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Lessing ,
Carl
Friedrich.
Kaiser liess der Graf in einem grossen Oelgemiilde ausführen, und
für die erwähnte Geschichte der neuern deutschen Iiunst hat sie
Iieller in Kupfer gestochen. Die Zeichnungen von Friedrich's Tod
und Huss besitzt der Banqnier lEi-iinhdl, und diese Compositionen
kennzeichnen Lessings eigenthiimliches Geschick und deuten die
Richtung an, in welcher er, vielleicht ohne Nebenbuhler, den
höchsten Ruhm erreichen würde; Dem Grafen Raczinski scheint
durch diese beiden Zeichnungen, und durch das Gemälde des trau-
ernden Iiönigspaares, der Lessing's Genie und seinen innigsten Nei-
gungen am meisten geeignete Umkreis gezogen zu seyn. Die Zeich-
nung von Huss ist in der erwähnten (Jeschlchte der Iiunst S. 158
sehr ausführlich beschrieben. Sie ist nicht im Gemälde gegeben;
Lessing musste sich gegen die Einwürfe vertheidigen, welche der
in dieser Zeichnung ausgedrückte Sinn hervorgebracht hatte. Man
sah darin einen Angriff gegen den geistlichen Gerichtshof und ge-
gen die katholische Religion. Lessing soll gesagt haben, Christen
seien es, die ihn hindern, einen Heiligen in Huss zu malen.
Die oben erwähnten Gemälde sind indessen nicht die einzigen,
welche Lessing gemalt hat; an diese schliessen sich noch verschie-
dene andere Meisterwerke. Im Jahre 1828 brachte er das Gemälde
eines verfallenen Iiirchhofes zu der Ausstellung in Berlin, und
dieses Bild zog sogleich die Aufmerksamkeit aller Künstler aufsich.
Ein anderes Gema de, das neben dem Carton mit dem jungen To-
bias derselben Zeit angehüret, stellt ein Felsenschloss dar, eigene
Composition, im Besitze des Oberbiirgermeisters von Bärensprung-
Nach diesen folgen das oben erwähnte Meisterwerk. welches das
trauernde Königspaar vorstellt und die Schlacht von Iconium, letz-
teres im Carton von 1828 mit, etwas unter Lebensgriisse bestehen-
den Gestalten. Die Briider Frings in Uerdingen besitzen ein
Oelbild der Schlacht von Iconium, von Lessing gemalt. Das Haupt-
hild dieser Schlacht, in Welcher Friedrich Barbarossa focht, hatLes-
sing zu HeltorH im Schlosse des Grafen von Spee in Fresco gemalt,
und hier auch sein Talent in dieser Kunstgattung bewährt. Im J. 1852
malte Lessing das durch Jentzerfs schöne Lithographie bekannte Bild
der Leonore nach Bürger-E Ballade, im Besitze des Iironpr. v. Preussen.
Die Gestalten sind unter Lebensgrösse. Bei Raczinskiiist es I. S.
163 im Holzschnitt gegeben. Der Kronprinz besitzt auch das Ge-
mälde des fanatischen Hussiten, der im Walde prediget, während
in der Ferne Brand und Verwüstung hausen; eine Darstellung von
grosser Bewegung. Die Zeichnung war 1852 in Berlin zu sehen,
und 1856 brachte er das Gemälde zur Ausstellung, ein reiches
Werk, wie in Gruppirutig, so in landschaftlicher Behandlung. Auf
diesem Bild, das in den Berlinischen Nachrichten 1856 No. 25?
näher beschrieben ist, sehen wir mehr als 20 Figuren in den vor-
theilhaftestei) und sprechendsten Stellungen, wie sie nur je grup-
pirt und nur dem Bilde gegenüber erfasst werden können. Die
feinen Abstufungen im Ausdruck der Gesichter, die homogenen
Haltungen, die Charakteristik der Stellungen. die Meisterhaftig-
keit des landschaftlichen Grundes, diess und noch viele Vorzüge
können Stundenlang den Beschaner hier fesseln und einen GeniuS
bewundern lassen, der sich in allen Theilen der Malerei mit gleiCh
grossem Gliicke bewegt.
Ein ausgezeichnetes Bild gewährt auch sein heimkehrender Kreuz"
ritter, von welchem der Referent in den bezeichneten Berliniscließ
Notizen sagt, dass er in der That nicht wisse, ob er den Reitßß
das Boss oder die Landschaft am meisten bewundern müsse. Genau