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Lazzari ,
Donato.
sehen, dass er Tag und Nacht und mit einer Uebereilung arbei-
ten liess, welche späterhin die Veränderungen nothwendig machte,
die wir jetzt erblicken. Doch war bei seinem Tode nur ein Theil
der östlichen Gallerie vollendet, und der Grund zu der westlichen
langen Seite gelegt. Die beiden Archit. Gau und Liemann gaben
1317 eine Hupferplatte von diesem Gebäude heraus. In der neue-
sten Beschreibung Ronfs ist ebenfalls der Entwurf gestochen.
Julius II. konnte in seinem Feuereifer nicht ruhen, und bald
bewegte ihn eine neue Idee. Schon Nieolans V. fasste den Plan
zum Bau einer neuen Yeterskirche, aber erst Julius fiihrte ihn
aus, und die alle ehrwürdige Basilika wurde mit einer fast unan-
stäindigen Eile niedergerissen. Dabei gingen manche Scllätzbare
Reste alter Kunst verloren, die der Architekt hätte retten können,
wenn auch die ungestiime Eile des Pabstes wenig Zeit dazu übrig
liess. Julius wollte eine neue Kirche haben, in welcher. wie Va-
sari und Condidi erzählen, sein grosses prächtiges Grabmal, das
Mich. Angele vcrfertigen sollte, aufgestellt werden könnte, da in
keiner der römischen Kirchen ein schicklicher Platz zu finden war.
Die Ausführung wurde dem berühmten Baukünstler Brarnailte über-
tragen; allein sein Modell blieb unvollendet und sein Plan zum
Ganzen des Gebäudes ist nur durch unvollkommene Abbildungen
auf Münzen lulius II. und Leo X. erhalten worden. Diese lVIiin-
zen sind im Kupferstich bei Bonanni tab. I. p. g. und die von Ju-
lius II. wurde nach Vasari (Vit. di Bramante) von Caradosso ver-
fertiget. Sie zeigen die Kirche in Form eines griechischen Kreu-
zes, in dessen Mitte sich eine grosse Kuppel zwischen zwei Glo-
ckenthiirmen erhebt, und an der Vorderseite eine von sechs Säu-
len getragene Vorhalle. Die Construktion der Kuppel hat uns
Serlio in genauem Grund- und Aufriss bewahrt. Den 18. April
1506 wurde von dem Pabst selbst der erste Stein des neuen Gebäu-
des zu dem Pfeiler der Kuppel gelegt, an welchem jetzt die Säule
der heil. Veronika steht. Durch den Eifer und die Schnelligkeit,
mit der sodann der Bau betrieben wurde, brachte Bramante, vor
seinem im Jahre 1514 erfolgten Tod, nicht nur die vier ungeheu-
ren Pfeiler zu Stande, auf denen sich die Bogen erheben, son-
dern er machte auch den Anfang zu den Tribunen des Mittelschif-
fes und des südlichen Querschilfes, so wie überdiess zu einem mit
dorischen Säulen geschmückten Bezirk fiir den Pabst und seinen
Hofstaat bei der Feier des päbsthchen Hochamtes, ein Werk, das
später von Peruzzi beendigt, dann aber wieder zerstört wurde.
Noch zu seinen Lebzeiten wurde G. da San Gallo zum Baumei-
ster der Peterskirche ernannt.
Brarnantäs Werke ehören indessen zu den schönsten Denkmä-
lern der'neuern Bauiunst in Rom. Sie zeigen zwar nicht den
grossartigen Charakter, wie einige Palläste in Florenz, aber einen
sehr anmuthigen und zierlichen Styl. Als die Vorziiglichsten in
Rom sind der Pallast Giraud. jetzt Torlonia, auf Piazza Scossa-
cavalli, die Cancellaria und die Loggien im Certile di S. Damast!
des Vatikans anzuführen. Das Portal des Pallastes Torlonia, wie
es jetzt sich zeigt, ist ein gesehmackloses Produkt des vorigen Jahr--
hunderts, das alte ist in Ferrcrio palazzi di Roma de piu celebri
arehitetti abgebildet. Die Loggien von S. Damast) wurden unter
BafaePs Leitung im Pontificate Leo X. vollendet. Am Gebäude der
Caneellaria ist vornehmlich der Hof bemerkenswerth. Ihn um-
geben zwei Stockwerke mit Arkaden V01] Säulen getragen, auf de-
nen sich ein massives Gebäude erhebt, wodurch der Künstler den
Eindruck der Kühnheit, mit ungexneiner Zierlichkeit und Leichtig-