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Nlantegna ,
Andrea.
Im Kreuzgange bei St. Zeno wvar ehedem das Frescobild eines
stehenden Christlsindes von ihm; dieses ist der Sage nach zerfal-
len. Speth, Hunst in Italien I. 37, sah dieses Bild noch, und
er sagt, das Gemälde bezaubere durch unbeschreibliche Anmuth.
VVien; im Belvedere: acht Bilder grau in grau, den Triumph-
zug Ciisar's vurstellend; St. Sebastian an einem Baume, im Brüs-
seler Galleriewerk gestochen.
Be rli n; im k. lYluseumz Verschiedene Bilder, welche den hohen
NVex-th dieses Meisters verkünden: Judith mit der lllagd, welche
auf einem Iinrbe das Haupt des Holofcrnes trägt, aus der Giusti-
lltüDlSChEn Sammlung, ein kleines Bild, von grussartiger Zeich-
nung, und vornehmlich in der lllagd in dem Style antiker Basrelief-
figurexi. Es fiihrt die Jahrzahl 1.188. Eine Darstellung im Tem-
)6l, halbe Figuren, zeigt noch die ganze, der Schule eigenthiim-
liebe plastische Strenge, welche gleichwohl einer entschiedenen,
charaktervollen Durchbildung der einzelnen Iiöpfe nicht im YVege
stehtf. Ein Portraithild ist ebenfalls sehr tüchtig gearbeitet. höher
aber, als alle diese Bilder; steht ein viertes, der vun zwei Engeln
emporgehaltene Leichnam Christi. Das ganze Gemälde ist von der
höchsten NViirtle und Ruhe, der Körper des Erlösers, die Zuge
seines Gesichtes von einem Adel, von einer hohen Schönheit, wel-
che der Anlage" nach nur mit den grossartigsten Erzeugnissen der
antiken liunst verglichen werden kann; zugleich aber ist in diesen!
Ziigen der zarteste Hauch christlicher Auffassung, und in den Köpfen
der beiden Engellmaben eine unbeschreibliche Iuuighcit des rein-
sten heiligsten Schmerzes. Nur eine, um ein geringeres grössere
Tiefe der Farbe, nur eine leisere Ahtonung der Farbe fehlt hier
noch, um das Werk, wie es in geistiger Beziehung so unendlich
vielen Arbeiten der folgenden Periode voransteht, auch in lteineni
der technischen Bezüge untergeordnet erscheinen zu lassen. Doch
auch in technischer Rücksicht zeigt es eine Meisterschaft in
dem Elemente des llelldunliels, die in so friiher Zeit ohne Beispiel
ist. Vgl. Dr. liugler Beschr. der Gall. des ls. Museumsß, 40 if,
Blümchen; k. Pinakothek; der Selbstmord der Lularetia, und
der Heiland der Welt, ßrustbild. Auch diese beiden Bilder müs-
sen zu den vorziiglichsten Erzeugnissen lllnntegurfs gezählt wer-
den, sowohl in Hinsicht auf Lirossartiglseit der Zeichnunar, als
auf charalttcrvoller Durchbiltluxig des Ganzen.
Dresden; k. Gallerie: die Verkündigung, in einer reich ver-
zierten. auf Säulen ruhenden Halle. Durch den Bogen ist Gott
Vater in der Luft sichtbar, aus dessen Pvlunde der heil. Geist in
Gestalt einer Taube ausgeht; Andreas Mautegita Patavianus fecit.
A. MCCCCL.
Spanien; im Mnseo clel Prado: der Tod der heil. Jungfrau,
vun den Jiingern umgeben.
1m Escorial; die iireuzahnehmung. _
Paris; im lt. Museum: Meisterwerke, welche Miantegna nach
verschiedenen Seiten hcnneai lehren, wie sie keine andere Samm-
lung aufweisen kann. Christus zivischen den Schiichern am Ijireuz,
vorn einerseits die um den Mantel wiirfelnden liriegslsnechte, am
dererseits Johannes im Schmerz, mehr zuriick Maria von den heir-
ligexl trauen umgehen. Mit tiefer Einsicht eoniponirt, reich an
rerschiedencii Charalateren und von edler energischer Leidenschaft
im Gefühl. Eine gewisse 'I'roehei1heit und lliirte in Yornien und
Farbe weist auf die mittlere Enucha des Meisters, und nach Die