Kniep,
Christoph
Heinrich.
wohl gelungenen Unternehmen Glück zu wünschen. Als dieser
Neapel vcrliess, schloss Iiniep sich vollends an Tischbein an und
wohnte Jahre lang mit ihm sogar unter einem Dache. Nicht minder
gewogen ward ihm Ph. Hacker-t, der um dieselbe Zeit auf dem
Gipfel seines Ruhms und Glücks als kiinigl. neapolitanischer Hof-
maler stand. Unter der Anführung solcher Meister und unter unab-
lässiger Betrachtung einer wunderschönen Natur, so wie der auser-
lesenstcn Kunstwerke jeder Gattung machte Iiniep Iliesenschritte,
und er erhob sich vom Vedutenzeichner zum trePflichen Componi-
sten. Um jene Zeit arbeitete 'l'ischbein schon an seinem treifhchen
Vasenwerlse. Es ist auffallend, wie innig Iiniep diesen heroischen
Figurenstyl sich angeeignet, wie treu er ihn behandelt hat. Ueber-
haupt wusste er die Figur geschickt zu behandeln, verstand die
Theorie der hiihern Baukunst und die Regeln der Perspektive aus
dem Grunde. Die ehrwürdigen Tempel von Pästum waren in ihrer
Art sein erhabenes Vorbild, und er brachte sie in seinen Land-
schaften gerne und stets am rechten Orte an. Baumschlag, Wasser-
fall, Berg, Fels, Architektur, menschliche Gestalt, kurz jede Form
veredelte Iiniejfs Meisterhand, ohne das Liehliche auszuschliessen.
Zum Erstaunen ist die Bunst, womit er in seinen schattirten Zeich-
nungen die Lichter auszusparen und ab-zustufeu, die Genauig-
keit, mit welcher er seine Vordergriinde auszuarbeiten wusste. Eine
Welt von Pflanzen prangt darin, bis in die kleinsten Theile täu-
schend wahr und rein ausgeführt. Die Anatomie und Darstellung
der verschiedensten Vegetation, des Gesteins u. s. w. hatten wenige
Iiiinstlerlso vollkommen inne, wie er. Und dass iiber der ängst-
lieh fleissigen Ausführung der. Flug der Begeisterung nie ermattcte,
sondern sich stets gleichhlieb, das ist der Triumph von Iiniepk
Kunst und der Charakter seiner Schöpfungena Er war vertraut mit
den klassischen Dichter-werken, und diealtschottisclie und griechische
Fabel- und Heldenwelt, so wie Klopstoclßs Messiade gaben ihm
Stoff zu mancher Composition, zu mancher interessanten Episode
und Gruppe in seinen Landschaften. Ausserdem war er in der
Geschichte und in andern Wissenschaften wohl bewandert und be-
sass dabei das angenehmste gesellschaftliche Talent. Er blieb un-
verehelicht.
In den ersten zwanzig Jahren seines Aufenthaltes in Neapel ar-
beitete Kniep meistens in Sepia. Da ihm aber diese Arbeit in die
Länge gar zu ermüdend wurde, so verlegte er sich nach jener Zeit
auf das Zeichnen mit schwarzer Kreide, meist auf weissen Grund,
und leistete in diesem, wie vorher in einem andern Fache Alles,
was nur möglich war. Ohnedemand zu nahe zu treten, liisst sich be-
haupten, dass Ii. einer der correktesten, originellsten und vortrelf-
lichsten Landschaftszeichner war, nicht nur in Italien, sondern in
ganz Europa. Hievon zeugen seine! sämmtlichen, von den Kunst-
kennern unter allen Nationen gepriesenen und gesuchten Werke,
hesonders diejenigen aus den spätem Perioden. Blosse Federum-
risse liess er nicht gern aus seiner Hand, aber sie sind auch ein
Wunder der Hunstl Einige der schönsten. nebst mehreren der vol-
lendetsten Zeichnungen in sehvvarzerlireicle und Sepia, besitzt der
Ritl8r_ L- Tocco in Neapel; auch der Marquis Berio hatte von
ihm einige Meisterwerke, besonders in Sepia, die aber nach des
Besitzers Tod zerstreut wurden. Im Ganzen hatte Iiniep- ungleich
mehr Aufträge von Deutschen, Engländern und Russen, als von
Eingeborneu. unddoch brachte er beinahe die Halbscheid seines
Lebens in Neapel zu; selbst die Stürme der Zeit konnten ihn nicht
vertreiben. Dieser von der Natur in den wesentlichsten Stücken
hochbegabte Mann genoss das seltene Glück, dass bis zum lauten