Manne! ,
Nicolaus.
283
der Bibliothek zu Bern, zum Tocltentanze lithographirt. Verschwuni
den ist die Passiön, ein Oclgemiilde, dessen Sandrart gedenkt.
Dagegen besitzt die Bibliothek noch viele Zeichnungen von Ma-
nuel, Studien und Entwürfe, meistens Cartons für Wappen und
Glasgeurilde. Ein Wappen auf Glas, von ihm selbst oder nach
seiner Zeichnung gemalt, ist zu Zollikofen bei Bern an einem Fen-
ster vor Peter Beinefs Haus gewesen. Es war das Wappen Ma-
nuel's, dessen Schildhalter zwei Priester in Wolfshäuten und Oh-
ren waren. Ein schönes bemaltes Fensterglas mit einer Schlacht-
scene, im Besitze des Landvogtes von Mülinen, wird bald dem
lYlanuel, bald seinem Sohne Hans Rudolph zugeschrieben.
Auch für Holzschnitte hat Manuel Zeichnungen geliefert, so zu
einem Titelblatte mit Darstellung der babylonischen Hure. lVIeh-
rere Skizzen sind in dem bezeichneten VVerke von Dr. Grüneisen
noch namentlich verzeichnet. Dann wird ihrn auch ein Pokalauf-
satz mit dem auf Schmelz gemalten Wappen ManuePs und mit ei-
nein bronzenen Helm und Greitenkopf zugeschrieben. Die Familie
lVlanuel besitzt ihn.
Manuel entfaltet schon ein freies Talent der Composition, es
durchdringt seine künstlerische Tllälllglißit ein schöpferischer, ein
bildsain erfinclerisches Gemüth, und in Zügen, Bewegungen und
Gruppen unerschöpfliche Laune, dass er hier seinem Zeitgenossen
Dürer an die Seite. gestellt werden kann. Auch er hat sich nach
jeder Seite des Lebens und der Erscheinung hin bewegt, und nicht
blus das Christliche und IiiPCllliCllC, sondern auch das blos Mensch-
liche in seinen lnanichfaltigsten Richtungen künstlich aulzufassen
gewusst. Er steht auf dem Boden des Naturgeinassen neben Dürer,
bei ihm aber sticht mehr das satyrische als das phantastische Ele-
ment hervor. In seinen frühesten Arbeiten sind die Mängel der
(lanxaligen Zeichnung erkennbar, er verlieh aber seinen Figuren
bald wirkliche Leiblichkeit, Leben und Bewegung. In seinen Ge-
mälden ist eine Wahrhaftigkeit der Naturnachahmung, ein Studium
des Nackten und der Bekleidung, eine Sicherheit der Hand im.
leichten Entwurfe. wie in der ausgeführten Zeichnung, worin erst
Iiolbein wieder ähnliche Tüchtigkeit und Vollendung zeigt. Seine
Figuren sind gestreckt und schlank, aber sie verlieren selten das
geziernende Verhiiltniss der Fülle. Dr. Grüneisen glaubt, es liesse
sich wohl sagen, dass Holbein die freiere Darstellung der Natur
in deutschen Landen bei keinem andern als bei lVianuel erlernt
haben könne. Iirseinen besseren Werken herrscht Weiche und
warme Wirklichkeit und grosse Pünktlichkeit in Behandlung des
Costums und aller Nebentheile.
Manuel kam in nahe Berührung mit der oberdeutschen Schule,
und als Zeichner steht er sogar über ihr. Die steife Art deutscher
Zeichnung legte er in Italien ab, denn er ist wohl sicher jener
Emanuello Tedescho, der unter 'I'itian's Schüler geziihltwird. In
Italien eignete er sich also die richtigere AulT-assung der Form an.
so wie eine freiere Behandlung der Farbe; doch dauert bei ihm
die liraft deutscher Technik und Carnation fort.
Dr. Grüneisen hat diesen Künstler in dem VVerke: N, Manual,
Leben und Werke eines Malers, IJichIers, Kriegers, Staatsman-
nes und lieformators, Stuttg. 1857, die wahre Stelle unter den
liünstlerxi seines Jahrhunderts angewiesen. Früher wurde über ihn
nicht mehr gesagt, als was Iuan bei Sanrlrart liest. Hcguer (Le-
ben l-lulbeinÄs S. 596) ervriihxit seiner zwar mit Lnb, aber nicht
umfassend. Iiu Jahre 1550 ereilte diesen liünstlcr der Tod.