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Lindenschmit,
Ludvvlg.
als günstig war, und Lindenschmit daher auch grösstentheils auf
(len bürgerlichen Betrieb seines Geschäftes beschränkt blieb, als
Schriftstechen, Miinzarbcit etc., so geben doch auch viele Werke
seiner Hand: radirte Blätter, archäologische Darstellungen histo-
rischer Monumente, welche in mehreren VVerkcn zerstreut sind,
ferner mehrere sehr gelungene MüDZSVlGlllPGl (darunter eine Me-
daille fiir Seine Familie bestimmt, welche sein und schier Gattin
Bildniss trägt, und eine andere Medaille, welche den nassauischen
Kriegern, den Siegern bei Waterloo geprägt wurde, besonders zu
erwähnen sind) und endlich eine Anzahl schön geschnittener Steine-
nach den ersten Mustern des Alterthums ein rühmlichcs Zcugniss
seiner hiihern künstlerischen Fähigkeit, welche um so grösser er-
scheint, als sie durch die Umstände durchaus nicht begünstigt war,
111ml in ihrer Entwickelung grusse Hindernisse zu überwinden
alte. x
l
LIÜdGIISCIImÄt: Llldwlg, Maler, Johann's Sohn, geboren 1809,
erhielt seine erste Bildung zu Mainz auf dem Gymnasium mit ans-
gezcichneteni Erfolge, und widmete sich alsdann der lYIalerei, zu
deren Studium er sich im Jahr 1825 nach Miinchen begab, wo er
sich bald unter den Schülern von Cornelius durch seine reichen
Geistesgaben Achtung erwarb. Eine hohe Ausbildung in allen Hiilfs-
Wissenschaften der hunst, namentlich der Archäologie, und ein
gesunder feiner Geschmack machen ihn zu einer Hauptstiitze der-
ienigen Richtung, welche die neuere vaterländisch geschichtliche
iunst von allen Vorurtheilen fremdländischer und nachahmender
Darstellung losreissen, und nur in geistreichcr und überraschend
wahrhafter Auffassung und Erschöpfung des Gegenstandes ihren
Typus suchen möchte. Neben diesen ernsteren Eigenschaften be-
sitzt L. eine äusserst glückliche Gabe fiir humoristische Behandlung
der täglichen Lebenserscheinungen. Von der reichen Sammlung
seiner Skizzen ist jedoch ausser einigen kleinen Lithographien
(Auf an die Arbeit! und Markulf) noch nichts veröffentlicht
worden. Die Vielseitigvkeit seiner Bestrebungen, so wie eine Leh-
rerstelle an der Gewerbschule zu Mainz, zu deren Uebernahme er
Sich im Jahre 1851 i-n seine Heimath begab, hindern zwar einiger-
lnassen die produktive Fruchtbarkeit dieses Künstlers, doch spricht
sich in denjenigen Gemälden, welche bereits von ihm in die Welt
gekommen, namentlich in Guttenberg und einem Reitergefecht aus
dem Befreiungskrieg eine grosse Liebe für den Gegenstand, und ein
tiefes Eindringen in das Mark desselben aus. Besonders gelungen
ist jedoch eine griissere Compositiou, woran er seit längerer Zeit
läinternd und vollendend beschäftigt ist, und womit er in Iiurzem
in München aufzutreten gedenkt. Sie stellt den todten Iiönig
Adolph von Nassau vor, wie er von seinen Gegnern Albrecht von
Oesterreich, Gerhard von Mainz, mehrern Rittern, Geistlichen
und Edelknaben betrachtet wird. Die psychologische Wahrheit in
dem Ausdruck der Iiiipfe, so wie dieLebhaftigkeitin der ganzen Scene,
durch die sich der Beschaner gleichsam in die längstvergangene Zeit
versetzt fühlt, charakterisiren durch ihre schlagende Wirkung die
gediegene, Wievvohl jeden Prunk verschmähencle Tiichtiglscit seinc-s
Üßiäteä. 4- Es iväre sehr zu wünschen, dass die grosse Anzahl
Feistreicher Zeichnungen, welche sich in der lYIappe dieses Iiiinst-
ers befinden, und worunter sich ein Siegeszug alter Germanen,
in Form eines Frieses componirt, besonders auszeichnen. dlWCh
Herausgabe dem Pixblikum bekannt gemacht, und auf diese AU
ein Talent an's Licht gezogen würde, welches aus Bescheidenheit
SlClT demselben zu entziehen sucht.