Volltext: Keyser - Lodewyck (Bd. 7)

Liberi , 
Pietro. 
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Venedigs den Glanz ihrer alten Schule nicht mehr; mit der lchö- 
nen Art zu coloriren war es vorüber, man huldi te einer trocke- 
nen, geistlosen Drlanier, das Fleisch mit grünen Tgintennznd Halb- 
schatten zu geben. Liberi richtete sich beim Malen nach den 
Geistesgaben der Besteller. Für verständige führte er, seiner ei- 
Senen Aussage naßh, einen rßßßhßn und freien Pinsel, der nicht 
nnmer vollendet; für Unvcrstäxidige einen höchst; fleißigen, der 
jeden Theil vollendet und die Haare selbst so ausführt, dass man 
sie zählen kann, und dergleichen Bilder malte er auf (Zypressen- 
holz. Lanzi meint, man könne seinen Styl auch" in den grossen 
und leichten theilen; nur malte er in ersterem selten. Venedig-v 
hat darin einen Hindermord; Vineenza den Auszug an; der Arche: 
Bergamo eine Episode aus der Siindfluth, wo v. lYIontagne das Meer ge. 
malt seyn soll; lauter Iiirehenbiltler, die dem ehrlichen Lanzi aus- 
serordentlich Wohl gefielen, und er rühmt die kräftige Zeichnung. 
die Schönheit und Mannigfaltigkeit der Verkürzung und Bewegung, 
die grossartige Nacktheit, mehr in dem CarraccPscl-ien als Buona- 
rottfschen Styl. So viel des Lobes findet Dr. Iiugler (Beschreib. des k. 
Museums S. 125) in dem grossen Bilde des Dianenbades in der 
Gallerie des k. Museums zu Berlin nicht. Dieses Gemälde zeigt 
nicht viel anderes, als grosse Massen weichen Fleisches, 01m0 
künstlerischen Sinn in der Anordnung. 
Nacktheiten malte Liberi sehr gerne; selbst den ewigen Vater 
malte er in St. Catharina zu Vicenza zum Missvergniigen auf solche 
Weise. Seine Meisterstücke sind die nackten Venusgestalten, im 
Geschmacke Titian's, und desswegen gab man ihm den Beinamen 
Libertino. Solche Stücke findet man in Sammlungen in Menge, 
und wenn man eines gesehen hat, so kennt man die andern leicht, 
theils an den oft wiederholten Köpfen, theils an der Röthe des 
Fleisches und am allgemeinen Tone. Die rothe Farbe liebte er 
über die Massen, und er missbrauchte sie häufig an Händen und 
Fingergränzen. Uebrigens, sagt Lanzi, ist sein Farbenvortrag 
sanft, die Schatten zart und Correggisch, die Führung des Pin- 
sels frei und meisterhaft. Bilder von ihm sind in der Eremitage 
zu St. Petersburg, in den Gallcricn zu Wien, Dresden, Miin- 
eben etc. Neben den Venusbildern malte Liberi auch Fabeln und 
Allegorien, die niemand verstand, als er. Dennoch gefiel er aus- 
serordentlich in Italien und in Deutschland, von wo aus er als 
Graf und Ritter heimkarnß Die Sage macht ihn zu einen heimli- 
chen Juden, der erst auf dem Todbette seinen Glauben bekannte. 
Er starb 1687- 
Einige seiner Bilder wurden gestochen, von Baroni das Altar- 
bild der Kirche S. Paolo und Giovanm in Venedig mit dem Kreuz 
Christi von Engeln getragen; J. Piccini Diogenes im Fasse; Ro- 
setti schöne Landschaften mit Ruinen; von P. Monaco, Fragonard 
u. a. Folgendes Blatt wird ihm selbst und auch dem Rossi zuge- 
schrieben: 
Der grosse Kampf auf der Brücke zu Venedig, geisfreiche, 
aus unzähligen nackten Figuren bestehende Oon_1pos1_t1on mit 
der Aufschrift: Venetiarum Pugillatus. Unten 1st fixe Dedi- 
cation an Ludwig XIV. und die Jahrzahl 1676- Diese 00m. 
Yolsition besteht m drei Platten. zusammen das grosste Imy. 
O 0 
Blatt ist sehen, und  erstgn Di-ucks 
Selbst eimge Contradrucke mit dem er- 
sehr kräftig, und abenfalls nelten. 
Dieses geistreich radirte 
vor dem Worte: Venetiis. 
wähnten Worte sind noch
	        
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