Volltext: Keyser - Lodewyck (Bd. 7)

Licinio , 
Giovanni 
Antonio. 
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X181" Geburtsstadt in Frißul, und die Veranlassung zu dieser Um- 
tauschung war sein Bruder, der ihn an der Hand verwundete, 
was Giovannantonio so schwer nahm, dass er von nun an jedem 
Familiennamen entsagte, undsich Ilegillo da Purdenone nannte. 
Früher schrieb er sich Sacchiense oder Cuticello, aber im eigen- 
händigen Testamente seines Vaters steht als Namen des letzteren; 
Angelas de Lodesanis de Corticellis. Das Licht der Welt erblickte 
er 148.1, die Angaben über seine Jugendbildung sind aber schwan- 
kend. Einige glaubten, er habe Castelfrancds Schule besucht; 
dieses ist aber nach Lanzi's Behauptung noch weniger richtig, als 
wenn Rinaldis sagt, Pordenone sei bei Giov. Bellini Castelfrancoä 
und Titian's Mitschüler gewesen. Lanzi stimmt der Ansicht des 
Bidolli, als der ivalirschcinlicheren, bei, und nach dieser soll er 
in Udine nach Pellegrino sich gebildet, dann sich auf Gior ione's 
Styl verlegt haben; jedoch von seinem Sinne geleitet. Die üirigen 
Nachfolger Ggorgionds glichen diesem mehr oder weniger im Styl, 
Pordcnone a er auch an Feuer, Entschlossenheit und Grösse der 
Seele, wie keiner in der Venediger Schule. Auch Vasari setzte 
diesen Künstler hoch an; er erklärt ihn unter den damals in Friaul 
lebenden treiflichen Malern als den seltensten und berühmtesten, 
weil er die Vorgänger an Erfindung, Zeichnung, Tüchtigkeit, Ver- 
ständniss der Farben, Wandmalerei, Geschwindigkeit, grosser Run- 
dung und anderen Theilen der lWIalerei übertroffen hatte. Und so 
fehlt es auch in der späteren Zeit nicht an günstigen Ürtheilen 
über diesen liiinstler, von Lanzi und Fiorillo bis zu Dr. F. Kug- 
ler. Er wird öfter mit Titiau zusammengestellt, und Fiorillo be- 
hauptet auch, Pordenone habe jenen Meister in der Farbengebung, 
in der vortrefflichen Wahl der Tinten und im Pinselstriche nicht 
Selten erreicht, nur in der Kunst, die Figuren zu beseelen, über 
dem Fleisclie einen lebendigen Hauch schweben zu lassen, behaup- 
tet Titian immer den Vorzug. Auch Hugler erklärt den Licinio 
unter den Künstlern der venetianischen Schule, die in eigentliüm- 
licher Ausbildung neben Titian stehen, als einen der bedeutend- 
sten, da Pordenone sich durch ein glückliches Streben nach Cha- 
rakteristik auszeichnete, und mit den Farbentünen der Venetianer 
zugleich eine weichgeschmolzene Modellirung zu verbinden weiss, 
die an die Richtung der lombardischen Schule erinnert. Titiau 
war diesem Künstler ein beständiger Sporn zu Tüchtigkeit; er suchte 
eifrig Gelegenheit mit jenem Meister in Concurrenz zu treten. Er 
zierte mit diesem Meister den grossen Saal der Pregadi in Vene- 
dig zu solcher Zufriedenheit, dass Pordenone ein Jahrgelti-erhielt. 
Es war ihm nichts lieber, als neben Titian selbst, oder doch 
da zu malen, wo jener gemalt hatte. Diese Emulation scheint in 
eine wirkliche Feindschaft ausgeartet zu seyn, und Licinio fand 
es zuweilen gerathen", bei solcher Gelegenheit mit den Waffen an 
der Seite 1,11 malen. Der Eine iibei-bot den Anderen an Kraft oder 
Anmuth, oder, wie Zanetti sich ausdrückt, in Titian war mehr 
Natur als Kunst, in Pordenone waren Natur und Kunst gleich. 
Einige seiner Landsleute zogen ihn sogar dem Tliiflfl VW; Lallli 
müssiget richtiger das Lob dahin, dass jener Wetteiter den _Ruhin 
Pordenomfs nicht wenig gefördert habe. und  Ihm 111 de? 
Venediger Schule wenigstens den zweiten Rang in einer an treff- 
lichen Künstlern so fruchtbaren Zeit zu. Die _Ursache, dass Por- 
denone der Menge so sehr gefiel. findet Lanzi in der grossen Wir- 
kung und im Zauber des Helldunkels, _worin er Guercincfs Vor- 
läufer war. 
Licinio ward auch von Iiarl V. geehrt und zum Ritter gemacht; 
Herkulcs II. berief ihn an seinen Hof in Ferrara, um, wie Vanri
	        
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