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Lippi ,
F ilippino.
mit dem Jesunkinde auf äem Schoosse,
Ausdruckes; im Grunde Landschaft.
VDI!
gTOSSEI
Zartheit
des
LIPPI, FIlIPPIHO, Maler, der Sohn des durch seine romantischen
Schicksale bekannten Fra Filiplao Lippi, wurde 1460 geboren", und
Sandra Boticelli war sein Meister, wie uns Vasari versichert. Die-
sem Meister war er von früher Jugend an zur Seite; auch nach
Rom begleitete er ihn, um demselben bei s'einer Arbeit in der Six-
tina zu unterstützen. In dieser Stadt beliiimmerte sich Filippino
auch sehr um die Ueberreste des Alterthums, und B. Cellini be-
hauptet in seiner Selbstbiographie, mehrere Bücher gesehen zu ha-
ben, in welchen dieser Iiiinsller schönes, altes römisches Geräth
abgezeichnet hatte. Vasari hält ihn für den ersten, der die neue
Malerei mit Groltcsken, Trophäen, Rüstungen, Gefiissen, Gebäu-
den und Kleidern in alterthümlichem Geschmack bereichert habe,
worin ihm Lanzi nicht beistimmen kann, da bereits Squarcione
dies viel eher gethan. Wahr aber ist, dass er in solchen Verzie-
rungen, wie in der Landschaftund allen Kleinigkeiten, ausgezeich-
net ist. Die Bliithezeit dieses Künstlers fällt gegen das Ende des
15. Jahrhunderts, und 1505 beschloss er, nach Vasarfs Angabe,
ein Leben , welches reiner war, als jenes seines Vaters.
Man findet von diesem Meister noch verschiedene Gemälde, so-
wohl in Fresco, als Altar und Stadeleibilder. Eine besondere Auf-
merksamkeit verdienen seine Fresken der Kapelle Strozzi in St.
lVlaria Novella zu Florenz, wo er 1486 auf der einen Seite den
Evangelisten Johannes malte, wie dieser die Drusina vom Tode
erweckt, und auf der andern Philippns den Apostel darstellte, der
aus dem Götzenbilde des lVlars einen Dämon austreibt. Letzteres
Bildniss ist von Vaseellini für Lastri pittriee XXVII. gestochen. B.
von Staclselberg hat von Filippinds Gemälden in St. Maria No-
vella treue Nachbildungen gegeben, und von diesen heisst es in
Böttigefs artistischem Notizenhlatte 1850 N0. 1, dass es sich dar-
aus zeige, dass die Werke dieses Künstlers nicht hlns Spiegelbil-
der, sondern Wieder-scheine von Naturanschauungen aus der Tiefe
eines klaren Geistes sind. Wer. wie Fiorillo, dieses Meisters
Schätzung darauf beschränkt, dass er ein geschichtlich richtigeres
Costiini in der Malerei beobachtet hätte, als seine Vorgänger, oder
in ihm nur den Portraitisten verehrt, fasst offenbar nicht den in-
nern Gehalt und Wertli Filippinds.
Auch von Rumohr (Ital. Forsch. 246 FF.) verbreitet sich über das
Verdienst und die Werke dieses Meisters. Filippino, sagt dieser
Schriftsteller, war wohl ein gmsses, doch leichtes und flüchtiges
Talent, dem es nicht immer mit seiner Aufgabe so ganz ein Ernst
war, wesshalb ihm inkseinem fruchtbaren Iiiinstlerleben nicht Alles
gleichmässig gelungen ist. Was Masaccio erstrebte, Schattenge-
bung und Rundung, eben was dieser nicht so gani erreichte, war
dem Eilippino bereits ein leichtes Spielf Die Landschaften und
Hintergründe behandelte er mit Leichtigkeit und Geschmack, mit
der Gewandung aber verfuhr er späterhin bis zum Geschmack-
losen willkührlich. Er neigte sich zu lsleinlicheu und bauschigen
Brüchen und jenem flüchtigen, sich schlängelnden Auftrage der
Faltenlichter, welche seinelspateren Arbeiten nicht wenig entstel-
len. S0 urtheilt von Rumohr, er gesteht aber dem Künstler un-
streitig mehr Geschmack und ein edleres Naturell zu, als seine
Vprgänger Sandro Botticelli und Fra Filippo hatten. Wo Filip-
pmo seiner Flüchtigkeit nicht nachgegeben und mit Studium und
Nachdenken gemalt hat, übertraf er xiach Rumohr jeden seiner Zeit-