Blartino
Simtnie
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das Buch haltend. 1m Predell unterhalb der Madbnna sieht man
(Jhristus: mit übereinandergeschlagenen Bänden ixn_ offenen Sarge
sitzend, daneben Maria schmerzlich auf ihn deuteudfiuiid 'St.ll'lar-
"kus schreibend; Bei den Nebenbildern zieren Prupheteudie Gie-
bel, die kleineren Räume darunter 'je- "in zwei Ifeldern enthalten
12 Apostel," und in" den sechsmgrösseren folgen-mehrere Heilige
der christlichen Iiirclie, und zu ihnen gehört die heil. "Gaiharina,
welche Förster in Abbildung gibt! Das Predell Venthiiltiin sechs
Räumen ebenfalls 12 Heilige. Die_ siebente Tafel-ist noch nicht
aufgefunden. Was nun die Auffassungsweise betrifft, die diesem
ganzen Werke zu Grunde liegtwso ist sie nach Föfßtöhnbßi weitem
ernster, tiefer, ergreifender, alszwir sie bei den meisten gleich-
zeitigen Florentinern, namentlich in des Giutto beglaubigten Wer-
ken, finden, Heiligkeit spricht aus allen Gestalten und deren Be-
wegungen, für die, nach Förster, zuverlässig ältere und zwar grie-
chische Vorbilder aufzufinden wären. Vorherrschend ist das Gefühl
für Schönheit und Feinheit der Ziige, die durchaus ideell gehalten
sind. Die Augen sind in's Länglichte gezogen, die Tbriinenwinkel
aber deutlich ausgebildet, wodurch sie sich genugsam von den
formlosen giuttesken ilntcrscheiden; die Nasen sind fein, die Ver-
hältnisse edel, nur die lliinde sehr schmal, und dieil-Iaare um-
schliessen den Kopf wie eine Perücke, im Nacken mit einem Bande
zusammengebunden und über denselben hinabhängend. Von eigent-
licher Rundung ist keine Rede, doch sind Licht-_ und Schatten-
massen gesondert. Der Ausdruck ist überall von durchdringender
lnnigkeit und Wahrheit, und wunderbar zieht über alle Gesichter
ein sanfter Duft, der uns die Heiligen in eine Ferne riickt, ein
Gefühl fast unwiderstehlicher Sehnsucht im Beschauer rege macht.
Dr. Förster beschreibt die Eigenheiten dieses Bildes noch genauer.
und auch im technischen Theile steigerte es ihn zurldeiwunderung.
Das Bindemittel ist eine äusserst feine und flüssige Temperzr, nach
seinem Dafürhalten mit Wachs gemischt. Die Untermalung, die
bei der Carnatiun fast nur eine Modellirung aus elbliuhem Weiss
ins Griinliche ist, scheint wie gegossen; ein scdcher Fluss und
Schmelz bindet die verschiedenen Töne. Das Both auf Wangen
und Lippen ist zart vermalt, so wie das Ganze durclrdie feinsten
Strichelchen äusserst glatt und vollendet erscheint. Das ganze Bild
ist mit Lust ausgeziert, prächtig gehalten. Die Heiligenscheine
sind auf das manigfachste mit Blättchen und Perlchen ausgefüllt,
die in den Grund gepresst wurden; es mangelt auch nicht an Per-
len und Edelsteinen, die so liunstreich und fleissig gemacht sind,
wie Förster auf keinem andern italienischen Bilde gesehen hat.
_Die Gewänder sind mit Verzierungen versehen, bei denen man
nicht weiss, soll man mehr den Geschmack oder die Geduld be-
Wundern, mit der sie gezeichnet sind. Doch sind nicht alle Figu-
ren gleich geschmückt; Johannes ist im hiireneu Gewande, Tho-
mas von Aquin in der Mönchslsuttc. Nach Förster hält sich Si-
Inon in einem bestimmten fireise von Ornamenten, die sehr Wohl
als Wiinschelruthe zu gebrauchen sind, EI" macht besonders auf
eine Form aufmerksam, die er häufig am Rande von Gewändern
gefunden, und die ihm lange willkürliche Zeichen geschienen, bis
ihn eine mit denselben Charakteren deutlich geschriebene Unter-
Schfifl, die sich unter dem Madonnenbilde Giottifs in der Brera
7-11 Mailand findet, überzeugte, dass es Buchstaben seien. Förster
meint. dergleichen könnte aufden ältesten byzantinischen oder italie-
nisch- griechischen Bildern vorkommen. In der Akademie zu
Sicna ist unter vielen andern von Simons ein kleiner Hausaltur