Mander ,
VZID.
fand besonders grosse Freude an theatralischen Darstellungen, wo-
bei er Dichter, Dekorateur und Direktor in Einer Person war,
und sich unermesslichen Beifall erwarb. Das prächtigste seiner
Schauspiele war der Besuch der Königin Saba bei dem weisen Sa-
lomon. Daneben dichtete er auch manches Spottlied und lustige
Fastnachtsstiicke, welche er durch die Bauern zu aller Welt Er-
götzen aufführen liess. So verlebte er fünf Jahre fröhlichen Muths,
und malte zuletzt auch wieder sehr fleissig für Iiirchen, Bathhäu-
ser und Privatsammlungen, bis er im J. 1574 nach Rom reiste. Er
besuchte alle Werkstätten der berühmten noch lebenden Maler, be-
trachtete die hohen Meisterwerke der zunächst vergangenen Zeit,
allein das Ileiligthum jener friihern Zeit wurde ihm nicht offenbar.
Nebenher zeichnete er Alles, was ihm bemerkcnswerth erschien,
in seinem 'l'agebuche auf, und bildete aus allen diesem eine Bei-
sebeschreibung, welche auch im Druck erschienen ist. Er zeich-
nete viel nach der Antike, malte sehr fleissig, und that "sich be-
sonders durch grosse Landschaften hervor, die er auf frischem
Iialk in den Pallästen einiger Kardinäle malte. Doch leider sank
die Kunst in seinen Tagen immer tiefer und tiefer, artete immer
mehr und mehr in Manier und Iiünstelei aus. Die iihertriebcnste
Unnatur in Form und Ausdruck, überspannt hervortretende Mus-
keln, wundcrliche Verdrehungcn der menschlichen Körper, erkiin-
stelte Farbeurehexe, verdrängten allmählig Natur, Wahrheit und
ächte Schönheit gänzlich aus ihrem Gebiete; der blosse Schein ge-
wann immer mehr den lauten Beifall der vcrblendeten Menge, und
so liess auch H. van Mandcr vom Strome sich hinreissen. Barth.
Spranger, den er als Hofmaler Pius V. in Ehren und Ansehen
in Rom lebend fand, trug vor allen durch Lehre und Beispiel
dazu bei, jeden Funken ächten Iiutxstgefiihls vollends in ihm zu
ersticken.
Nach dreijiihrigem Aufenthalt in Rom, im J. 1577, reiste I-i. v.
Mander der Heimath wieder zu. In Basel malte er unterwegs auf
dem dortigen Gottesaclter den Auszug Jakob's mit seinen Söhnen,
völlig in Sprangerk Manier, mit dein er in Wien wieder zusam-
mentraf. In dieser Stadt arbeitete Ii. v. Mander einige Zeit mit
Spranger und dem Bildhauer Hans llIaadt an dem grossen Triumph-
bogen, der zum nahen Einzuge des Iiaisers bestimmt wurde. Dann
reiste er beladen mit Zeichnungen und Studien, doch für die ltnnst
ganz verbildet, dem väterlichen Hause wieder zu. Hier führte er
um einige Jahre hindurch ein beneidenswerthes Leben in ländlicher
Stille, malte, schrieb und dichtete, bis die in Flandern immer
mehr überhand nehmenden Unruhen sein und der Seinen häusli-
ches Glück völlig vernichteten. Die traurigen Schicksale dieser Fa-
milie erziihlt Johauna Schopenhauer in der Schrift: Johann van Eyck
und seine Nachfolger II. B. S. 194 5., ausführlich. Aller seiner
Habe beraubt und stets flüchtig, kam v. Mander mit seiner jungen
Frau nach Brügge, wo er in dem Maler Paul Weyts einen alten
Bekannten fand, der ihm Arbeit verschaffte, durch die er sich
bald so viel erwarb, als er zu seiner und der Seinen Erhaltung
bedurfte; denn seine Ehe war mit Iiindern gesegnet. Doch auch
in Brügge begann der Iirieg und die Pest zu wiithen, und so fasste
va-n Mander endlich den Entschluss, sein Vaterland zu verlassen
und nach Holland zu gehen. Er schillite sich im Jahre 1585 mit
Frau und Kindern ein, und gelangte glücklich nach Harlem, wo
er, von allen geachtet, zwanzig Jahr lang lebte. Er malte dort
viele Gemälde für Iiirchen und liunstfreunde, bildete viele Schü-
ler in einer eigenen von ihm errichteten Akademie, und glaubte