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Leocharcs.
Leon.
ob dieses Blatt unserm Lcnzner angehiire, oder dem Kupferstecher,
der um 1760 zu Dresden bei Joseph Camerata lernte.
Leochares, Erzgiesser und Bildhauer von Athen, Zeitgenosse des
Scopas und _Polycles. Seine Thätiglieit ist um Ol. CII. CXI. zu
suchen. Mit 01.102 lässt ihn Plinius seine Bahn betreten, und
auf dieser schritt er bis nach Ol. 107 riihmlich fort. Man weiss
nämlich, dass er mit Bryaxis, Timotheus und Scopas an dem be-
rühmten Grabmale des Mausolus gearbeitet habe, und dieses ge-
schah in der bezeichneten Olympiade , wie die Archäologen Thiersch,
Müller, Sillig u. a. darthun. Die Vollendung dieses Werkes diirfte
sich in die Länge gezogen haben, und daher dehnt man auch die
Thätigkeit dieses Künstlers gegen Ol. CXI. aus.
Wie sich zur Zeit des Leochares die griechische Kunst gestaltet
habe, ist im Artikel der Iiunstheroen iener Periode, des Scopas
und Praxiteles, zu lesen. Nach dem Peloponesischcn Kriege erhob
sich zu Athen und in der Umgegend eine neue Kunstschule, welche
dem Gefeilligeim, dem zarten Schönen huldigte, neben der edlen
und grossartigen Auffassung der älteren Schule eines Phidias. Die-
sen Geist athxneten die Werke des Leochares. Sein Ganymcdes,
der vom Adler emporgetragene Liebling des Zeus, war eben so
reizend als edel aufgefasst." Dieses berühmte Bildwerk war von
Erz, und, so zart gedacht, dass man es, nach Plinius Ausdruck,
selbst dem Adler ansah, wie behutsam er zu Werke gehe, damit
der Knabe von den Klauen selbst durch die Kleider nicht verletzt
werde. O. Müller erkennt in der Statue im Pio-Clement. III. 49 eine
sichere Nachbildung des Ganyined von Leochares. Diese Statue
stellt die Hingebung des geliebten Iinaben an den Erasten in der
andeutenden Manier des Alterthurnes dar. Dass der Adler die Lie-
benden selbst bedeute, tritttz. B. auf den Münzen von Dnrdanos
deutlicher hervor, wo der Gegenstand frecher behandelt ist.
Leoehares fertigte auch eine Statue des Apollo, im Iieramailios
aufgestellt, jenem des Calamis gegenüber. Auf der Burg stand von
ihm eine Statue des Jupiter, welche Meyer und andere mit jener
des Jupiter Polieus, deren Entstehung man nicht kennt, verwech-
seln; allein Pausanias erwähnt der Bildsäule des Leochares und der
andern aus unbekannter-Zeit. Seine colossaleStatue des Mars, die auf
der Burg zu Helikarnass war, erklärten Einige für ein Werk (los
Timotheus, und dann erwahnt Pausanias auch noch eines Bildwer-
kes im langen Gange des Piräus, Jupiter und das Volk vorstellend.
Von Leochares hatte man auch Bildnissstatuen maeedonischer
Fürsten, wie jene des Philipp, Alexander, Amyntas; Olympias
und Euridice, aus Gold und Elfenbein. Timotheus, der Sohn des
Gonon, liess durch ihn die Statue des Isocrates machen, um sie in
Eleusis aufzustellen. Isocrates starb bald nach der Schlacht bei
Gheronea.
Das oben erwähnte Mauisoleum war ein quadratischer Bau (412 F-l
von Pytheus und Satyros, mit der Quadriga 10Ä Fuss hoch. Die
Reliefs des _Frieses sind von den erwähnten Künstlern ausgeführt,
von denen wahrscheinlich noch Reste auf der Burg von Budrun
sich finden. Einiges davon ist in B. Dalton's Antiq. and viewä
in Greece and Egypt- 1791, Anhang: Jonian Antiq. II, Pi. 2. add-
in der 2. Ausg., abgebildet. Ueber das Philologisehe s. Thiersch
Epochen, Sillig's Catalogus, dann auch Müllefs Archäologie.
LGOOTBS, eine andere Lesart für Leochares.
Leim, ein Maler des Alterthums, der aus Plinius nach einem Bild-
nisse der Sappho bekannt ist. X