Kobell ,
Ferdinand.
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von Schatten und Licht. In der Behandlung blieb er sich nicht
durchgängig gleich. Seine ersten und früheren Zeichnungen sind
unendlich und oft bis zum kleinsten Detail zierlich ausgeführt;
seine spätem hingegen freier behandelt, aber dem Inhalt nach nicht
weniger geist- {und charaktervoll, als jene. Die Idee blieb und
war bei ihm stets das Vorherrschende. Sein Fleiss und seine Phan-
tasie war unerschöpflich; selbst am Morgen vor seinem nahen
Tode war seine Einbildungslsratt noch mit Bildern beschäftigt; das
gebrochene Auge und die zitternde Hand versagte den Dienst.
Auf diese Weise allein ist die unglaubliche Menge von Handzeich-
nungen dieses Künstlers erklärbar, die sich über 10,000 Blätter be-
läuft. In der Sammlung des verstorbenen Herzogs Albert von
Sachseu-Teschen in Wien, in jenen des H. von Rigal in Paris und
des Ministcrialraths Baron von Stengel in München fanden sich in
jeder allein mehrere Tausende. Der König Maximilian von Bayern
kam in den Besitz einiger Zeichnungsbiicher, worin viele Hundert
architektonische Ideen dieses Künstlers niedergelegt sind, und meh-
rere ähnliche mit landschaftlichen Darstellungen gemischt, sind
nach England gewandert. Dutzende sind noch in den Privat-Samm-
lungen zerstreut. Als Mensch war F. Kobell eben so reichhaltig,
interessant und liebenswürdig, wie als Künstler.
Domherr Speth hat 1822 für das Kunstblatt das Elogium dieses
Künstlers geschrieben. X
1-20) Eine numerirtc Folge von 20 Blättern, meist wilde felsigtcx
Gegenden, in 12. und 3.
21) Landschaft mit Felsen, vorn Hager mit ihrem Sohne, 1775, fol-
22) Landschaft mit Felsen, vorn ein Einsiedler, 1775, fol.
24) Landschaft mit vielen Ruinen antiker Gebäude, links eine
Brüche, durch welche VVasser strömt, vorn nach rechts drei
Männer, einer stehend, der andere auf dem Steine sitzend, der
dritte auf dem Boden. Ohne Namen, gr. d.
26) Schilfe im Hafen, an demselben ein grusscs Gebäude, das sich
mit seinen Theilen nach links hinzieht, nach Claude Lorrain's
Zeichnung im Besitze des Churfiirsten von der Pfalz, wie die
Unterschrift es besagt, gr. qu. 4.
Es existirt ein Bildniss von ihm, nach seinem Tod gestochen.
Nach seinen und FerdinancPs Zeichnungen stachen Prestel,
Kuntz, Bisse] und Strutt, 12 Stücke, die bei Artaria erschienen.
Hobe" 9 F9Tdlnand 9 Maler und Hupferstecher, der ältere Bruder des
Obigen, wurde 1740 in Mannheim geboren. Von seinen Studien und
von seiner Anstellung als Sekretär haben wir im Artikel seines
Bruders bereits gesprochen, und gesehen, wie er durch den Chur-
fiirst Iiarl Theodor endlich seiner Bestimmung zurückgegeben
wurde, Der Churfiirst liess ihn nach Paris reisen, wo Iiobell sich
13 Monate aufhielt, und nach seiner Heimkehr besorgte er um 1778
die Zeichnungen und Stiche der vQmSchwan verlegten 125 Ansich-
tßfl der schönsten und merkwürdigsten Gegenden in der Pläll-
Die Anzahl seiner Zeichnungen und Skizzen ist überhaupt Sehr
bedeutend und seine geistreich und meisterhaft ausgeführten Blät-
ter werden sehr gesucht. Baron St. v. Stengel gab 1822 einen
Catalogue raisonne des cstainpes (le F. Kubell heraus. So vortreE-
llClh wie die Blätter, sind. auch die Gemälde dieses Künstlers, 99'
wohl in Hinsieht aufxdichterische Anflhssung und Beiclllllllm der
Anordnung, als in technischer Behandlung derselben. Er wusste
der Natur immer eine interessante Seite abzugewinncn, und beson-
ders gut wusste er das Blätterwerls der verschiedenen Biiume darzu-
stellen. Dazu kommt noch eine liebliche Färbung, eine weise Ver-