Volltext: Lodge - Megen (Bd. 8)

Mabuse , 
Jan van. 
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lich als derjenige bezeichnet, der nach seiner Heimkehr aus Italien 
die spiiterhin auf Kosten des guten Geschmackes nur zu sehr herr- 
schend gewordenen allegorischen Darstellungen in das Gebiet sei- 
ner Vaterländischen liunst einfiihrte. Er huldigte zuerst der italie- 
nischexi Weise in der Composition, und auch an jener südlichen 
Art, vorzüglich nackte Figuren zu malen, fand er Gefallen. Alles 
dieses war damals neu und es gefiel. Mabuse wurde berühmt und 
überall folgten ihm Bewunderer. 
Jan Gossaert hielt sich längere Zeit in Italien auf, wie lange er 
aber in England verweilte, weiss niannicht. Später lebte er eine 
Zeitlang in Utrecht, im Dienste des dortigen Bischofs, Philipp's 
von Burgund, wo er viel und fleissig malte. Aber er versank zu- 
gleich immer tiefer in Ausschweifungen, zu welchen die schlechteste 
Gesellschaft, die er sich vorzugsweise wählte, ihn nur verleitet: 
konnte. Die Staffelei und der Aufenthalt in Schenken bei wilden 
lärmenden Gelegen theilten sich in seine Zeit, und es ist schwer 
zu begreifen, wie er bei dieser Lebensweise den klaren Blick und 
die feste Sicherheit der Hand sich erhalten konnte, oder wie es 
ihm möglich war, so viel Fleiss auf die höchste Vollendung seiner 
Gemälde zu verwenden. Von Utrecht zog Mabnse nach Middel- 
burg, und malte ein grosses Altargemältle für die Kirche der Abi 
tey, ein Werk von gewaltigem Umfange, mit zwei Fliigelthiirerl. 
die so gross und schwer waren, dass man sie jedesmal bei Eröff- 
nung des Altars stiitzen musste. Der Meister wendete viel Zeit 
und fast unglaublichen Fleiss auf dieses sehr figurenreiche Gemälde. 
Es stellte eine Abnehmung vom Iireuze dar, und ward von den 
Bnnstvertändigen der Zeit als seine vollendete Arbeit höchlich ge- 
priesen. Albrecht Diirer, der es sah, als er im Jahre 1521 nach 
Middelburg kam, wo er auch Mabuse in seinem Hause besuchte, 
füllet indessen in seinem Tagebuche das Urtheil: das Bild sei hes- 
ser gemalt als gezeichnet. Späterhixl schlug der Blitz in die Kirche 
ein, in welcher es den Altar schmückte, und diese ward unrettbar 
mit allen Schätzen, welche sie enthielt, ein Raub der Flammen. 
Mabuse scheint in Middelburg Anfangs mit grossem Aufwande ge- 
lebt zu haben. Sein goldbrokatnes Gewand erregte Lukas van Ley- 
den's etwas überspannte Einbildungskraft, als dieser in Middelbnrg 
sein gewohntes Malerbanltet gab, und Mabuse's iiluergrosse Pracht 
den ebenfalls prachtvoll gekleideten Lukas zu verdunkeln schien. 
Er mag es übrigens ziemlich arg getrieben haben, denn der Ma- 
gistrat fand endlich fiir gut, ihn unerachtet seines Iiiinstlerruhmes 
gitiinglich einzuziehen; ob wegen Schulden oder sonst sträflicher 
Handlungen, ist nicht bekannt. Mabuse wendete indessen diese 
unfreiwillige Einsamkeit zu mehreren vortrefflichen Zeichnungen 
an, von denen Ii.v. Mander, der sie noch gesehen hat, mit Freude 
und Bewunderung spricht. 
Eine Zeitlang, ob friiher oder später? ist schwer auszumitteln, 
befand sich Mabuse als Hofmaler im Dienste eines vornehmen Nie- 
derländers, den Iiarl van Mander den Marquis van der Veren 
nannte, dessen Haushalt ganz auffiirstlichem Fuss eingerichtet war. 
E!" hielt sich einen Poeten, einen Maler und einen Philosophen 
Hls unentbehrliche Mitglieder seines Hofstaates. Als einst Kaiser 
harl V. dem Marquis die Ehre seines Besuches zudachte, liess die- 
ser die vurtrefflichsten Anstalten machen zum würdigen Empfange 
des hohen Gastes. Die ganze Dienerschaft ward neu und glänzend 
Pmklcidet, besonders aber sollten der Poet, der Philosoph und der 
Male? in neuen Gewändern von prächtigem weissen seidnen Damast 
da! Fest verherrlichen helfen. Mabuse, der häufig in Geldnoth
	        
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