Volltext: Lodge - Megen (Bd. 8)

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Marie. 
Marienhof, 
Marie, Prinzessin von Orleans, Tochter des kunstliebenden Königs 
Louis Philipp von Frankreich, vermählte Herzogin von Wiirtem- 
berg. eine edle, liebenswürdige, äusserst gebildete Prinzessin, 
die inmitten der schweren Prüfungen, welche der Himmel über 
die königliche Familie schickte, welcher sie angehörte, verschont 
blieb, um dann fern von ihr, auf italienischem Boden, ein Leben 
auszuhauchen, das alle Elemente des Glückes vereinigte. Ein ed- 
les, ausgezeichnetes Talent hatte sie in die erste Reihe der Iiiinst. 
ler gestellt, und als solche hiuterliess sie der Nachwelt Werke, 
die bewundert wurden, ehe man wusste, dass sie eine Königs- 
tuchter zur Urheberin haben. In Versailles ist ein solches Werk, 
 die lebensgrosse Statue der Johanna d'Arc, und zum zweiten Mal 
stellte sie jene Reiterin Frankreichs zu Pferde dar. Der Gedanke, 
welcher die junge Iiiinstlerin dabei leitete, ist voll Poesie, so dass 
man dieses Iieiterhild noch über jenes in Versailles setzen zu diir- 
fen glaubt. In der Presse vom 14.. "Jiinner 1859. und clarnach in 
denallgerneinen Zeitune ist das Motiv von Alplioris Iiarr so be- 
bestimmt: Johanna triht zum erstenmal einen Mann mit ihrer 
Streitaxt; er wälzt sich auf der Erde in seinem Blut. Die Heldin 
ist mit entgegengesetzten, gleich wahren Gefühlen im Bampfe. 
Dieser Mann ist ein Engländer, ein Feind Frankreichs; sie sieht, 
dass ihr weisser Arm und ihre schmalen Finger die Streitaxt so 
 ut" wie alte Krieger schwingen, die Helme zerschmettern und die 
gtirne des Feindes trellen können. Sie sieht, dass sie Gott nicht 
getäuscht habe, dass sie Frankreich retten, und dass Carl in 
Bheims gekrönt werden werde. Ein edler Stolz malt sich in ihren 
begeisterten Ziigen; aber zu gleicher Zeit macht der Anblick des 
Blutes, des Todes sie anz verwundert und verstört. Das junge 
Mädchen zittert über rät: That der Kriegerin, sie erinnert sich 
noch einmal an ihr so friedliches Hirtenleben und an den Au en- 
blick, wo sie wurde, was Gott gebotff Die Prinzessin hinterlicss 
auch einen sterbenden Bayard, welcher aber nicht im Grosseu 
ausgeführt wurde. 
Marie von Orleans wendete auch der Glasmalerei ihre Aufmerk- 
samkeit zu. In der St. Saturninslsapelle zu Fontainebleau liess sie 
nach ihren Zeichnungen Glasgemälde ausführen. Sie stellen die 
heil. Aznalia, Sehutzpatronin ihrer Mutter dar. Es ist ein von 
den Kennern geachtetes Werk, merkwürdig durch den edlen Cha- 
rakter, der dem Talente der Prinzessin so eigenthiimlich War. Und 
so war auch ihr Leben. Sie lebte inmitten der k. Familie, von 
welcher sie zärtlich geliebt wurde, allein der Kunst, und zeigte 
sich wenig öffentlich. Im Jahre 1837 verliess sie Paris und Frank- 
reich, uiu einem selbst geweihten Gemahl, dem Ilerzng von Wür- 
teinberg zu folgen. Ihr Ruf ging ihr voran," und daher wurde sie 
mit Begeisterung empfangen. Ueber das Üngluck, wie ihr der Brand 
ihres Rcsidenzschlosses tudtbringend wurde, wie sie in Italien vor der 
zerstörenden Iiraft der Krankheit Hiilfe suchte, und wie die Prin- 
zessin endlich dennoch in Pisa unterlag. erzählten Alles deutsche 
und französische Blätter. Einige Tage vor ihrem Tode forderte 
sie, vom Schmerz geweckt, Licht, und zeichnete einige Stunden 
lang. Letzte Iiiinstlereindrucke, die an Weber's "letzten Gedanken" 
und die Verse von Gilbert: "Au banquet de la vie infortune con- 
 vive" etc. erinnern. Sie starb 1859 mit dem ersten Frühlingsgriin 
Italiens, kaum 25 Jahre alt. 
Marienhof, A. , 
copirte Rubens, 
Maler von Gorkunm, wurde um 1650 geboren. Er 
bxs zur Täuschung, und auch in eigenen Cuznpu-
	        
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