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Mantegna ,
Andrea.
Mnntegna diese nicht nur in den edelsten und schönsten Gedan-
lsen, sondern auch in der äussern Ausbildung eireicht hat. Vergl.
Waagen Kunstwerke und Iiünstler in England und Paris III.
u Ff.
Ein von Lepiciö erwähntes als im Louvre befindliches Bild, das
aber claselbst jetzt nicht zu finden, stellt Maria auf einer Bank si-
tzend dar, im Begriffe dem Iiinde die Brust zu reichen. Auf der
Ballklät ein lsrystallenes Gefäss mit Blumen, im Grunde Architektur.
England; in der Handzeichnungs-Sammlung des brittischen
Museums ist von ihm eine reiche allegorische Cumposition, welche
die Herrschaft der Laster über die 'I'ugenden vorstellt. Sie bildet gleich-
sam das Gegenstück zu einem berühmten Bilde des Mantegna in der
königlichen Sammlung des Louvre in Paris, wie die Laster von den
Tugenden ausgetrieben werden. Diese Zeichnung ist in Bister aus-
geführt und mit Weiss gehöht. lhssavant hält sie für eine Arbeit
des S. Botticilli, Dr. Waagen I. 127 erkennt aber hierin der stren-
gen Ausbildung und Vülligkeit der Formen, und der Mannig-
faltigkeit der bedeutenden Charaktere wegen ein Werk Mantegnafsw
Eine andere, in ähnlicher Weise behandelte und dem Mantegna
beigelegte Zeichnung daselbst stellt Christus am Kreuz vor; diese
aber hält Dr. VVaagen ungeachtet grosser Schönheiten mit Ottley
für den Mantegxia nicht energisch genug. In jener Sammlung ist
noch eine andere merkwürdige Zeichnung von lYIantegna: die Grab-
legung Christi, die mit der Compositioil BafaePs im Pallaste Burg-
hese Aehnlichkeit hat, wie Passavant fand. In der British-Insti-
tution ist ein mit der grössten Sorgfalt ausgefiihrtes und trelTlich
erhaltenes Bild des Triumphes des Scipio, grau in grau gemalt.
Es ist. dieses ein VVerk tseiner besten Zeit, worin er seine Nachah-
mung antiker Sculpturen schon mehr mit den Gesetzen der Male-
rei auszugleichen wusste. Die Köpfe der inannigfach und edel
bewegten Gestalten athmen gesunde liraft und Lebensfrisehe. Ba-
sonders meisterhaft sind die frei nach antiken Motiven ausgeführ-
ten Gewünder. Nach der etwas minderen Fülle der Formen möchte
nach VVaagen dieses ganz basreliefartig beh-ndelte Bild, dessen
Grund einen bunten, röthliehen Marmor nachahmt, kurz vor dem
Triumphzug des Julius Cäsar gemalt und als eine Art Vorstudium,
dafür. zu betrachten seyn. Dieser schon oben erwähnte Triumph-
zug ist in Hampton-court, 9 Bilder an der Zahl, keine eigent-
lichen Cartrms, sondern in Leimfarben unmittelbar auf eine gekür-
perte Leinwand ausgeführte Gemälde. Genau beschrieben sind sie
bei Dr. Waagen, Kunstwerke in England I. 382 ff.
In der Bildersammlung des Grafen von Peinbrolce zu VVilton-
Huuse ist das Bild der Judith, im Begriff das Haupt des Helofer-
nes in den Sack zu tliun, den eine Magd hält. Im Grunde sieht
man das Zelt mit dem Bette. Jurlith ist edel und graziös. Eine
gewisse Härte der Ausführung und die zu stark ausgesprochene
Nachahmung der antiken Sculpturen deutet auf die frühere Zeit
des Dlleisters. Dieses ist nach Waagen wohl ohne Zweifel das Bild,
welches Carl I. als Rafaiel besessen und an den Grafen Pembruclsß
gegen ein Bild des Parmegiano vertauscht hat.
S t. Petersburg; in der lsönigl. Eremitage: die Anbetung der
Iiöiaige mit nahenden Schaaren von Anbetenden. Pieges Leben lae-
wagt diese Massen, im Gegensatz der beschaulichen Ruhe inmitten
des Bildes. Die Formen sind edler und die Köpfe schön und cha-
raktervoll. Die Strenge der Zeichnung, und die geringe Sichel"-