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Klenzc .
Leo
VOIL
Kreis ßeinerlienntnisse zu erweitern doch nur als grosse Begünsti-
gung3 des Vaters hatte er es anzusehen, dass ihm gestattet wurde,
die aual-zademie zu besuchen. Auch sollte er die Architektur nicht
zum Brodstudium machen, sondern sich- nur so weit damit vertraut
machen, als dieses zur all emeinen Bildung und in cameralistischer
"Hinsicht nothwendig ist. 6er Vater suchte ihn durchaus von einer
Richtung abzubringen, nach welcher hin die Kunst das Ziel seyn
könnte, denn zu jener Zeit konnte man noch nicht ahnen, dass
die Iiunst einen Aufschwung nehmen werde, dessen sie sich mit
dem, Beginne des I6: Jahrhunderts erfreute, und dem Vater ist es
daher nicht zu verargen, wenn er den Sohn von einer Bahn zu
entfernen sucht, auf welcher fiir ihn kein Ruhm zu suchen ist.
Allein Hlenze konnte unmöglich dem Willen des Vaters ganz sich
fügen, als er jetzt auch im Hause des geheimen Obcrbaurathes
Gilly Eingang fand. An den nachgelassenen Zeichnungen des zu
friih verstorbenen Friedrich Gilly, des Sohnes des Baurathes, hatte seine
Liebe zur Iiunst reichlich Nahrung gefunden, und in den Vorle-
sungen (les Hofrathes Hirt gewann er fiir dieselbe nur noch höhere
Achtung. Er erkannte die Architektur als die Bestimmung seines
Lebens, und so konnte ihn nichts mehr abhalten, derselben seine
ganze Thiitigkeit zu weihen. Nicht drei Jahre waren verflossen, so
iatte der junge Künstler alle Prüfungen überstanden, und nun er-
folgte die väterliche Zustimmung zu einer Reise durch Frankreich
und England. Die Bauwerke, welche er auf seinem Wege traf,
konnten weniger der Gegenstand seines Studiums werden, als spä-
ter jene, welche er in Italien und Sicilien zu bewundern Gelegen-
heit fand, und wie sehr der Künstler von der Grossartigkeit der
klassischen Monumente der Vorzeit ergriffen wurde, hat er später
in seinem glänzenden Wirkungskreise oft bewiesen. Doch hatte
er in Paris der polytechnischen Schule bereits früher sehr Vieles
zu verdanken, und der Unterricht eines Durand und anderer fran-
zösischer Kleister gab ihm einen Vorgeschmack von dem, was er
in der Folge mit eigenen Augen geschaut. In Genua ordnete
ein glücklicher Augenblick sein künftiges Schicksal. Als er mit
Eifer in dem prachtvollen Vestibul eines Pallastes zeichnete, trat
der gefällige und kunstliebende Herr des Hauses hinzu, und dieser
öffnete ihm nicht nur alle Gemächer, sondern er war es auch, der
später als General-Intendant des neuen köni l. Hofes von West-
phnlen den jungen Künstler beim Könige Eglieronymus empfahl.
Im Jahre 1808 wurde v. Hlenze Hofarchitekt und später Hofbau-
Direktor in Kassel, aber er fand in jenen Verhältnissen nie Gele-
genheit, durch solche Schöpfungen sich zu zeigen, wie er in Mün-
chen es vernxochte. Endlich entthronten die Ereignisse von 1815
den Jeröme Nanolecn, und auch der Künstler ward dadurch dem
Privatleben zurückgegeben. In dieser Epoche kam lilenzc nach
Miinchen, wo er schon damals das Glück hatte, dem Clßnlaligexiliron-
gfllflßp Ludwig bekannt zu werden, aber noch war in Munchen seines
leibens nicht. Er ging nach Wien, wo zu jener Zelt der Congrcss
ein glänzendes Schauspiel bot, und von da begab er sich nach
Paris, wo Ludwig von Bayern des Künstlers sich noch gnädigst
erinnerte, und durch dessen Verwendung erhielt L. v. Klenze den
Ruf an den Hof des Königs Maximilian nach München, unter
dessen Auspizien sich die Kunst bereits eines grosgen Schutzes, 1,11
erfreuen hatte; eine eigehe Glauzpermde aber führte König Ludwig
fiir dieselbe herbei. Dieser Fürst hatte schon als Kronprinz weit
aussehende Plane fiixydie Zukunft entworfen, und vor allen durch
den Bau der prächtigen Glypothek einen großartigen Sinn für
Griechenlands klassische Monumente einer grauen Vorzcit an den