3051m,
des Vereins zur Unterstützung düi-ftiger Iiünstlerwittwen ausgestellt.
Dann malte Matthäi auch mehrere Bildnisse von ausgezeichnetem
Werthe und bestimmter Charakteristik. Es herrscht darin grosse
Lebendigkeit und getreue Nachahmung der Stoffe. Die Färbung
ist, wie immer, in vollster Harmonie. Für Beckens Augusteum
fertigte er mehrere Zeichnungen nach Antiken , und überdiess fin-
den sich von seiner Hand auch historische Zeichnungen in B1-
ster etc.
Dann haben wir von Direktor Matthäi eine Beschreibung der
neu errichteten Sammlung vaterliindischer Prospekte von A. Thiele
und Canaletto (im BrühPschen Ballast), Dresden 1854. Sein
Bildniss befindet sich in der bekannten Portaitsammlung des