Lützelburger
Leutzelb urger ,
oder
Hans.
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stimmteren Behauptung auf, dass in aller Zeit Maler und andere
Biinstler von eigenthiiixilichexn Geiste gelegentlich mit Sorgfalt auch
in Holz geschnitten, und dass sie nur bei grösscrcn xylugraphi-
sehen Arbeiten sich ehrenvoller Hülfe bedient hätten; als wenn der
Holbeinische Todtentanz (etwa kein griisseres Werk?) sich vom.
unstiiten und genialen Holbein so gelegentlich hätte fertigen las-
sen. Dem armen Leutzelburger aber bleibt bei Frhrn. v. Rumohr
nichts übrig, als die Anfertigung von Abklatschexl, deren An-
wendung im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts aber Herr von
Äliuniohr nur angenommen, nirgends bewiesen hat; wobei
wir begierig wären, ob er denselben Beweis führen würde, wel-
chen wir für ihr wirkliches Vorhandenseyn führen zu kön-
nen vermeinen. Schon Bartsch (P. gr. VII. 19; Anleit. z. Kupfer-
stichkunde I., 158) hatte erklärt, dass alte llilaler und Zeichner
schwerlich auf den Einfall gerathen seyn würden, ihre Zeit auf
eine Arbeit zu verwenden, die gewissermassen unter ihrer Würde
stand und zu viel andere Miihewaltung erforderte, als sie selbst-
schöpferisch zu iihen gewohnt waren, mit welcher Behauptung
Bartsch aber zu weit gegangen war, denn es ist nicht zu läugnen,
dass Albrecht Dürer, Lukas van Leyden und Andere sich im Holz-
schnitte versucht haben, und so vielleicht auch I-Iollaein: warum
diess nicht? Doch musste von Buinohfs eben so extreme und viel-
leicht mehr geschieht und ayodiktisch, als hinlänglich bewahrhei-
tet durchgeführte Behauptung erhöhten Widerspruch finden. Na-
mentlich fand sich der genannte Geh. Oberlinanzrath Sotzmann
zu.Berlin, ohne Zweifel der griindlichste Kenner und Beurtheiler
der Geschichte der llolzschneidekunst, zur Besprechung und Ein-
Wendung im Iiunstblatte 18.36 N. 50 etc. und in N. 85 zur weitern Ent-
gegnung aufgefordert, während er gleichzeitig in der A. Literatur-
zeitung und in Fr. v. liaumerls historischem Taschenbuche 1837 ver-
wandte , nahe sich anschliessende Aufsätze und Beurtheilungen über
die Geschichte der Buchdruckerkmlst und ihr Verhältniss zum Holz-
schnitte veröffentlichte. Hatte der gewiegte Verfasser aller dieser
Aufsätze, insbesondere in jenen unmittelbaren Entgegnungen über
unsern in Frage seyenden Gegenstand, in welchen er nicht blos
diejenigen Holzschnitte für Originale betrachtet, welche Maler
selbst gefertigt, sondern auch solche, welche ein Nlaler auf der
lrIolztafel vorgezeichnet (gerissen) und ein Anderer verständig
nachgcschnitten habe, die trefflichstexi sachlichen und geschicht-
lichen Gründe geltend gemacht. so trat 1853, nachdemv von
läuinohr 1857 eine weitere Schrift „zur Geschichte und Theorie
der.Forrnschneidelsuxist" hatte folgen lassen, auch der genannte
Herr Peter Viecher zu Basel im liunstblattefißßß N. 50 etc.)
für Leutzelburger in die Schranken. Durch eine eigene schöne
Gemiilde-, Zeichnungs-, Hupferstich- und Holzschnittsammlung,
so wie durch die unmittelbare Niihe der gerade in Bezug auf Hol-
bein und an Holzschnitten nach seinen Zeiclniungen überaus reichen
Baseler Üniversitiitssaminluxig gerüstet, Wtß kaum sein Gegner,
der nur sehr wenige Ausgaben des fraglichen Hulbeinischen Tod-
tentauzes gesehen zu haben scheint, da wir durch unmittelbaren,
örtlichen Verkehr mit dem gen. Prof. Dr. Massmann davon (was
ächte und Nächschnitter, Nachstiche, Nachahmungen betrifft) fast
hundert kennen gelernt haben, rekapitulirte derselbe den in
Streit gekommenen und, wie es zu geschehen pflegt, durch vßll
liurnohfs mehrseitig ausgespemlene, hypothetische Rettungstheo-
rien fiir seine Grnndbehauptilng, die er allmählich selber modi-
"Cirtß. leicht verriicltten, Gegenstand nochmals mit gewißßnhßf!"
Umsicht und, wie uns scheint, s.) triftigen neuen und thatsächli-