Volltext: Keyser - Lodewyck (Bd. 7)

L"  
IgQPIQ , 
Liguori , 
auch 
Pirro. 
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Ligorio, auch Liguori, Pin-o, Architekt, Mai", Biwhaue, 
und Alterthumsforscher, ein in der Kunstgeschichte bekannter 
Mann, wurde 11111 1496 in Neapel geboren. Seine Jllgendgegchighte 
ist wenig bekannt, der VVirkungskreis aber, in welchem er sich 
bewegte, ist in lloin zu suchen. Da suchte er mit Eifer die Werke 
der römischen und griechischen Vorzeit auf, übte aber nebenbei 
auch die Malerei, Worin er jedoch keinen unsterblichen Namen 
sich erwarb. Er malte einige Giebelfelder, öfter in Helldunkel 
mit gelber Farbe, womit er Metall nachzuahmen suchte. Im Ora- 
torio des heil. Johannes des Enthaupteten ist von ihm eine Tafel 
mit der tanzenden Herodias. Welche aber in der Zeichnung nicht. 
sonderlich und in der Färbung gering ist. Perspektive und {Melder- 
pracht, fast im Geschmacke der venetianischen Schule, ist nach 
Lanzi dasjenige, was dem Bilde einigen Werth verleihen konnte, 
Grösseres Verdienst hat Ligorio als Baukiinstler, aber ein bissi- 
ger Charakter schmälert seinen Ruhm. Pabst Paul IV. ernannte 
ihn zum Unterbaumeister des St. Petersdomes, und nach dem Tode 
desselben wurde er neben Vignola zum leitenden Architekten dieser 
Kirche ernannt. In! dieser Eigenschaft liess er sich verleiten, in 
dem von Michel Angele als unabänderlich gegebenen Plane zu än- 
dern, und den Buonarotti selbst anzugreifen, was aber seine Ent- 
setzung zur Folge hatte. 
Ligorio war Michel Angelds Feind, und aller jener, die diesen 
Iiiinstler achteten. Seine Intriguen hatten Ricciarelli und Salviati 
empfunden, da sie auf Pirrirs Veranlassung die ihnen früher vom 
erwähnten Pabste zugesagten Arbeiten yerloren, und dafür Gram 
erndteten. Die Entfernung vom Bau war daher gerechte Wieder- 
vergeltung, und so darf man in der Peterskirche kein Zeugniss 
seines Wissens als Architekt suchen. Ein solches ist indessen der 
kleine Pallast, das Casino diPio IV., im vatikanischen Garten, ein 
Gebäude von sehr zierlichen: und anmuthigem Styl. Sein Werk ist 
auch der Pallast Lancelctti auf Piazza Navona in Rom, ebenfalls 
ein Gebäude von schönen, reinen Verhältnissen. Das Casino des 
Pabstes ist in dem Werke: Les plus celebrcs maisons de plaisance 
de Ruine par Percier et Fontaine genau beschrieben. Der Pallast 
Lancelotti ist auch durch einen Bupferstich von 1560 bekannt. 
Auch das VVerk von Ferrerio und Falda kann man nachsehen. 
Schliisslich bemerken wir noch, dass Ligorio die Zeichnung zum 
Mausoleum Paul IV. in der St. Peterskirche gefertiget habe, und 
dieses ist Alles, was in jenem Dome" noch an Pirro erinnert. 
Dann haben wir von diesem paradoxen, und von künstlerischer 
Charlatanerie und gelehrten Betrügereien nicht freiem Manne ein 
grosses handschriftliches Werk uber roinische und andere italieni- 
gehe Altßfthümef, theils nach Classenordnung, theils alnhabetisch 
eingerichtet, Dieses 30 Folianten starke llllanusci-ipt bcliniletsich 
auf der k. Bibliothek zu Turin, und die Vaticana besitzt einen 
grossen Theil desselbeirin einer 18 Bände ausmachendcnhbschrift, 
welche die Königin Christina von Schvvedenvei-anstaltcn liess. Eine 
ähnliche Abschrift in Neapel ist vollständiger. Dieses Werk ist 
voll Zeichnungen antiker, aber fast iniuier restaurirter Denkinaler, 
doch gewährt dieses colossale Werk nicht iinmer Zuverlassigkcit. 
Bemerkungen über den Verfasser _und Berichtigungen einzelner 
Angaben gibt_aus dem handschriftlichen Nachlasse des treffhchen 
Poinpeo Ugonlu Marinelli in seiner Ruine ex ethnica sacra p, 
433  431. Man vergleiche auch Spannheim de praestantiis 
et usu numismatum. S. Bartoli hat einige jener Zeichnungen ge. 
stechen.
	        
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