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Mannlicln , Joh.
Chr.
VOII.
zösischenKunstakademie nach Rom ab, doch nicht ohne den merh-
würdigen Ilath seines Lehrers Boucher:
"N0 faites pas lang sejour a Rome, je vous conseille düitudier
surtout l'Alban et le Guide. Raphael, malgre sa ärauile repntatioxi,
est un peintre bien triste et lVIichcl Auge fait peur. Voyez les,
mais ne vous Wavisez pas de les imiterf vous devientlricz froid
comme glace." Einen verderbliehern und verlsehrteren Ilath hat
wohl nie ein Lehrer seinem Schüler mit auf dem NVeg gegeben.
Die Jahre 1767 1771 verflossen nun theils in Rom, theils in
Neapel zwischen abwechselnden Betrachtungen der Bunstschätze,
undlzwvischen praktischen Studien nach denselben und nach der Natur.
Buuehefs llath fand bei diesem Künstler in Rom weder Eingang
noch Gebrauch; glücklicher Weise waren des Schülers eigenthiim-
liche Anlagen nicht dieselben seines früheren Lehrers. Er sah
und fühlte anders als dieser. Die Werke Rafaefs zogen ihn vor-
züglich und fastausschliesslich an. Er copirte manches nach ihm und
ltalkirte viele der schönsten Köpfe aus den VVantlgemiilden des Va-
tihans, so wie noch andere Theilen des menschlichen Körpers,
Hände. Fiisse u. s. w. aus RafaePs 'l'ransliguratioxi. Die ersten]
sind zum Theil von ihm selbst, theils von andern litlillgfiiplllfl in
den Ocuvres lithographiques enthalten, die letzteren bilden ein eige-
nes Werk unter dem Titel: Zeiehnnngsbueh für Zöglinge der
Kunst und für Liebhaber, aus llalaePs VVerhen gezogen, mit 13
Bl. fol., von Strixner1804 in Umrissen gefertiget. Ebenso ver-
ferti te er sich eine vullstiimlige Kalhe von Rafaefs Grablegung
im äallaste Borghese, und mehrere andere Studien nach Michel-
Angelo. lm Jahre 1771 begab er sich iiber Florenz nach Parma.
Um Allegrfs uniibertreffliclies Helldunlael zu studiren, copirte er
eines seiner berühmtesten Oelgemiilde, bekannt unter dem Namen
des heil. Hieronymus. ' Bald darauf sandte ihm die Akademie zu
Parma das Diplom eines Mitgliedes ihrer gelehrten Kunstanstalt zu.
Die beiden reichen, vortrefflichen Gemiildesammlungen, und Rafael
Mengs Aufenthalt in Florenz bewogen jetzt den Künstler den XVin-
ter desselben Jahres (1771) in Florenz zuzubringen. Eine nähere
Bekanntschaft mit Mengs lag ihm damals sehr am Herzen; denn
er versprach sich von einem so hochgeachteten Künstler vieles zum
Vortheile seiner eigenen Bildung. Mengs wohnte im grnssherzng-
liehen Pallaste Pitti, xund Hr. von Agatha, Dirclator der Gallerie
dieses Pallastes, hatte die Gefälligkeit, von Illannlich bei ihm als
Pensionär der französischen Akademie einzuführen. Der Kiinstlcr
sass eben vor der Staffelei, erhob sich steif und höflich von seinem
Sitze, griisste den jungen Künstler, setzte sich wieder und sprach
keine Sylbe mit ihm. Mengs fuhr fort zu malen. Mannlich sah
ihm eine Zeitlang zu , und schlich sich endlich leise Wieder zur
Thüre hinaus. Der erste Empfang endigte sich keineswegs zur
Zufriedenheit des jungen Künstlers; doch die" vollholnxuenste Ge-
nugthuung ward ihm später zu Theil, als er die Erlaubuiss erhielt,
die Madonna della Seggiola aus der Gemiildesamxnlung dieses Pal-
lastes eopirexi zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit gelanges ihm,
sich selbst dem Meister auf eine weil: vortheilhaftere Weise vorzu-
stellen, als friiher die des Herrn von Agatha gewesen war. Er
sass eben vor seiner Arbeit, als Mengs in gleicher Absicht, das-
selbe Bild zu eopiren, in den Saal trat. Hier lernte Nlengs an
Mannlich einen Deutschen kennen, und plötzlich war aus ihm ein
anderer Mensch geworden. Er bat ihn 'l'ausendmal wegen seines
ersten Empfanges um Vergebung, und sagte, dass er ihn als Mit"
glied der französischeir Akademie wirklich für einen Pariser peilt