Klenze ,
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VOR.
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Tag gelegt. L. v. Iilenze erhielt den Auftrag, den Plan zu diesem
Werke zu machen, und so hatte er als junger Mann das beneideus-
werthe Glück, seinen Namen an eines der herrlichsten Bauwerke
Europe's zu zeichnen; Iilenze hatte hier .die gelungensten Resultate
seines Studiums der griechischen Architektur geliefert, so wie er
denn stets jene Bauform, welche in der riechischen G-eschichtse
und Bildungscpoche ihre Vollendung erhieät, als das Höchste er-
kannte. Die übrigen Bauarten erscheinen ihm nui-"als Nachkliinge
des Trelflichen und nur die griechische Baukunst ist ihm allgemein
zweckrniissig, charakteristisch und schön. Als bedingt nur erklärt
er den Werth jener Bauart, welche wirklich zu einer religiösen,
nationelleu und technischen Entwicklung gelangt. Bei solchen Ge-
sinnungen kann man annehmen, dass v. Iilenze bei jeder Gelegen-
heit im griechischen Style baute, und. nur davon abwich, wo es
ihm der höhere Wille gebot. Seine Gebäude sind immer Kunst-
werke von reinster Harmonie, und namentlich ist dieses mit der
Glyptothek der Fall, durch welche licht griechischer Geist wehet.
Und dazu noch der reiche Bilderschmuck eines Cornelius, der hier
das griechische E os im Bilde zum zweitenmal geschaffen, so muss
Alles zusammen dien Eindruck der höchsten Bcwunderun" erregen.
Dieses Gebäude mit seinen Zierden wird auch jeder Bescliaixer mit
höchster Befriedigung verlassen, da er hier ein achtes Ilunstwverk
schaut, in voller Schönheit der Forru, in reinster Harmonie aller
'l'heile. Es existirt davon auch eine Beschreibun , von welcher L.
v. Iilenze selbst den architektonischen Theil, und Dr. Schorn den
archäologischen besorgte.
Ein Gebäude, wie dieses, müsste allein hinreichend se n, den
Namen des Architekten mit Ruhm auf die Nachwelt zu hrin en;
dieses ist aber nur das erste grossnrtige Werk unsers Kiinsäers,
dem m einer Reihe von Jahren noch viele andere fol ten. Von
den Pallästen, welche in der frühesten Zeit seines Wirätens ihren
Ursprung fanden, erwähnen wir vor allen das Ilötel des Herzogs
von Leuchtenberg, welches vor dem ehemaligen Schwabingcr Thore
zu einer Zeit angelegt wurde, als man sich's noch nicht träumen
konnte, welche grossartige Schöpfung jenem Boden, der Strasse
nach Schwabing entlang, entspriessen werden. Das herzogliche
Palais ist in reinem Style erbaut, doch ist im Allgemeinen bei
Privatgebiiuden der Künstler oft durch die Bedingnisse des Bau-
llcrrn, und nur zu oft auch durch räumliche Verhältnisse an einer
freien Schöpfung gehemmt, und es entsteht ein Werk, das kleinli-
chem Iilügeln einige Ritzen zum Tadel bietet, aber häufig bedenkt
der tadelude Schuster nicht, dass bei anderen Bedingnissen und
Lokalverhältnissen der Künstler auf ganz andere Weise verfahren
wäre; was nämlich auch bei Rlenze öfter der Fall war. Ein anderes
Werk, dessen Ausführung in jene Zeit füllt, ist die k. Reitschule,
ein im schönen Style errichtetes Gebäude, mit grossem, doch nicht
zum Eingange bestimmtem Thore, dessen oberer Theil mit Büsten
der Dioscurcn und mit Reliefs geziert ist, den Kampf der Lapythen
und Centaureti vorstellend. Unter dem Gesimse der Facade hin zie-
hexi sich grosse Medaillons von Pferdeköpfen, und so erhielt das
Ganze eine charakteristische Verzierung. Ausserdem lieferte L. v.
Iilenze in dieser seiner ersten Periode auch noch mehrere Plane
zu Privathäusern, in denen sich ebenfalls das Streben äussert, mit
Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse und jener der Bau-
speculanten, den reinen italienischen Styl auf bayerischen Boden
zu verpflanzen. 15101119 ist überhaupt der erste, welchcr den herr-
lichen Styl florentiuischer Wohngebäude zuerst m Deutschland in
Anwendung brachte. Auch bei Herstellung alter Denkmäler" wurde