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sem Verhältnisse entsprang, wurde naehmals ebenfalls ein berühm-
ter Maler, Filippixio genannt. Dieses Verhältniss gab die Veran-
lassung zu seinem gewaltsamen Tode durch heimliche Vergiftung
von Seite der Verwandten jenes Mädchens. Er starb in Spoleto,
und das Carmeliterverzeietiniss meldet beim Jahre 1469 seinen Tod.
Lorenzoidd lYIedici liess ihm daselbst im Dome ein schönes Mo-
nument setzen, und Angela Poliziano fertigte die_Grabschrift.
Fra Filippo trug das Ordenslsleid, wie Angelico da Fiesole; er
bildet aber gegen diesen den vollsten Gegensatz. Angelico schwebte
nur in höheren Regionen, er schuf himmlische Gestalten, Filippo
aber hing den irdischen Freuden nach, und dieses Gefühl spricht
sich auch in seinen Gemälden aus, selbst wenner heilige Gegen-
stände malte. Er malte liebevoll zärtliche Gcmiithszustiinde; sein
Ausdruck ist jener einer weichen Sinnlichkeit, und zuweilen kann
man ihn auch derb und gemein nennen, was nicht immer zur Zart-
heit seiner Aufgabe stimmt. Nur in seinen grösseren Frescomalc-
reien, wo 'der Gegenstand häufig Handlung und entschlossenes
Wirken begehrte, erwachte seine Seele, und dann findet v. Ru-
mohr (Ital. Forsch. II. 296) diese Derbheit unter allen Umständen
mehr an ihrer Stelle. Er ist Masaccids Nachfolger, und diesen
Meister copirte er anfangs fleissig und mit Glück, so dass er oft
ein neuer Masaccio schien, besonders in kleinen historischen Ge-
mälden, wie Lanzi bemerkt. Auch bei ihm trat das Streben nach
charakteristischer Darstellung hervor, doch erreichte er jene ernste
Lebenswahrheit, welche in spätem Werken Masaccids so voll-
kommen erscheint, nicht in dem Grade, was auch in Bezug auf
die so vollkommen ausgebildete Individualität und Isiraft der Gestal-
tender Fall ist. Zuweilen neigt sich Fra Filippo bis an die Gren-
zcn des Manierismus, wie in den Gemälden von St. Maria Novella
zu Florenz. Dennoch ist Lippi zu den geistreichsten Nachfolgcrxl
des Masaccio zu zählen, und seiner Ungleichheiten ungeachtet,
war er bisweilen vortrefflich, nach Bulnohr (1. c.) unter allen Um-
ständen seit Angelieo unter den florentitlischen Malern der erste,
welcher es gewagt, über das sinnlich Vorliegende hinauszugchen,
und seiner eigenthiimhchen Empfindung ihren Lauf zu lassen.
Freilich griinzte diese, fährt Rumohr fort, nicht selten an das Ge-
meine, doch, war es eben damals an der Zeit, den florentiniselien,
meist bei der Charakteristik des Einzelnen vervvcilenden Malern
ein wesentliches Element des malerischen Ausdruckes, die Hand-
lung und den Affekt in Erinnerung zu bringen. Dann rühmt man
noch den trefflichen Styl der Gewandung. Hierin liebte er das Ge-
fiiltelte, hcmdartige Krause, immer aber verfuhr er auf wohlgefäl-
lige Weise.
_ Gemälde von diesem Künstler, die schon Vasari bewunderte, und
m welchen er in schönem Lichte erscheint, sind in der Chorkn-
_pelle der Pfarrhirche zu Pratu. Er malte da Darstellungen aus der
gcschlgitel des 11011., Stephan und des Tüufers Johannes, und in
iesen 1 ern entwickelte er eine ungewöhnliche Energie der Hand-
lung und des Adektes, wie "Hurnuhr sagt. In der Begebenheit,
welche Ylasarl die Dispute nennt, begleitet diese Stiirlie eine edle
Mässigung und schöne Anordnung. In dieser Kirche ist auch eine
Tafel mit dem Tode des heil. Bernhard, deren wesentlichste Ver-
dienste von Rumohr im richtigen Ausdrucke starker und iiiännli-
eheruäifekte erkennt. Andere schon von Vasari ausgezeichnete Bil"
der m Prato, der Ceppo d: S. Francesco di Marco, die Tafel auS
S. Mnrgheritta, zu Rurnohr's Zeit in der VVohnung des Iianzlerä
d" Ortschaft, und gestochen von Lisiniu, gehen nach der Ansicht